Firmen der Region Firmen der Region: Kranbauer nicht mehr in der Schwebe
Köthen/MZ. - Mit "intelligenten Kranen", die statt von Bedienpersonal durch ein Computerhirn gelenkt werden und Lasten punkt- und zeitgenau bewegen, will die Kranbau Köthen GmbH ihr Marktpotenzial weiter ausbauen. Das zur Hamburger Unternehmensgruppe Georgsmarienhütte gehörende Anhalter Unternehmen hat in den zurückliegenden zweieinhalb Jahren eine erfolgreiche Entwicklung genommen.
Der Schwebezustand sei nun beendet, sagte Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Matthias Gabriel. Der SPD-Politiker meinte damit jenen Zeitraum, in dem die EU-Kommission die in die Firma geflossenen staatlichen Beihilfen in Höhe von 27,8 Millionen Mark auf ihre Berechtigung geprüft hat. Jürgen Großmann, Geschäftsführender Gesellschafter der Georgsmarienhütte Holding GmbH, sprach von einer "Zitterpartie", in der der die 206 Mitarbeiter aber unter Beweis gestellt hätten, aus welchem Holz sie geschnitzt sind.
Als Beleg dafür verwies Geschäftsführer Uwe Reinecke auf die Umsatzentwicklung. Den 31 Millionen Mark von 1999 standen im Vorjahr 45 Millionen gegenüber. Für 2001 würden 53 Millionen angepeilt. Besonders stellte der Manager aber heraus, dass "wir von Anfang an nie in den roten Zahlen gewesen sind". Der Kranbau Köthen habe sich "in der Gewinnzone etabliert".
Die Auftragsbücher sind gut gefüllt. Die stählernen Kolosse, die in den nächsten Monaten gebaut werden, sind unter anderem für die Meyer-Werft in Papenburg bestimmt. Der norddeutsche Kunde hat gleich zehn Krane bestellt. Für einen belgischen Stahlproduzenten entsteht der nach Angaben von Reinecke größte jemals in Köthen gebaute Gießkran. Auch der niedersächsische Salzgitter-Konzern, der drei Lastenheber geordert hat, wäre zu nennen.
Doch der Investor hat mit seinem Anhalter offenkundig Standort noch mehr vor. Großmann hat die Vision, "um den Kernbaustein Kranfertigung herum" weitere Aktivitäten anzuschieben, um die am Standort vorhandenen Kernkompetenzen zu nutzen. Kay Ewaldsen, bei Georgsmarienhütte für das Anlagengeschäft zuständig, kündigte für das Frühjahr die Gründung einer Ingenieurgesellschaft in Köthen mit zunächst 30 bis 35 Beschäftigten an.
Aufgabe der Tochtergesellschaft werde es sein, Zerkleinerungs- und Mahlanlagen, etwa in der Zementindustrie, aber auch in den Bereichen Eisenerz und Kohle zu projektieren und zu entwickeln. Da weltweit zahlreiche solcher Aggregate modernisierungsbedürftig seien, eröffne sich ein großes Betätigungsfeld, sagte Ewaldsen.
Für den Köthener Kranbauer war im Herbst 1997 nach fehlgeschlagener Privatisierung Gesamtvollstreckung angeordnet worden. Als der Verwalter bereits die Betriebsschließung des Unternehmens angeordnet hatte, stieg buchstäblich "fünf Minuten vor zwölf" der Hamburger Investor ein und rettete somit die Traditionsfirma.
Muttergesellschaft: Georgsmarienhütte Holding GmbH (Hamburg). Jahresumsatz: 2,5 Milliarden Mark, etwa 9500 Mitarbeiter an 31Standorten, darunter auch in Burg und Ilsenburg.
Erzeugnispalette: Brücken-, Portal- und Drehkrane. Außerdem diverse Serviceleistungen.
Investitionen: Seit Herbst 1997 etwa 3,5 Millionen Mark. Geplant sind weitere sieben Millionen Mark.
Mitarbeiterzahl: 206. Im Privatisierungsvertrag war lediglich eine Zahl von 140 zugesichert worden. Im Kranbau werden derzeit 20 Lehrlinge ausgebildet.