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Auszeichnung Auszeichnung: Zentralrat der Juden ehrt Außenminister Joschka Fischer

10.05.2005, 13:04
Bundesaußenminister Joschka Fischer steht am Dienstag (10. Mai 2005) in Berlin nach der Verleihung des Leo-Baeck-Preises des Zentralrates der Juden in Deutschland neben seiner Freundin Minu Barati. (Foto: dpa)
Bundesaußenminister Joschka Fischer steht am Dienstag (10. Mai 2005) in Berlin nach der Verleihung des Leo-Baeck-Preises des Zentralrates der Juden in Deutschland neben seiner Freundin Minu Barati. (Foto: dpa) dpa

Berlin/dpa. - Der israelische Schriftsteller Amos Oz nannte Fischer in seiner Laudatio einen «pragmatischen Visionär» und «hartnäckigen Friedensstifter». Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) gratulierte Fischer zu der Ehrung. «Mit Ihnen zeichnet der Zentralrat der Juden in Deutschland eine herausragende Persönlichkeit aus, die sich während ihres gesamten politischen Engagements intensiv für die Versöhnung zwischen Juden und Deutschen und für eine gute Zukunft im Nahen Osteneingesetzt hat und weiterhin einsetzt», schrieb Schröder in einem Glückwunschschreiben an Fischer.

Nach Worten Spiegels zeugen die Debatte um die Ehrung verstorbener Diplomaten sowie Reaktionen aus dem Auswärtigen Amt von einem teilweise «beängstigendem Geschichtsverständnis». «So verdienstvoll eine diplomatische Karriere nach dem Krieg verlaufen sein mag, so legitim und notwendig ist die Frage, welche Position der betreffende Beamte in den Jahren des Nationalsozialismus eingenommen hat und wie nah oder fern er dem verbrecherischem System stand.»

Schon in den «frühen Hitler-Jahren» hätten sich Berufsdiplomatendaran beteiligt, die in Deutschland lebenden Juden ihrer bürgerlichen Rechte, ihres Eigentums und ihrer Würde zu berauben. Der Zentralrat unterstütze daher die Absicht, die Geschichte des Amtes in der NS-Zeit durch eine Historiker-Kommission untersuchen zu lassen, betonteder Zentralratspräsident.

In seiner Dankesrede unterstrich Fischer die Notwendigkeit,zwischen NS-Tätern und Mitläufern sowie ihren Opfern klar zuunterscheiden. Es gebe bei Angehörigen seiner Generation den Wunsch, die angeblich bis heute tabuisierten Erfahrungen der Väter und Großväter in der NS-Zeit zu relativieren.

Die Wahrheit über diese Jahre lasse sich aber nicht in Bunkernfinden, sondern in Zeugnissen von Überlebenen, in den Altenheimen Israels, bei den Emigranten in New York, Chicago, Sao Paulo und Buenos Aires, sagte Fischer. Ohne die totale Niederlage Deutschlands wären die Vernichtungslager nie gestoppt worden. «Das ist die ganze, für einen Deutschen bittere Wahrheit», betonte der Minister.

Träger des nach dem Rabbiner Leo Baeck (1873-1956) benanntenPreises waren unter anderem der frühere Bundeskanzler Helmut Kohl,die Verlegerin Friede Springer und der Schriftsteller Ralph Giordano.