Lebensmittel Lebensmittel: Von der Lohnmosterei zur Großfirma

Ellefeld/dpa. - Von der kleinen Lohnmostereientwickelte sich die Firma mit derzeit rund 70 Mitarbeitern zu einembundesweit gelisteten Lieferanten. Mit einer 1,5 Millionen-Euro-Investition wird gerade die Erweiterung der Kapazitäten forciert.
Zu DDR-Zeiten war die 1972 verstaatlichte Firma alleinigerHersteller von Babysäften. Fast jedes Kind wuchs mit den Produktenaus dem Vogtland auf. «Früchte C» oder Orange-Karotte schmeckte abernicht nur den Kleinen. Auch Erwachsene liebten die Fläschchen mitSäften aus «Südfrüchten» als geschmackliche Alternative zumallgegenwärtigen Apfelsaft. Selbst für Whisky-Kreationen dienten dievitaminreichen Getränke. «Auf 17 Millionen DDR-Bürger kamen rund 150Millionen Flaschen Babysaft im Jahr», erklärt Wilfried Ackermann diegroße Menge. Grundbestandteile wie Bananenpüree oderOrangensaftkonzentrat wurden für Westgeld herbeigeschafft.
Wie zu DDR-Zeiten werden die Kindersäfte unter dem Namen«Kinella» - Kindernahrung Ellefeld Ackermann - vertrieben. Mehr als25 Sorten sind im Angebot: von Karotten- über Multivitamin-Saft biszu Schorlen und mit Saft gemixten Tees. «Wir haben gerade einenFrüchtebrei in drei Sorten für Kinder entwickelt», sagt Ackermann.«Viele Kunden besinnen sich auf das zurück, was ihnen selbst in derKindheit geschmeckt hat.»
Ackermann, der mit seiner Schwester Cornelia Eckstein in dritterGeneration die Firma führt, konnte nach der Wende die Kunden halten.«Höchste Qualitätsansprüche, beste Zutaten und immer wieder einneues Produkt», beschreibt er den Anspruch. Tochter Melanie, vierteGeneration im Unternehmen, ist die experimentierfreudigeEntwicklerin, Sohn Dominik kümmert sich ums Marketing. NeffeChristian Eckstein ist für Finanzen zuständig.
Neben Produkten speziell für Kleinkinder werden aber auch Säftehergestellt. Inzwischen gehören insgesamt etwa 70 bis 80verschiedenen Produkte zum Sortiment. Verarbeitet werden vor allemÄpfel, Orange, Birne, Beeren und Ananas, aber auch Pflaumen undMango. Bei Gemüse sind es hauptsächlich Karotten. «Wir profitierendabei vom Interesse an Fitness und gesunder Ernährung», sagtAckermann.
Von Ellefeld aus gehen Säfte auch in den Export, nach Frankreich,Belgien oder England. Dazu werden Getränke in Lohnfertigung fürKunden im In- und Ausland abgefüllt. «Der Markt bestimmt, was wirproduzieren», sagte Ackermann. Dazu gehöre die Größe der Flaschenund ob die aus Glas oder Plastik bestehen. Ein großer Teil der Säftewerde seit 2001 bereits in die leichten PET-Flaschen abgefüllt, wiees der Handel verlange.
Um die Standbeine der Firma auf sicheren Grund zu stellen,entstehen ein Lager und eine Kelterei zur Verarbeitung von Äpfel undBirnen aus der Region. «Die Summe von 1,5 Millionen Euro wurde ausEigenmitteln und durch Kredite aufgebracht», sagt Ackermann. AnfangAugust sollen bereits die ersten Äpfel verarbeitet werden. Dieinsgesamt 50 Tanks können jeweils 51 000 Liter Saft aufnehmen. 2000bis 2500 Tonnen Früchte sollen hier zu Säften werden.
«Damit können wir wieder die Fertigungslinie von der eigenenKelterei bis zur Abfüllung in Flaschen schließen», sagt Ackermann.Bislang wurden mehr mehr als 20 Millionen Euro in das Unternehmeninvestiert. Für dieses Jahr wird mit einem Umsatz von 16 bis 17Millionen Euro gerechnet.