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BND-Untersuchungsausschuss BND-Untersuchungsausschuss: Ermittler hörten Reporter von «Stern» und ZDF ab

06.12.2006, 07:50

Berlin/dpa. - Die Strafverfolger hättensich vor allem für die Gespräche von El Masris Anwalt Manfred Gnjidicund Reportern des Magazins «Stern» und des ZDF interessiert,berichtet die «Süddeutsche Zeitung» (Mittwoch) unter Berufung aufAkten. Gnjidic habe gegen den Lauschangriff auf seine Kanzlei imSeptember Verfassungsbeschwerde eingelegt.

Die Staatsanwaltschaft München habe Abschriften von fünfTelefonaten und einer SMS als wichtig für die Ermittlungen gegen diebislang unbekannten Entführer El Masris bewertet und am 7. Juliangeordnet, die Protokolle zu den Akten zu nehmen. DasBundesverfassungsgericht habe das bayerische Justizministerium darumgebeten, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen. Auf Anfrage der Zeitungwollten sich weder Ministerium noch Staatsanwaltschaft äußern.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt seit mehr als zwei Jahren, wer ElMasri Anfang 2004 nach Afghanistan verschleppt und monatelangfestgehalten hat. In der ersten Jahreshälfte 2006 habe dieAnklagebehörde Gnjidics Kanzlei und sein Mobiltelefon abgehört. DieStaatsanwaltschaft habe argumentiert, es könne sein, dass sich ElMasris Entführer bei seinem Anwalt melden könnten, um ihrem Opfer «zudrohen oder einen Deal anzubieten». Gnjidic sei von dem Lauschangrifferst in Kenntnis gesetzt, als er vorbei war.

Der Anwalt Thilo Pfordte - er vertritt Gnjidic dem Bericht zufolgevor dem Verfassungsgericht - griff die Strafverfolger scharf an. «Eswiderspricht jeder Erfahrung, dass Geheimdienste telefonischenKontakt mit ihrem Opfer aufnehmen.» Einer der abgehörten «Stern»-Journalisten kündigte an, das Magazin werde zunächst Akteneinsichtverlangen. «Ich bin schockiert, dass ausgerechnet Journalistenbetroffen sind von dieser Maßnahme, die ja eigentlich den Täterngelten sollte», sagte Hans-Martin Tillack dem Blatt.

Derzeit befasst sich auch der BND-Untersuchungsausschuss mit demFall El Masri. Er will aufklären, ob und was deutsche Stellen von ElMasris Entführung wussten. Er war am 31. Dezember von amerikanischenDiensten verschleppt und Ende Mai 2004 wieder freigelassen worden. Am14. Dezember will der Ausschuss zur Aufklärung der Arbeit derGeheimdienste bei der internationalen Terrorbekämpfung auch Ex-Außenminister Joschka Fischer (Grüne) befragen.