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Afghanistan Afghanistan: Guttenberg trifft sich im Kampfgebiet mit Soldaten

29.08.2010, 11:55
Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), hier bei einem Besuch am 29. August nahe Kundus an einem so genannten vorgeschobenen Posten der ISAF-Truppe der Bundeswehr (FOTO: DDP)
Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), hier bei einem Besuch am 29. August nahe Kundus an einem so genannten vorgeschobenen Posten der ISAF-Truppe der Bundeswehr (FOTO: DDP) ddp

Baghlan/Kabul/dpa. - Als erster hochrangiger Politiker hatVerteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) deutscheSoldaten im Kampfgebiet in Afghanistan besucht. VomBundeswehrfeldlager im nordafghanischen Kundus aus flog er am Sonntagmit einem Hubschrauber zu einem 70 Kilometer entfernten Außenpostenin der Unruheprovinz Baghlan. Dort ist die «schnelle Eingreiftruppe»(Quick Reaction Force) stationiert, die in der Region auch gemeinsammit der afghanischen Armee operiert. 15 Kilometer von dem auf einerAnhöhe gelegenen Stützpunkt entfernt waren im April vier deutscheSoldaten bei einem Taliban-Angriff getötet worden.

Guttenberg bedankte sich bei den Soldaten für ihren Einsatz. «Esist ganz wichtig, dass man die Realitäten nicht nur vom Schreibtischaus beurteilt, sondern sich die Realitäten auch dort ansieht, wo dieGefechte stattfinden», sagte der Minister. Der Besuch der Truppe imKampfgebiet sei schon lange sein Wunsch gewesen. «Ich glaube, dass essich gehört, dass sich der Minister bei seinen Soldaten auch malblicken lässt, die hier über Wochen unter widrigen Bedingungen ihrenDienst tun».

Guttenberg wollte den Stützpunkt in Baghlan bereits bei seinerletzten Afghanistan-Reise Mitte Juli besuchen. Damals musste erallerdings wegen eines Gefechts auf halben Weg umkehren.

Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU), der Guttenberg nachAfghanistan begleitete, traf am Sonntag in Kabul in getrenntenGesprächen mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai und US-Oberbefehlshaber David Petraeus zusammen. Dabei ging es um dieaktuelle sicherheitspolitische Situation in Afghanistan. Karsai habeden afghanischen Wunsch nach einer Verstärkung des deutschenEngagements unterstrichen, hieß es aus dem Büro des Präsidenten. Eswar die erste Afghanistan-Reise Lammerts seit seinem Amtsantritt vorfünf Jahren. Guttenberg besuchte das Land bereits zum fünften Mal inzehn Monaten.

Am Morgen hatten Lammert und Guttenberg am Ehrenhain derBundeswehr in Kundus der gefallenen deutschen Soldaten gedacht.Zuletzt waren im April insgesamt sieben deutsche Soldaten bei zweiAngriffen der Taliban getötet worden, drei von ihnen waren in Kundusstationiert. Für die internationale Schutztruppe ISAF ist 2010 dasbisher verlustreichste Jahr. Mit 465 Soldaten wurden in den erstenacht Monaten bereits fast genauso viele Soldaten getötet wie imgesamten Vorjahr.

Lammert und Guttenberg informierten sich in Kundus auch über dasneue Ausbildungs- und Schutzbataillon mit 650 Soldaten, das AnfangSeptember komplett einsatzbereit ist. Es soll gemeinsame Operationenmit den afghanischen Streitkräften planen, durchführen undnachbereiten. Mit dieser neuen Strategie soll die Ausbildung derafghanischen Soldaten verbessert und beschleunigt werden. Ein zweitesBataillon soll im Herbst folgen.

Die beiden deutschen Politiker waren bereits am Samstagabend imregionalen ISAF-Hauptquartier für Nordafghanistan in Masar-i-Scharifeingetroffen. Der Bundestagspräsident hatte der Truppe dort dieRückendeckung des Parlaments zugesichert. «Der Bundestag weiß, dasser sich auf die Bundeswehr verlassen kann, und Sie sollten wissen,dass Sie sich auf den Deutschen Bundestag verlassen können», sagte ervor mehreren hundert Soldaten.

Der Verteidigungsminister mahnte erneut eine realistischeBetrachtung des Einsatzes und mehr Aufmerksamkeit für die gefährlicheAufgabe der Soldaten an. Im Sommer habe er das Gefühl gewonnen, dasses in Deutschland wieder «etwas ruhiger in der BetrachtungAfghanistans» geworden sei. Guttenberg warb bei den Soldaten auch umVerständnis für die von ihm geplante Reform der Streitkräfte. DieBundeswehr werde künftig «stärker und besser» sein, sagte er. Erverwies darauf, dass heute bei einer Truppenstärke von rund 250 000Soldaten nur 7000 gleichzeitig im Einsatz sein können. Diese Zahlwill der Minister trotz einer drastischen Verkleinerung der Truppedeutlich erhöhen.