Chemie-Investition Chemie-Investition: In Merseburg gibt es Gewinner auf allen Seiten
Merseburg/MZ. - Die Unternehmer Helmut Schwienbacher aus Italien, Walter Kanzler aus Österreich und Axel Paradies aus Deutschland wollen im Industriegebiet Merseburg-Süd erstmals eine Anlage errichten, die das von Biodiesel-Herstellern als lästiges Nebenprodukt angesehene Glycerin zu einem chemisch hochreinen Erzeugnis, "in Pharmaqualität", wie die Fachleute sagen, veredelt. Die elf Millionen teure Chemiefabrik der Merascon GmbH, für deren Bau gestern der symbolische erste Spatenstich vollzogen wurde, soll im Dezember in Betrieb gehen und jährlich etwa 15 000 Tonnen Glycerin erzeugen.
Bei der Umwandlung von Rapsöl zu Biodiesel fällt ein Gemisch an, das hauptsächlich aus Glycerin, aber noch aus drei weiteren Substanzen besteht. Da es in dieser Form niemand brauchen kann, ist eine Zusatzanlage nötig, um die Inhaltsstoffe trennen zu können. Das rechnet sich nur bei sehr großer Biodiesel-Produktion. Dadurch werden Rapsbauern davon abgeschreckt, ihre Feldfrüchte in Klein-Anlagen selbst zu Öko-Sprit zu verarbeiten. Merascon will Abhilfe schaffen. "Indem wir den Landwirten die Abnahme des Abfallprodukts garantieren, können sie eine Biodiesel-Anlage ohne Glycerin-Teil bauen. Das reduziert die Investition um die Hälfte und beschert ihnen obendrein noch zusätzliche Einnahmen", erläuterte Schwienbacher.
Sachsen-Anhalts Wirtschaftsstaatssekretär Reiner Haseloff lobte das Vorhaben als gelungenes Beispiel für eine Erweiterung der Wertschöpfungskette. Mit diesem Dienstleistungsangebot werde Merascon dazu beitragen, dass nachwachsende Rohstoffe im Land noch besser genutzt werden können.
Die Auslastung der Chemieanlage ist nach Angaben des Investoren-Trios jetzt bereits vertraglich garantiert. "Wir denken sogar schon über eine Verdopplung der Kapazität nach", so Schwienbacher. Die 25 Mitarbeiter, die in der künftigen Anlage benötigt werden, sind mit Hilfe der Bundesagentur für Arbeit bereits ausgewählt worden. Sie werden derzeit in der Bildungsakademie Leuna gründlich auf ihre neue Tätigkeit vorbereitet, bestätigte Paul Fritsch, Geschäftsbereichsleiter der Ausbildungsstätte. Wolfgang Petrich, ein bislang arbeitsloser Ingenieur aus Braunsbedra, ist einer von ihnen. Der 47-Jährige soll Schichtführer werden. Er hält den Kurs für wertvoll, weil die Ausbildung "sehr unternehmensbezogen" ablaufe.
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