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Luftverkehr Luftverkehr: Lufthansa landete vor 20 Jahren in Leipzig/Halle

Von Norbert Claus 10.08.2009, 16:06
Jürgen Raps, ehemaliger Kapitän auf dem ersten deutsch-deutschen Linienflug zwischen Frankfurt/Main und Leipzig, und die ehemalige Flugbegeiterin auf diesem Flug, Barbara Boday-Wüst. (FOTO: DDP)
Jürgen Raps, ehemaliger Kapitän auf dem ersten deutsch-deutschen Linienflug zwischen Frankfurt/Main und Leipzig, und die ehemalige Flugbegeiterin auf diesem Flug, Barbara Boday-Wüst. (FOTO: DDP) ddp

Leipzig/ddp. - Die 70-jährige ehemalige Flugbegleiterin der Lufthansa kann sich nochgenau an jedes Details des Fluges LH 6010 am 10. August 1989erinnern. Damals seien vor dem Abflug auf dem Airport in Frankfurtfast alle auf den Beinen gewesen, sagte sie am Montag auf demFlughafen Leipzig/Halle. An Bord schließlich habe unter denPassagieren eine «frohe Überraschungsstimmung» geherrscht. Heutebezeichnet Boday-Wüst, die in Nordhausen geboren wurde, den Erstflugals «gewaltiges emotionales Ereignis».

Am Montag stand die Frau, die 44 Jahre als Stewardess gearbeitethat, erneut auf dem Flughafen Leipzig/Halle. An ihrer Seite JürgenRaps, damals Kapitän der Boeing 737-300 und heuteLufthansa-Personalvorstand für Flugbetrieb und zugleich Chefpilot.Als damaliger stellvertretender Flottenchef für die Boeing 737 sei erauch für sogenannte neue Anflüge auf neuen Flughäfen zuständiggewesen. Der Messeflughafen Leipzig sei ein solcher gewesen. Deshalbhabe er damals am Steuer der Maschine gesessen.

Mit 110 Passagieren sei das Flugzeug voll besetzt gewesen, sagteRaps. Neben Offiziellen und etwa 50 Journalisten habe es allerdingsnur drei Vollzahler gegeben. In der Business Class wurde der Flugnach Leipzig und zurück für 758 D-Mark angeboten, der «Flieg- undSpartarif» kostete 422 D-Mark. Neben einem Rentnerehepaar, das nachWeißenfels wollte, sei noch ein weiterer Mann an Bord gewesen, dersich jedoch nicht zu erkennen gab, sagte Raps, der mit diesem Flug«ein Loch in die Mauer flog», wie er sagte. Von diesem denkwürdigenEreignis habe er sich alle Zeitungsausschnitte aufgehoben.

Die Grenze zwischen beiden deutschen Staaten bestand nicht nur amBoden, sondern mit einer 30 bis 40 Kilometer breiten militärischenKontrollzone ADIZ (Air Defense Identification Zone) entlang derGrenze auch in der Luft. Zwar gab es drei Luftkorridore durch dieseZone, doch die durften nur die Fluggesellschaften der Alliierten,insbesondere Pan Am, British Airways und Air France, für ihre Flügenach West-Berlin nutzen.

Deshalb konnte Pilot Raps für seinen Flug nicht direkt vonFrankfurt nach Leipzig fliegen. Statt die 310 Kilometer, die beideFlughäfen trennen, auf kürzestem Wege zurückzulegen, musste der Pilotseine Boeing 737 zunächst über seine Heimatstadt Bayreuth in denCSSR-Luftraum steuern, um dann über Prag auf Kurs Nordwest RichtungLeipzig zu schwenken. Eine Strecke von 700 Kilometern, die pro Flug25 Minuten mehr Zeit und 1400 Liter Kerosin mehr kostete.

Drei Monate vor dem Mauerfall galt der Flug als Sensation. AbAugust 1989 flog zunächst jeden Montag und Donnerstag eineLufthansa-Maschine zwischen Frankfurt und Leipzig. Im Gegenzugbediente ab 11. August 1989 die DDR-Fluglinie Interflug zweimal proWoche die Route von Leipzig/Halle nach Düsseldorf. DDR-Zeitungenberichteten damals kurz und knapp über das Ereignis. 20 Jahre danachsind die Flüge auf innerdeutschen Strecken längst zur Normalitätgeworden. Inzwischen fliegt die Lufthansa allein von Leipzig/Halleinsgesamt 90 Mal pro Woche nach München, Düsseldorf und Frankfurt amMain.