Handelskette Handelskette: Tengelmann-Holding übernimmt Woolworth
Frankfurt/Main/dpa. - Die angeschlagene Kaufhauskette Woolworthwird von einer Holding der Tengelmann-Handelsgruppe übernommen. EinSprecher des Frankfurter Insolvenzverwalters Ottmar Hermannbestätigte am Freitag den Vertragsabschluss. Das Geschäft stehe abernoch unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Gläubigerausschusses unddes Bundeskartellamtes. Woolworth werde mit seinem im vergangenenJahr erarbeiteten Konzept als Ganzes erhalten. Alle 4500Beschäftigten erhielten ein auf ein Jahr befristetesArbeitsplatzangebot zu gleichen Konditionen wie bislang.
Die Gewerkschaft Verdi fürchte bei grundsätzlicher Erleichterungum die Tariftreue im neuen Unternehmen, sagte Verdi-SprecherinCornelia Haß in Berlin. Der an der Holding HH beteiligte DiscounterKik sei bereits in der Vergangenheit wegen sittenwidrig niedrigerLöhne verurteilt worden. «Wir fordern langfristige Perspektiven auchfür die Beschäftigten», sagte Haß. Unklar ist vor allem die Zukunftder rund 200 Beschäftigten in der Frankfurter Woolworth-Zentrale.
Nach dpa-Informationen hat die HH-Holding den Zuschlag unterzuletzt vier Bietern erhalten. Bei HH handelt sich um ein in Bönenbei Dortmund beheimatetes Konsortium des Handelskonzern Tengelmannmit seinen Discount-Töchtern Kik und Tedi. In Bönen sind auch Kik unddie von der Frankfurter Mutter unabhängige Woolworth-Logistiktochterbeheimatet.
Der zahlungskräftige strategische Investor HH war vor allem vomgrößten Woolworth-Vermieter, dem US-Finanzhaus Cerberus, imVerkaufsverfahren nachhaltig unterstützt worden. Gegen den Willen vonCerberus könne Woolworth nicht veräußert werden, hatteInsolvenzverwalter Hermann schon vor dem Deal erklärt. Cerberusbesitzt mehr als die Hälfte der noch offenen 162 Woolworth-Filialen.Nach unbestätigten Angaben will HH sogar bereits geschlosseneWoolworth-Filialen wiederbeleben.
Die HH-Holding äußerte sich nicht zu der Übernahme und verwiesschriftlich auf Vertraulichkeitserklärungen, die man abgegeben habe.Einer der unterlegenen Bieter, der auf Einzelhandelssanierungen wiebei Sinn-Leffers spezialisierte US-Finanzinvestor Gordon Brothers,räumte seine Niederlage ein, lehnte aber weitere Kommentare ab.
Die vom bereits untergegangenen britischen Mutterhaus unabhängigeBillig-Kaufhauskette Woolworth Deutschland hatte im April 2009Insolvenz angemeldet. Der Insolvenzverwalter hatte nach eigenenAngaben ein neues Konzept erarbeitet, die Sortimente entrümpelt, rund150 kleine und sehr große Filialen geschlossen und Woolworth zuletztmit 162 Verkaufsstellen weitergeführt. Ziel sei immer dervollständige Verkauf der Kette gewesen, sagte Hermanns Sprecher. DasKonzept habe sich durchgesetzt. «Die Braut war nicht nur hübsch,sondern auch sehr begehrt.»