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Amoklauf Amoklauf: Ablauf des Massakers am Gutenberg-Gymnasium

15.04.2003, 09:39
Während Polizeieinheiten das Gutenberg-Gymnasium umstellt hatten, in dem der Schüler Robert Steinhäuser mehrere Lehrer und Schüler erschossen hatte, klebten Schüler einen Zettel mit der Bitte um Hilfe an eine Fensterscheibe. (Archivfoto: dpa)
Während Polizeieinheiten das Gutenberg-Gymnasium umstellt hatten, in dem der Schüler Robert Steinhäuser mehrere Lehrer und Schüler erschossen hatte, klebten Schüler einen Zettel mit der Bitte um Hilfe an eine Fensterscheibe. (Archivfoto: dpa) dpa

Erfurt/dpa. - Am Morgen verabschiedet sich der 19-jährige Robert Steinhäuser von seinen Eltern mit der Lüge, er gehe zur Abiturprüfung. Er wohnt nur wenige Minuten von der Schule entfernt.

10.45 Uhr: Steinhäuser betritt seine ehemalige Schule underkundigt sich beim Hausmeister nach der Direktorin. Nach derAuskunft, sie sei nicht zu sprechen, geht er in die Toilette imErdgeschoss. Dort zieht er sich seine schwarze Vermummung über und nimmt eine Pistole. Außerdem hat er eine Pumpgun dabei, die er wegen eines Defekts nicht benutzen wird. In der Toilette findet die Polizei später mehrere hundert Schuss Munition.

10.58 Uhr: Der Ex-Schüler geht zum Sekretariat. Seine ersten Opfer sind die stellvertretende Schulleiterin und eine Sekretärin. In den nächsten knapp zehn Minuten tötet er auf seinem Weg durch die Schule elf Lehrer. An einem Klassenzimmer feuert er durch eine geschlossene Tür und trifft ein Mädchen und einen Jungen, die später beide ihren Verletzungen erliegen.

11.04 Uhr: Per Handy erreicht der erste Notruf die Polizei. EineMinute später meldet der Hausmeister, in der Schule werde geschossen.

11.09 Uhr: Der erste Streifenwagen trifft ein. Polizisten sehen,wie Steinhäuser auf dem Schulhof schießt. Ein Polizist gibt einen Schuss ab, der in einer Sandkiste stecken bleibt. Kurz darauf schießt Steinhäuser aus einem Treppenaufgang auf einen 41-jährigen Beamten und verletzt diesen tödlich.

Auf seinem weiteren Weg durch die Schule begegnet Steinhäuser zwei Lehrlingen, die Bodenbelag verlegen. Einer von ihnen hatte das Geschehen für eine Abiturienten-Inszenierung gehalten. Auf ihre Frage, ob dies ein übler Scherz sei, antwortet Steinhäuser, er sei von der Schule verwiesen worden. Kurz darauf trifft er auf den Lehrer Rainer Heise. Dieser sperrt ihn nach einem Wortwechsel in den leeren Raum 111 ein.

11.17 Uhr: Polizisten hören ein «schussähnliches Geräusch» aus dem Raum. Die Obduktion ergibt, dass sich Steinhäuser zwischen 10.58 Uhr und 11.30 Uhr erschossen hat.

11.20 Uhr: Heise informiert die Polizei, dass er Steinhäuser in einem Raum eingesperrt hat.

11.30 Uhr: Eine Notärztin und ein Sanitäter gehen mit Schutzwesten ausgerüstet in die Schule und finden drei Leichen.

11.43 Uhr: Alarmierte Spezialeinsatzkräfte treffen ein.

12.03 Uhr: Die schwer bewaffneten Polizisten dringen in das Gebäude ein, suchen es Zimmer für Zimmer ab. Es gab Aussagen, dass ein zweiter Täter mit einem Gewehr unterwegs sein soll.

13.00 Uhr: Spezialkräfte öffnen die Tür zum Raum 111 und finden die Leiche des Täters.

14.37 Uhr: Die Spezialisten schließen die Durchsuchung der Schule ab, ohne einen zweiten Täter zu finden.