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Bildung Bildung: Hochschul-Partnerschaft bringt kaum Vorteile

05.01.2004, 09:32

Leipzig/Jena/Halle/dpa. - Der Universitätsverbund Halle-Jena-Leipzig stößt auf scheinbar unüberwindbare Hürden. Acht Jahre nach Gründung der mitteldeutschen Partnerschaft hoffen Studenten wie Professoren weiter auf die versprochenen Synergieeffekte, ein erweitertes Fächerangebot und bessere Zusammenarbeit. «Solange es so viele ungelöste Probleme gibt, werden nicht viele Studenten das Angebot nutzen», sagt die Leipziger Dezernentin für Akademische Verwaltung, Maritta Hagendorf.

Die Voraussetzungen sind kompliziert: Drei Städte, drei Bundesländer und drei verschiedene Hochschulgesetzte hemmen die Dreieinigkeit. «Die Idee des mitteldeutschen Universitätsverbundes war es 1995, gleiche Probleme gemeinsam anzugehen», erinnert sich Hagendorf. Gleichzeitig sollten die Studenten von Forschung und Lehre an drei Hochschulen profitieren. Seminare, Vorlesungen, Leistungsscheine werden daher untereinander anerkannt.

«Zumindest in der Theorie», meint Torsten Preuß vom Studentenrat (StuRa) der Universität Leipzig. «Viele Professoren stellen sich zunächst quer, manche wissen gar nichts von dieser Regelung.» Auch die Internetseite des Verbundes www.univerbund.de ist überholungswürdig. Der letzte Eintrag vom 8. Mai 2002 datiert.

Die Studenten nutzen das Länder übergreifende Lehrangebot eher verhalten. Von den in Leipzig eingeschriebenen 30 000 Studenten fahren nur rund 80 nach Halle oder Jena. Dazu zählen vor allem Studenten der so genannten Orchideenfächer wie Japanologie, Orientalistik, Indologie, Mineralogie und Ethnologie. «Die einzelnen Hochschulen können nicht die gesamt Bandbreite abdecken, daher macht der Verbund Sinn», sagt Hagendorf. Austausch mache auch in den großen Studiengängen wie Politikwissenschaft Sinn, werde aber so gut wie nicht genutzt.

Neben der fehlenden Koordination des Angebots und der Veranstaltungszeiten machen Hochschulleitungen und Studentenrat vor allem die «horrenden Fahrpreise» für die schlechte Nachfrage verantwortlich. «Die Verhandlungen mit den drei Verkehrsbetrieben sind gescheitert. Die Preisvorstellungen gehen einfach zu weit auseinander», sagt Hagendorf. Und der Sprecher der Universität Jena, Axel Burchardt, meint: «Für unsere Studenten ist der Weg nach Leipzig oder Halle sehr weit und Zeit raubend.»

In Zeiten von Stellenkürzungen und klammer Haushalte fürchten die Hochschulleitungen aber auch, dass die «Uni-Ehe» als Alibi für weitere Kürzungen herhalten könnte. «Studienfächer dürfen nicht mit dem Argument gestrichen werden, dass die Studenten nach Halle oder Leipzig fahren könnten», sagt Burchardt. Die Kooperation sei ein Zusatzangebot. Dennoch behielten die drei Hochschulen ihre Eigenständigkeit.

Die Rektoren drei Hochschulen, Franz Häuser (Leipzig), Karl-Ulrich Meyn (Jena) und Wilfried Grecksch (Halle), bekunden indes den Willen zum Ausbau der Partnerschaft und sprechen mit einer Stimme. Mit «großer Sorge» wandten sie sich jetzt an die Kommission von Bundestag und Bundesrat zur Modernisierung der bundesstaatlichen Ordnung. In einem Schreiben protestierten sie, dass der Bund möglicherweise bald keine Mittel mehr für den Hochschulbau zur Verfügung stellt. Neubauten damit kaum noch zu finanzieren sind.

Die Studenten bekommen davon laut StuRA-Mitglied Preuß wenig mit: «Nur einmal im Jahr treffen sich die Hochschulleitungen zu einem Fußballturnier. Und da verliert auch noch Leipzig jedes Jahr.»