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Afghanistan Afghanistan: Verteidigungsminister Struck geht weiter von Unfall aus

27.06.2005, 05:59
Ein Krankenwagen verlässt am Montagnachmittag (27. Juni 2005) auf dem Köln-Bonner Flughafen den Hangar, in dem das Lazarett-Flugzeug der Bundeswehr steht. In dem Airbus trafen ein verletzter Bundeswehrsoldat und ein afghanischer Übersetzer der ISAF-Truppen in Kundus ein. (Foto: dpa)
Ein Krankenwagen verlässt am Montagnachmittag (27. Juni 2005) auf dem Köln-Bonner Flughafen den Hangar, in dem das Lazarett-Flugzeug der Bundeswehr steht. In dem Airbus trafen ein verletzter Bundeswehrsoldat und ein afghanischer Übersetzer der ISAF-Truppen in Kundus ein. (Foto: dpa) dpa

Berlin/Kundus/dpa. - Ein bei der Explosion am Samstag verletzter deutscher Soldat und ein schwer verletzter afghanischer Helfer kamen am Montag in Kölnan und werden nun im Bundeswehrkrankenhaus in Koblenz behandelt.

Struck sprach den Angehörigen sein Mitgefühl aus: «Wir trauern umeinen Hauptfeldwebel und einen Oberfeldwebel, die beim Dienst inAfghanistan ihr Leben verloren haben.» Neben den beiden Soldatenstarben sechs afghanische Zivilisten.

Bei einem Besuch im Ausbildungslager Gumnitz bei Torgelow(Mecklenburg-Vorpommern) sagte Struck am Abend, es müsse immer damitgerechnet werden, dass von den 6500 deutschen Soldaten im Auslandeine Todesnachricht komme. Die Soldaten wüssten, dass ihr Lebengefährdet sei. Er räumte aber ein, dass er sich nach solch tragischenVorfällen frage, «ob es richtig ist, was wir da tun». Er habe jedochnoch keinen Soldaten getroffen, der den Einsatz für «Quatsch» halte.

Beim Wiederaufbauteam (PRT) im nordafghanischen Kundus herrschtetiefe Trauer. «Wir haben sehr gute Kameraden verloren», sagte derSprecher der Bundeswehr in Kundus, Fregattenkapitän Roland Vogler-Wander, der dpa.

Struck sagte unter Berufung auf den Kommandeur des PRT in Kundus:«Wir gehen nach wie vor von einem Unfall aus.» Es gebe keine Hinweiseauf einen Anschlag. Auch nach Angaben des Einsatzkommandos derBundeswehr (Potsdam) deutet alles auf einen Unfall hin. DerSicherheitschef der Provinz Tachar, Ghulam Hasrat, sagte unterdessender afghanischen Nachrichtenagentur Pajhwok: «Die Fahrzeuge könntenmit einer ferngezündeten Bombe in die Luft gesprengt worden sein.»

Nach offiziellen afghanischen Angaben hat es gegen das deutschePRT in Kundus vor zwei bis drei Wochen Drohungen gegeben. Es seienFlugblätter verteilt worden, in denen ausländische Truppen zum Abzugaufgefordert worden seien, sagte Provinzgouverneur Muhammad Omar derdpa. Ansonsten seien die Soldaten in Gefahr, habe es weiter geheißen.Omar betonte aber, dass auch er nicht an einen Anschlag glaube.

Struck sagte, zweifellos sei die Lage in Afghanistan weder ruhignoch stabil. Die Entwaffnungsaktion im Distrikt Rustak, rund 120Kilometer nordöstlich von Kundus, sei Routine gewesen. Seit dem 22.Juni hätten 22 deutsche Soldaten die Waffenübergabe überwacht. AmSamstag seien beim Verladen von zwischengelagerter Munition dreiLastwagen nahezu zeitgleich explodiert. Generalinspekteur WolfgangSchneiderhan sagte, dies könne daran gelegen haben, dass dieFahrzeuge dicht nebeneinander standen. Ferner seien Munition undWaffen teilweise sehr alt.

Der verteidigungspolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, Christian Schmidt (CDU), verlangte in der«Mitteldeutschen Zeitung» (Dienstag) eine Überprüfung derSicherheitsvorkehrungen für die Soldaten in Afghanistan.

Die Bundeswehr hilft der afghanischen Regierung seit längerem beider international vereinbarten Entwaffnung der alten Armee. Sie hatim Rahmen der ISAF-Truppe gut 2000 Soldaten in Afghanistanstationiert. Der Hauptteil ist in der Hauptstadt Kabul. Das Team inKundus umfasst 350 Soldaten, davon rund 300 Deutsche.

Infokarte zu den getöteten Bundeswehr-Soldaten in Afghanistan (Grafik: dpa)
Infokarte zu den getöteten Bundeswehr-Soldaten in Afghanistan (Grafik: dpa)
dpa