Hintergrund: Der Arcandor-Konzern
Essen/dpa. - Der Handels- und Tourismuskonzern mit dem Kunstnamen Arcandor entstand 2007 aus der KarstadtQuelle AG. Am 9. Juni 2009 musste Arcandor Insolvenzantrag für die Arcandor AG sowie unter anderem die Töchter Karstadt und Quelle stellen.
Mit rund 38 000 von der Insolvenz betroffenen Mitarbeitern dürfte die Arcandor-Pleite als einer der bislang größten Insolvenzfälle in die deutsche Wirtschaftsgeschichte eingehen. Zuvor hatte Arcandor mit knapp 20 Milliarden Euro Konzernumsatz im vergangenen Geschäftsjahr zu den größten Unternehmen im MDax gezählt. Seit Ende September wird der Konzern wegen des auf Centbeträge gefallenen Kurses nicht mehr im Börsenindex notiert.
Zu Arcandor gehört das traditionsreiche Warenhausgeschäft mit 126 Sport- und Warenhäusern. Karstadt trug im Geschäftsjahr 2007/08 (30. September) mit 4,1 Milliarden Euro Umsatz rund ein Fünftel zum Umsatz bei und schrieb einen operativen Verlust (EBIT) von 272 Millionen Euro. Gewinnbringer des Konzerns war die Tourismussparte Thomas Cook mit rund 11,4 Milliarden Euro Umsatz und knapp 113 Millionen Euro EBIT.
Die Versandhandelstochter Primondo mit dem Universalversender Quelle und weiteren Spezialunternehmen schrieb einen operativen Verlust von 76,5 Millionen Euro. Der Jahresumsatz lag zuletzt bei 2,9 Milliarden Euro. Primondo beschäftigte in Deutschland knapp 10 500 Menschen. Nach den jetzt gescheiterten Plänen des vorläufigen Insolvenzverwalters sollten bis Januar 2010 rund 3700 Stellen wegfallen.
Arcandor litt schon seit Jahren unter hohen Schulden, die bereits 2005 und 2008 Rettungsaktionen der Großaktionärin Madeleine Schickedanz nötig machten. Teil des Problems waren die hohen Mieten für die Kaufhaus-Standorte von jährlich rund 350 Millionen Euro. Der frühere Vorstandschef Thomas Middelhoff hatte die Häuser zur Sanierung des Konzerns verkauft und dann zurückgemietet.