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Chemie Chemie: Dow streicht massiv Stellen

Von STEFFEN HÖHNE 08.12.2008, 20:04

SCHKOPAU/MZ. - Ob und in welchem Umfang die Dow Olefinverbund GmbH aus Schkopau (Saalekreis) betroffen ist, steht noch nicht fest. Das größte Chemieunternehmen aus Mitteldeutschland mit 2 300 Mitarbeitern verzeichnet derzeit Auftragsrückgänge von 30 bis 40 Prozent, sagte Geschäftsführer Manfred Aumann der MZ. Die Auslastung der einzelnen Anlagen sei sehr unterschiedlich und schwanke zwischen 50 bis 80 Prozent.

Das größte Standbein des Unternehmens ist die Kunststoffproduktion. Ausgangspunkt ist der sogenannte Cracker in Böhlen. Dort entstehen aus Rohbenzin der Grundstoff Ethylen und weitere Basisprodukte. "Bei Vorprodukten für die Autoindustrie verzeichnen wir herbe Einbrüche", so Aumann. Dagegen sei die Nachfrage nach chemischen Produkten für Konsumgüter wie Babywindeln unverändert.

Überrascht zeigte sich Aumann von der Geschwindigkeit des Nachfragerückgangs innerhalb weniger Wochen. Der Chef der Olefinverbund wagt daher auch keine Prognosen, wie es im nächsten Jahr weitergeht. "Wir können derzeit noch auf Kurzarbeit bei unseren Mitarbeitern verzichten", so Aumann. Auch eine Abstellung des Crackers in Böhlen ist derzeit nicht geplant. "Wir können nicht wie die Autoindustrie einfach das Werk für eine Woche schließen", so der Geschäftsführer. Die weitere Entwicklung am Standort sieht Aumann stark durch die US-Konzernmutter beeinflusst. Bei hoher Auslastung sei Schkopau absolut konkurrenzfähig innerhalb der Konzern-Standorte. Sinke die Produktionsleistung würden sich jedoch die höheren Arbeitskosten in Deutschland stärker bemerkbar machen.

Sorgen bereiten Aumann und Christoph Mühlhaus, Generalbevollmächtigter von Dow Olefinverbund, auch die geplanten Klimaschutzvorgaben der EU. Die EU-Kommission hat vorgeschlagen, die Industrie ab 2013 stufenweise bis 2020 zum Kauf von 100 Prozent der Rechte für den Ausstoß des klimaschädlichen Kohlendioxids zu verpflichten.

Bereits am 12. Dezember wollen die EU-Länder auf ihrem Gipfeltreffen in Brüssel eine Einigung über das Klimapaket erzielen. Mühlhaus findet für diesen Vorschlag deutliche Worte: "Das ist für uns existenzbedrohend." Mühlaus rechnet vor, dass allein für Dow in Deutschland schon 2013 rund 100 Millionen Euro Zusatzkosten jährlich anfallen würden. "Gegenüber Produktionsstandorten im Nahen Osten hätten wir massive Wettbewerbsnachteile", meint Aumann.

Dow hofft nun auf den Einsatz der Bundesregierung, die Ausnahmeregelungen für energieintensive Branchen erreichen will. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat bereits angekündigt, sich gegen Klima-Beschlüsse zu sperren, die deutsche Arbeitsplätze gefährden.