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Kinowelt-Insolvenz Kinowelt-Insolvenz: Gründer wagen ein Comeback in Leipzig

Von Rüdiger Krone 02.09.2002, 13:41
Michael Kölmel
Michael Kölmel dpa

Leipzig/MZ. - "Der Medienstandort erhält mit diesem Firmenzuwachsneuen Schwung. Wir haben hart dafür gearbeitet",freute sich Leipzigs Wirtschaftsbeigeordneter,Detlef Schubert (CDU), über einen Ansiedelungserfolg,der, wie er sagt, "gegen harte Konkurrenzaus München, Berlin, Hamburg und Köln errungen"worden sei. Derzeit liefen noch letzte Detailverhandlungenmit der Kölmel-Gruppe, erklärte Schubert.So variiere die Zahl der nach Sachsen mitziehendenMünchener Mitarbeiter noch zwischen 20 und30. Die Zahl neuer Stellen der Firma, dieins Medienhaus am Leipziger Listplatz einziehensolle, werde bei mehr als 100 erwartet.

Der Wechsel nach Leipzig war eine Bedingungfür frische Kredite der Sparkasse Leipzigund der Deutschen Kreditbank (DKB), die esKölmel zum dafür letztmöglichen Termin, am9. August, überraschend ermöglicht hatten,die Kaufofferte der Mitbewerber auszustechen.Noch einen Monat zuvor hatte Kinowelt-InsolvenzverwalterWolfgang Ott eine nahtlose Fortführung desoperativen Geschäftes durch die "Neue Kinowelt"München, ein Management-Buy-Out (MBO) derehemaligen Kinowelt-Geschäftsführer MarcusSchöfer und Jerry Payne angekündigt. Sie wolltendie Arbeitsplätze im Kerngeschäft weitgehendin München erhalten, konnten aber die Finanzierungnicht aufbringen.

Als Hauptgesellschafterin der größtenostdeutschen Sparkasse hatte die Stadt Leipzigbei den Kreditverhandlungen mit Kölmel undbei der Weichenstellung für das Kinowelt-Nachfolgeunternehmenein gewichtiges Wort mitgesprochen. "Wir schauenals Kommune bei großen Insolvenzen immer,ob sich ein Engagement zum Herauskauf vonVermögenswerten anbietet, mit denen im operativenGeschäft Geld verdient werden kann", verrätDezernent Schubert. Entscheidend sei freilichauch die Passfähigkeit des Geschäfts mit  LeipzigsWirtschaftsförderungskonzept, das dem Motto"Die Stärken stärken" folge. Der Medien-,Kommunikations- und Internetbereich gehörezu jenen Wachstums trächtigen Branchen, dieLeipzig im besonderen Maße fördern wolle.

Die Stadt Leipzig dürfte sich ihrerseits fürden Ex-Konzernchef Michael Kölmel auch wegenseiner anderen hiesigen Unternehmungen angebotenhaben. Denn in der mitteldeutschen Regionwar der "Herr der Filme und des Fußballs",der als Privatperson von der Konzernpleitenicht betroffen ist, zuvor schon beteiligtan Medienunternehmen wie der Drefa Media HoldingLeipzig oder dem halleschen DVD-ProduzentenDigital Images. In seiner Hand ist auch dieBesitzgesellschaft des neuen Leipziger Fußball-WM-Stadions.Und mit dem Oberligisten VfB Leipzig als Vermarktungspartnerhält Kölmel hier auch noch einen Rest deseinst von der nun ebenfalls insolventen Kinowelt-TochterSportwelt finanzierten und gelenkten Fußballimperiumsaufrecht. Bei anderen einstigen Kölmel-Klubswie dem 1. FC Magdeburg oder dem FC SachsenLeipzig ist man auf den Ex-Geldgeber, dersie in Bedrängnis hatte fallen lassen, heutefreilich weniger gut zu sprechen.