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Energie Energie: 100 Haushalte in ganz Europa testen die Brennstoffzelle

30.05.2005, 06:19
Der Biologielehrer Ralph-Dieter Feigel inspiziert den Kontroll-Monitor (l.) des bei ihm eingebauten Prototyps einer Brennstoffzelle im Heizungskeller seines Hauses in Berlin. (Foto: dpa)
Der Biologielehrer Ralph-Dieter Feigel inspiziert den Kontroll-Monitor (l.) des bei ihm eingebauten Prototyps einer Brennstoffzelle im Heizungskeller seines Hauses in Berlin. (Foto: dpa) dpa

Berlin/dpa. - In zehn Jahren könnte die Technik in Serie gehen.

Für die dezentrale Energieproduktion braucht ein Wohnhauszunächst einen Erdgasanschluss. In der ersten Stufe wird in derAnlage aus dem Erdgas bei Temperaturen zwischen 900 und 1000 GradWasserstoff freigesetzt. Dann kommt die eigentliche Brennstoffzellezum Einsatz: Bei dem elektrochemischen Prozess reagieren Wasserstoffund Sauerstoff an Elektroden miteinander. Dabei entstehen Strom undWärme fürs Duschen und Heizen. «Dieses Prinzip ist seit mehr als 160Jahren bekannt, aber bis heute nicht effizient im großen Stileinsetzbar», sagt der Experte für Brennstoffzellen der VerbundnetzGas AG (VNG) in Leipzig, Stephan Krein.

Der Berliner Biologielehrer Ralph-Dieter Feigel gehört zu denPionieren der Technik. In seinem Heizungskeller steht seit August2003 eine Brennstoffzelle. Die vom Gasversorger der Hauptstadt GASAGaufgestellte Anlage ist nur ein grauer, raumhoher Kasten. Einzig einComputermonitor verrät, dass Feigel Hightech im Keller hat. «DasGerät überträgt Leistungsdaten und Fehler an das DeutscheBrennstoffinstitut im sächsischen Freiberg und an die TechnischeUniversität Dresden.» Wenn etwas nicht stimmt, rücken die Technikerbei den Feigels dank eines separaten Kellerzugangs meist unbemerktan und korrigieren die Fehler.

Europaweit testet der Schweizer Hersteller der Mini-Kraftwerke -die Firma Sulzer Hexis - 100 solcher Anlagen im Privatgebrauch. «InZukunft sollen die Anlagen über 30 Prozent elektrische Wirkungerreichen, 5 Prozent mehr als normale Anlagen», sagt VNG-Brennstoffexperte Krein. Dazu komme die nutzbare Wärme. «DerGesamtwirkungsgrad soll in der Zukunft bei 80 bis 90 Prozentliegen.» Allerdings koste eine Anlage derzeit noch mehrere 10 000Euro bei einer Lebensdauer von bis zu drei Jahren. «Um für dennormalen Häuslebauer interessant zu werden, darf die Technik nichtteurer sein als eine normale Heizanlage - die deutlich unter 10 000Euro kostet.»

Forschern am Fraunhofer Institut für keramische Technologien undSinterwerkstoffe (IKTS) in Dresden ist möglicherweise einentscheidender Forstschritt bei der Lebensdauer von Brennstoffzellengelungen. Dank eines neuen Materials prognostizieren sie eineHaltbarkeit von 40 000 Stunden - fast fünf Jahre. Eine Erhöhung umdas 40Fache sei denkbar.

Ein weiteres Problem ist, dass sich Wasserstoff nicht wie Erdgasdurch normale Rohrsysteme direkt zu den Häusern bringen lässt. DieUmweltfreundlichkeit könnte noch höher sein, wenn es eine sichereInfrastruktur für den Transport gäbe, sagt Martin Calovini, Sprecherder Initiative Brennstoffzelle - einem Zusammenschluss zahlreicherEnergie-Unternehmen. «Dann bräuchte man kein Erdgas mehr und hättekeinen Ausstoß von Kohlendioxid, sondern nur Wasserdampf als"Abfall"».

Die Feigels sind mit ihrer Anlage zufrieden. «Wir haben 20Prozent weniger Kosten für Gas und schaden kaum noch der Umwelt»,sagt der 51-jährige Familienvater. Seine Brennstoffzelle liefertderzeit ein Kilowatt elektrische Leistung und 2,5 Kilowattthermische Leistung - also Heizwärme. «Für den Winter ist das einbisschen knapp. Deshalb haben wir ein Zusatzgerät, dass uns auch beifrostigen Außentemperaturen die Füße im Haus warm hält.»

Seit 2003 ist der Brennstoffzellenblock schon drei Mal getauschtworden. «Der erste Block hielt gerade mal ein halbes Jahr», sagtFeigel. Ende 2006 - wenn das Testprojekt ausläuft - werden dieFeigels erstmal wieder eine normale Heizungsanlage einbauen.