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Flugzeugbau Flugzeugbau: Airbus A380 absolviert Probeläufe in Abu Dhabi

Von Heiko Stolzke 26.07.2006, 09:31
Das weltgrößte Passagierflugzeug Airbus A380 macht Station auf dem internationalen Flughafen von Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate). (Foto: dpa)
Das weltgrößte Passagierflugzeug Airbus A380 macht Station auf dem internationalen Flughafen von Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate). (Foto: dpa) dpa

Abu Dhabi/dpa. - Auf einen besonders heißen Prüfstand habenTestpilot Wolfgang Absmeier und seine Kollegen in dieser Woche mitdem riesigen Airbus A380 Kurs genommen: Im Wüstenemirat Abu Dhabitesten sie bei mehr als 40 Grad Celsius die Flugzeugsysteme unterextremen Bedingungen. Der einwöchige Test ist Bestandteil desZulassungsverfahrens für den weltgrößten Passagierjet mit 555 Sitzen,der Ende 2006 bei Singapore Airlines erstmals in den Liniendienstgehen soll.

«Wir prüfen zum Beispiel die Klimaanlage», sagt TestingenieurPascal Verneau. In Abu Dhabi ist es drückend wie in einer Dampfsauna.Frischluftsysteme an Bord müssen aber perfekt funktionieren und inder Kabine möglichst schnell Temperaturen von 20 bis 25 Grad Celsiusschaffen. Schließlich sollen Passagiere aus dem klimatisiertenFlughafen in einen ähnlich temperierten Jet einsteigen. Die Strategievon Airbus oder Boeing ist dabei vergleichbar mit Versuchsreihen vonAutoherstellern: Diese fahren mit neuen Prototypen ebenfalls inWüsten oder extrem heiße Regionen, um Motor und Klimaanlage unterAlltagsbedingungen zu testen.

Verglichen mit Autoherstellern müssen Airbus und Boeing aber nochüber einige andere Probleme nachdenken. Frischluftversorgung in einemGroßraumjet ist eines der kompliziertes Systeme an Bord: Einerseitsmuss die Anlage den Kabinendruck auf einem angenehmen Niveau von rund2000 Metern Höhe halten, wenn das Flugzeug in lebensfeindlichen12 000 Metern Höhe unterwegs ist. Außerdem soll die Luft entsprechendtemperiert sein. Dazu nutzen die Ingenieure einen Trick: Sie zapfeneinen kleinen Teil der bereits im Triebwerk verdichteten undaufgeheizten Luft wieder ab und leiten diese in die Kabine.Luftmischer und Kühlgeräte stellen sicher, dass eine angenehmeTemperaur an Bord herrscht.

Belastungen beim Reiseflug sind eher konstant. Spannend wird es amBoden: So steht ein Passagierjet manchmal mehrere Stunden in derMittagssonne oder über Nacht in eisiger Kälte - das heißt Gluthitzebis zu 50 Grad Celsius plus oder klirrende Minusgrade von 40 Gradunter Null. «Im Winter waren wir in Kanada und haben dort denKältetest gemacht», sagt Testingenieur Verneau.

Der Hitzetest mit dem Airbus A380 in Abu Dhabi ist dabei dicht ander Realität. Schließlich hat Etihad Airways aus dem Emirat das neueRiesenflugzeug bestellt. «Wir wollen im Frühjahr 2008 unsere ersteA380 in Dienst stellen», sagt Etihad-Vorstandsvorsitzender GeertBoven. Ein weiterer Kunde in der Nachbarschaft ist Emirates ausDubai.

«Ein anderer Schwerpunkt sind die Triebwerke», sagt TestpilotWolfgang Absmeier. Der erfahrene A380-Pilot und seine Kollegenabsolvieren dazu unter anderem Starts und Landungen auf dem Flughafenvon Al Ain. Der Landeplatz mit einer 4000 Meter langen Piste liegt inAbu Dhabi in der Nähe des internationale Verkehrsflughafens, ist abernicht so stark frequentiert wie die Heimatbasis von Etihad.

Hitze, Höhe und Luftdruck wirken sich unmittelbar auf dieLeistungsfähigkeit von Triebwerken aus. So muss eine Besatzung vorjedem Start berechnen, ob das Flugzeug mit der geplanten Zuladung vonPassagieren, Kraftstoff und Fracht sicher abheben kann und wie langdie erforderliche Startstrecke sein wird. In die Kalkulation ist eindickes Sicherheitspolster eingebaut - ein vierstrahliges Flugzeugkann zum Beispiel auch dann abheben, wenn ein Motor beim Startausfällt.

Der Airbus A380 ist beim Thema Startbahn trotz seiner Ausmaße eherbescheiden. Obwohl das Flugzeug rund 150 Tonnen mehr wiegt als die400 Tonnen schwere Boeing 747, braucht es keine längere Startbahn.«Die A380 kann von allen Flughäfen starten und landen, auf denen auchdie 747 eingesetzt wird», erklärt der Airbus-Direktor für die RegionMittelost, Habib Fekih. Je nach Ausstattung des Flughafens müssenunter Umständen Fluggastbrücken oder die Abfertigungsanlagenmodernisiert werden.

Resultate des heißen Probelaufs von rund einer Woche in Abu Dhabiinteressieren aber nicht nur Airbus und Kunden wie Etihad. «UnserHitzetest ist fester Bestandteil des Zulassungsverfahrens»,beschreibt Testingenieur Verneau. Das heißt: Die Luftfahrtbehördenkontrollieren die Ergebnisse ebenfalls, bevor sie ein neues Flugzeugwie die A380 zum Passagierflug zulassen.