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Lehrstellen Lehrstellen: Ausbildungspakt zeigt erste Erfolge

02.12.2004, 06:45
Ausbildung zum Werkzeugmechaniker. Bundesregierung und Wirtschaft sehen erste Erfolgeihres im Sommer verabredeten Ausbildungspaktes. (Foto: dpa)
Ausbildung zum Werkzeugmechaniker. Bundesregierung und Wirtschaft sehen erste Erfolgeihres im Sommer verabredeten Ausbildungspaktes. (Foto: dpa) dpa

Berlin/dpa. - Bundesregierung und Wirtschaft sehen erste Erfolgeihres im Sommer verabredeten Ausbildungspaktes. So konnte die Zahlder im Herbst noch nicht vermittelten 44 600 Jugendlichen bis EndeNovember um nahezu auf die Hälfte reduziert worden. Nach Jahren desRückgangs haben die Betriebe erstmals wieder mehr Lehrstellenangeboten - unter dem Strich 15 000 mehr als in 2003. Dabei haben 25000 Unternehmen erstmals einen Lehrling eingestellt. Diese Zahlennannte das Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit, HeinrichAlt, am Freitag in Berlin.

Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) sprach von einem «sehrermutigendem Ergebnis». Die Partner des Ausbildungspaktes hätten ihrVersprechen gehalten. Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD)sagte, der Pakt habe auf dem Lehrstellenmarkt «eine Trendwendegeschafft». Die IG Metall nannte die Bilanz dagegen eine«Mogelpackung». SPD-Fraktionschef Franz Müntefering kündigte an, dassder Pakt fortgesetzt und im nächsten Jahr früher mit der Vermittlungbegonnen werde. SPD und Grüne hatten nach Abschluss des Paktes mitder Wirtschaft ihre ursprünglichen Pläne für eine gesetzliche Abgabevon Betrieben ohne Lehrlinge auf Eis gelegt.

Den unversorgten Jugendlichen wurden teilweise reguläreLehrverträge angeboten, aber auch berufsvorbereitende Kurse oderso genannte Einstiegsqualifikationen. Dies sind mehrmonatigePraktika, für die die Bundesregierung einen Zuschuss zahlt.Handwerkspräsident Dieter Philipp sagte, es handele sich nicht dabeium «Restangebote», sondern zum Teil um hochwertige Beschäftigungen.Die Jugendlichen sollte diese Chance ergreifen. Insgesamt stehen 25000 solcher Einstiegsqualifikationen zur Verfügung.

Wer keine Lehrstelle bekommen hatte, war von Kammern undArbeitsämtern zu Beratungsgesprächen eingeladen worden. DieBeteiligung an den Gesprächen war regional sehr unterschiedlich.Während in Berlin nur jeder dritte Jugendliche ohne Lehrstelle dasGespräch suchte, waren dies in Sachsen-Anhalt 88 Prozent. 16 600Jugendliche, bei denen Zweifel an der Ausbildungsreife bestand,stellten sich einem «Kompetenzcheck».

Die IG Metall warf Arbeitgebern und Bundesregierung vor, dieBilanz für das Ausbildungsjahr 2004 schön zu rechnen. Noch immerseien 47 900 ausbildungswillige Jugendliche ohne Lehrstelle, sagteIG-Metall-Vorstandsmitglied Erwin Vitt am Freitag in Frankfurt.

Deutliche Kritik übten Wirtschaft und Bundesregierung an derschulischen Vorbildung vieler Jugendlicher. Die deutschen Schulenentlassen seit Jahren rund zehn Prozent aller Schüler ohne Abschluss.Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK),Ludwig Georg Braun, sagte, oft brächten aber auch Jugendliche mitHauptschul- oder Realschulabschluss nicht das Niveau für einebetriebliche Ausbildung mit. Statt nach der Schulzeit mit teurenSonderprogrammen «nachzubessern» sollte bereits im achten und neuntenSchuljahr eine bessere Berufsvorbereitung beginnen. Braun: «DieSchulen schaffen das nicht allein. Sie brauchen Hilfe durchAssistenten oder Sozialpädagogen».

Bulmahn forderte eine frühere Zusammenarbeit von Schulen,Arbeitsämtern und Betrieben. Sie kündigte dazu ein Gespräch mit derKultusministerkonferenz (KMK) an.