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Firmen der Region: Purac GmbH Firmen der Region: Purac GmbH: Merseburger packen Abwasser weltweit an

Von Steffen Höhne 11.04.2003, 14:53

Merseburg/MZ. - Der Geschäftsführer der Purac GmbH, Gerald Fiß, geht derzeit oft auf Reisen. Zwischen England, Kanada, Tschechien und China pendelte der Manager in den vergangenen Monaten hin und her. Denn das Anlagenbauunternehmen für Wasseraufbereitung und Abwasserbehandlung weitet seine Geschäfte über die Grenzen des deutschsprachigen Raums aus. Der forcierte Expansionskurs ist allerdings eher Resultat einer Kompensation für den schwachen heimischen Markt. Dies war mal anders.

Bei der Gründung der Firma stand die Frage: Kann man aus Chemieanlagenbauern Experten für Klärwerke machen? Die Gesellschafter der britischen Purac Group, einer Tochter des Wasserversorgers Anglian Water Plc, gaben Gerald Fiß und einigen seiner Kollegen aus dem ehemaligen Chemieanlagenbau Kombinat, Betriebsteil Leuna, ein halbes Jahr Zeit. Diese wurde genutzt. Mit Unterstützung der schwedischen Purac fand 1991 innerhalb kürzester Zeit ein kompletter Know-how-Transfer statt. "In den neuen Bundesländern gab es einen enormen Nachholbedarf an Kläranlagen - die Zeit drängte", erinnert sich Fiß.

Der technologisch-orientierte Anlagenbauer baute bis heute 45 kommunale Klärwerke wie in Leuna, Roßwein oder Raßnitz. In Markranstädt bei Leipzig errichteten die Merseburger 1999 die bis dato größte kommunale Biomembran-Kläranlage Europas. Hier wird anstelle konventioneller Nachklärbecken die Schlammseparation mit dem Mikrofiltrations-Verfahren ausgeführt. "Das gereinigte Abwasser erreicht Badewasserqualität", sagt Fiß. Fast immer übernehmen regionale Firmen die Bauausführung. Innerhalb kürzester Zeit entwickelte sich das Unternehmen zu einem der vier weltweiten Hauptstandorte der Purac-Gruppe.

Seit der ostdeutsche Markt Ende der 90er Jahre eine Sättigung erreichte und auch westdeutsche Kommunen unter knappen Mitteln leiden, verstärkt die Firma ihren zweiten wichtigen Geschäftsbereich: die Abwasserbehandlung für Industriebetriebe. "Wir sind einer der führenden deutschen Anbieter für Abwasseranlagen in der Papier- und Zellstoffindustrie", sagt Vertriebsleiter Franz Greulich. Für die Papierfabrik in Annaberg-Buchholz oder die sich im Bau befindende Zellstofffabrik bei Stendal kommen eigens entwickelte Verfahren der biologischen Abwasserbehandlung zum Einsatz. Aufgrund der finanziell starken Gesellschafter, so Greulich, könne man auch solch langjährige Projekte begleiten.

Dennoch konnte sich die Firma nicht vollkommen vom schrumpfenden Markt abkoppeln. Heute arbeiten 35 von ehemals 50 Mitarbeitern an rund zehn Projekten jährlich. Obwohl das Unternehmen nach den Worten von Fiß operativ relativ unabhängig vom britischen Mutterkonzern agiert, muss es seine Renditen erzielen. "Um fehlende Aufträge und sinkende Margen in Deutschland auszugleichen, treiben wir das Auslandsgeschäft voran", so der Manager.

Im tschechischen Ceske Budejovice gründete Fiß eine Tochtergesellschaft. Derzeit wird in Teplice-Bystrany bei laufendem Betrieb eine Kläranlage rekonstruiert. In China ist mit Hilfe von Förderkrediten der Kreditanstalt für Wiederaufbau der Bau von zwei Kläranlagen betreut worden. "Drei weitere Projekte befinden sich in der Pipeline", wie Fiß sich ausdrückt. Im Gespräch strahlt der 50-Jährige, massiv gebaute, Geschäftsführer Gelassenheit aus. "Unsere Umwelttechnologien sind auf der ganzen Welt gefragt", meint er.