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Internet-Musikplattform Internet-Musikplattform: Bundeskanzler Schröder gibt Startschuss für PhonoLine

Von Verena Wolff 18.03.2004, 14:47
Bundeskanzler Gerhard Schroeder (SPD, r.) startet am Donnerstag (16.03.04) in Hannover auf der CeBIT 2004 am Stand der Deutschen Telekom die legale Musikboerse Phonoline mit dem Domwnload von Kate Ryans (2.v.r.) neuem Lied, zusammen mit dem Telekom- Vorstandsvorsitzenden, Kai-Uwe Ricke (2.v.l.) und dem Vorsitzenden der Deutschen Phonoakademie Gerd Gebhard (3.v.l). Vom 18. bis 24. Maerz 2004 werden etwa 6.400 Aussteller aus 64 Nationen ihre Produkte auf der weltweit groessten Computermesse ausstellen. (Foto: ddp)
Bundeskanzler Gerhard Schroeder (SPD, r.) startet am Donnerstag (16.03.04) in Hannover auf der CeBIT 2004 am Stand der Deutschen Telekom die legale Musikboerse Phonoline mit dem Domwnload von Kate Ryans (2.v.r.) neuem Lied, zusammen mit dem Telekom- Vorstandsvorsitzenden, Kai-Uwe Ricke (2.v.l.) und dem Vorsitzenden der Deutschen Phonoakademie Gerd Gebhard (3.v.l). Vom 18. bis 24. Maerz 2004 werden etwa 6.400 Aussteller aus 64 Nationen ihre Produkte auf der weltweit groessten Computermesse ausstellen. (Foto: ddp) ddp

Hannover/dpa. - Die Scorpions waren da, Oli P. und Mousse T. auch. Doch zur PhonoLine-Premiere am Donnerstag auf der CeBIT in Hannover wählte Bundeskanzler Gerhard Schröder den neuen Song von Kate Ryan «Only If I» als ersten Download. Der Vorsitzende der deutschen Phonoverbände, Gerd Gebhard, zog das Stück als erstes legal aus dem Netz und tanzte mit der blonden Künstlerin, während der Kanzler mit Interesse auf die Seite des Anbieters «cts eventim» schaute, von dem das Lied auf die Festplatte des Telekom-Laptops wanderte.

Lange Monate hatte es gedauert, bis sich die Musikanbieter geeinigt hatten und die technische Plattform der Telekom- Festnetzsparte T-Com ausgereift war. Spötter nannten das Vorhaben bereits das «Toll Collect der deutschen Musikindustrie». «Mit dem vorhergesehenen Starttermin Weihnachten wollten wir uns selbst ein Geschenk machen», sagte Gebhard. Allerdings hält er die Startverzögerung für nicht so schlimm. «Ein Mal verschoben ist kein Mal.» Zur Premiere stehen nun 250 000 Titel zum Herunterladen bereit, bis Ende des Jahres sollen es 700 000 aus den unterschiedlichsten Genres sein.

Surfer allerdings werden den Namen «PhonoLine» vergeblich suchen, denn die Site phonoline.de vertreibt direkt keine Musik. Vereinigt sind dort die fünf großen Plattenfirmen BMG, Universal, Sony, Warner und EMI - aber auch kleine unabhängige Label sollen ihre Künstler dort vermarkten. «T-Com liefert nur die Infrastruktur an», betont Sprecher Frank Domagala. PhonoLine ist ein so genanntes Business-to- Business-Produkt, bei dem die Händler ihre eigenen Shops eröffnen können oder mit einem Musik-Download in ihrem Namen auf anderen Seiten präsent sind.

Günstigster Anbieter der legalen Musik aus dem Netz ist Europas führender Eintrittskarten-Verkäufer «cts eventim». «Wir glauben, dass der Preis pro Musikstück unter einem Euro liegen muss», sagte der CTS-Vorstandsvorsitzende Klaus-Peter Schulenberg. 99 Cent ist darum auf der Seite eventim-music.de der Einheitspreis für alle Stücke - und soll es auch möglichst lang bleiben. 30 Sekunden jedes Liedes sind frei - damit niemand die Katze im Sack herunterladen muss.

Der zweite Anbieter, popfile.de, hinter dem Universal Music steckt, hält einen höheren Preis für angemessen: 1,49 Euro sind dort pro Lied zu entrichten. Weitere Anbieter sollen in Zukunft hinzu kommen, einer von ihnen ist die Seite des Musiksenders viva. Bezahlt werden kann auf verschiedenem Weg: «PhonoLine ermöglicht diskriminierungsfrei die Integration sämtlicher Bezahlsysteme: Prepaid-Karten, Zahlen über die Telefonrechnung, Kreditkarte oder T- Pay», sagte T-Com Marketing- und Vertriebsvorstand Achim Berg. Denkbar sei auch, eine Art «Download-Flatrate» für Musik anbieten.

Für die deutsche Musikwirtschaft wurde es höchste Zeit, sich ein Konzept für den legalen Musikdownload zu überlegen. In den USA hat Apple mit seinen ebenfalls legal und zum einheitlichen Preis von 99 US-Cent zu kaufenden iTunes voll den Geschmack seiner Kunden getroffen. Jüngst wurde der Download des 50-millionsten Titels bekannt gegeben. Acht Milliarden Musikstücke allerdings, so wird geschätzt, wurden im vergangenen Jahr illegal getauscht.

Dorn im Auge und Bedrohung für die Verkaufszeichen gleichermaßen ist großen und kleinen Labels und den Verbänden der illegale Musiktausch, dem alle gemeinsam den Kampf angesagt haben. Notfalls werde gegen einzelne Anbieter geklagt. «Wir verfolgen im Internet eine klare Doppelstrategie», sagte Phonoverbände-Sprecher Gebhard. «Einerseits legale und sichere Musikangebote unterstützen und andererseits gegen illegale Angebote konsequent vorgehen.»