Leipzig-West AG Leipzig-West AG: Anklage wegen Betruges und Insolvenzverschleppung

Leipzig/dpa. - Die LeipzigerStaatsanwaltschaft wirft den Angeklagten vor, 4858 Anleger uminsgesamt rund 26,6 Millionen Euro geprellt zu haben. Die Anklagebeschränkt sich dabei zunächst auf Vorgänge aus dem Jahr 2006. Laut Staatsanwaltschaft verleiteten die Angeklagten die Anlegerzu Investitionen in Inhaberschuldverschreibungen, obwohl siespätestens seit 2004 wussten, dass für Rückzahlung und Zinsen keinKapital zur Verfügung stehen würde. Den Anlegern wurden Zinsen vonfünf bis sieben Prozent versprochen. Die Laufzeit für die Einlagenvon mindestens 500 Euro lag bei einem bis fünf Jahren, in einem Fallbetrug sie zwölf Jahre. Der Prozessauftakt war vom Verlesen der Anklageschrift bestimmt.Staatsanwalt Jörg Burmeister und seine Kollegin Sabine Fleinermussten jeden Einzelfall nennen. Sie rechneten damit, dass dies biszu elf Stunden dauern könnte und damit auch den zweiten Prozesstag andiesem Montag einnimmt. «Das ist eines der größten Verfahren dieser Art», sagte Gläubiger-Anwalt Jochen Resch. Der Berliner Jurist vertritt rund 2000 Anleger,die seinen Angaben zufolge ein Kapital von rund 36 Millionen Euroinvestiert haben. «In der Regel war das der Notgroschen für dasAlter», schilderte Resch. Er sieht nur geringe Chancen, das Geldaufzuspüren. Gleichwohl versucht seine Kanzlei, die Spur des Geldeszu verfolgen. Der Jurist beobachtet den Prozess, für den dieWirtschaftsstrafkammer zunächst Termine bis September geplant hat. Der angeklagte Vorstand ist bis heute für die Leipzig-WestAG tätig und unterstützt nach Angaben seines Anwalts denInsolvenzverwalter. Ein Haftbefehl gegen den 51-Jährigen wurde nievollstreckt. «Als mein Mandant die Situation erkannt hat, hat ersofort einen Insolvenzantrag gestellt», sagte Rechtsanwalt Kurt-Ulrich Mayer am Rande des Prozesses. Der 51-Jährige bedauere, dass soviele Anleger ihr Geld verloren haben. Der Nürnberger Kaufmann befindet sich dagegen seit neun Monaten inUntersuchungshaft in Leipzig. Er ist über eine Immobilienfirma zu 74Prozent an der Leipziger Wohnungsgesellschaft beteiligt, die Teileines Firmengeflechts ist. Sein Anwalt, Martin Meinberg, willunmittelbar nach Verlesen der Anklage erste Beweisanträge stellen.Dabei will er auch die lange Dauer der Untersuchungshaft monieren. Die Leipzig-West AG hatte im Juni 2006 Insolvenz beantragt, dreiMonate später wurde das Verfahren eröffnet. Laut Insolvenzverwalterhaben 38 000 Gläubiger 45 000 Forderungen in Höhe von 339 MillionenEuro angemeldet. Verbraucherzentralen und das Deutsche Institut fürAnlegerschutz hatten schon seit längerem vor den Versprechungen desImmobilienunternehmens gewarnt.