1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. MZ-Test: MZ-Test: Wo werd ich bloß die Flaschen los?

MZ-Test MZ-Test: Wo werd ich bloß die Flaschen los?

Von Kirsten Begert und Jörg Telemann 01.10.2003, 18:11

Halle/MZ. - Leere Flaschen will keiner haben. Auch nachdem gestern das Ende des Einweg-Pfand-Chaos erreicht sein sollte, hat sich nichts geändert. Ein Versuch, x-beliebige Einwegflaschen oder -dosen auch bei einem x-beliebigen Händler einzulösen, scheitert kläglich. Mehrere Stunden hat ein Reporterteam der Mitteldeutschen Zeitung in Halle versucht, drei Beutel voll mit Einwegflaschen gängiger Marken in Supermärkten, Tankstellen oder bei Discountern gegen das obligatorische Pfand auf Erfrischungstränke los zu werden. So gut wie ohne Erfolg. Und das, obwohl der Handel seit gestern dazu verpflichtet ist, alles zurückzunehmen. Allerdings beschränkt sich die Verpflichtung auf das, was die Händler selbst im Angebot haben.

Und da liegt das Problem: Einen Laden außer dem, bei dem man Muster-Cola, Abc-Sprudel oder XY-Brause gekauft hat, mit dem gleichen Angebot, den gleichen Flaschen des gleichen Zulieferers ausfindig zu machen, ähnelt in der Flut der Marken der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Das nutzt der Handel und baut eigene Systeme auf - Insellösungen. Mit unterschiedlich komplizierten Regeln für den Kunden. Der ja eigentlich nur sein Geld zurück will. Bei "Real" geht man dem Problem gleich im Ansatz aus dem Weg: "Alles, was Einwegflaschen waren, außer Saft, ist raus aus dem Sortiment", sagt Thomas Murche, Abteilungsleiter Getränke.

Eine solch rigorose Lösung würde sich Jürgen Höhne, Verkäufer bei Esso, vermutlich wünschen. "Das wird viel komplizierter", schwant ihm. An seiner Tankstelle stehen noch viele PET-Flaschen mit Erfrischungsgetränken der verschiedensten Sorten und in -zig Formen. Und deshalb gilt: Bitte genau nachweisen, wo die Flasche gekauft wurde - noch mit Kassenbon, künftig anhand des Logos auf der Flasche. Trotz Neuregelung.

Beim Discounter Netto muss sogar doppelt bewiesen werden: Obwohl seit gestern sämtliche Einweggetränke in PET-Flaschen mit "Netto"-Relief in den Filialen stehen, muss zusätzlich der Pfandbeleg bei der Abgabe vorgelegt werden. Anders sieht das die Konkurrenz "Plus", bei der dank der Prägung mit dem Firmennamen die Pfandmünze künftig entfällt. "Die haben wir abends immer gezählt. Rund 250 Stück. Jetzt werden es weniger, wir nehmen noch die Restbestände zurück", so eine Plus-Mitarbeiterin. Discounter Aldi dreht den Spieß um. Als einer der ersten mit eigener Insellösung ohne Bons oder Chips informiert der Discounter seine Kunden: Sie könnten sich sicher sein, dass sich für sie nichts ändere.

Kunden aller Supermärkte finden es eigentlich in Ordnung, dass Dosen nicht mehr die Umwelt verschandeln. Doch das Pfandchaos nervt mächtig. So Carolin Fornacon, die deshalb ihre Getränke meist im Mehrwegkasten kauft. Damit liegt sie im Trend. Denn tatsächlich greifen die Verbraucher seit Einführung des Dosenpfandes immer öfter zu Mehrweg, um dem Einweg-Wirrwarr zu entgehen. So wird die Hallenserin bei "Edeka" fündig, das wie "Real" ganz auf Mehrweg umgestiegen ist. Was auch für die Rücknahme gilt. Mit unseren Flaschen werden wir deshalb auch hier abgewiesen. Doch an einer Orlen-Tankstelle haben wir ein wenig Glück. Ganze drei von 30 Flaschen nimmt man uns ab. Aber auch nur, weil Zulieferer "Lekkerland" ihnen sein "P" aufgedrückt hat.

Für das umstrittene Dosenpfand ist andiesem Mittwochmorgen die neunmonatige Übergangsfrist abgelaufen. (Foto: dpa)
Für das umstrittene Dosenpfand ist andiesem Mittwochmorgen die neunmonatige Übergangsfrist abgelaufen. (Foto: dpa)
dpa/dpaweb
Gestoppter Einwegtrend. (Grafik: dpa)
Gestoppter Einwegtrend. (Grafik: dpa)
dpa