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Bergbau Bergbau: Unterirdische Schätze der Lausitz im Visier

27.05.2010, 08:43
Ein Spülungstechniker reinigt auf der Baustelle der Kupfererkundungsbohrung der Firma KSL Kupferschiefer Lausitz GmbH im südbrandenburgischen Spremberg (Spree-Neiße) die ersten Bohrkerne aus einer Tiefe von 1000 Metern. (FOTO: DPA)
Ein Spülungstechniker reinigt auf der Baustelle der Kupfererkundungsbohrung der Firma KSL Kupferschiefer Lausitz GmbH im südbrandenburgischen Spremberg (Spree-Neiße) die ersten Bohrkerne aus einer Tiefe von 1000 Metern. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Cottbus/Schleife/dpa. - «Das Land hat nur wenige Rohstoffe, aber davonsehr viele Vorräte», erläutert Thomas Höding, Dezernatsleiter imLandesbergamt in Cottbus. Allein das Vorkommen an Braunkohle inSüdbrandenburg und Ostsachsen wird auf 13 Milliarden Tonnengeschätzt. Bei einer Jahresproduktion von rund 60 Millionen TonnenKohle in der Lausitz bedeutet das noch Arbeit für Jahrzehnte.

Nun sind in der Region wegen des gestiegenen WeltmarktpreisesKupfer sowie Erdöl und Erdgas ins Visier internationaler Unternehmengerückt. Wenn diese Pläne verwirklicht werden, könnten nachEinschätzung von Brandenburgs Wirtschaftsminister Ralf Christoffers(Linke) neue industrielle Kerne mit vielen Arbeitsplätzen entstehen.

In der Kupferlagerstätte Spremberg-Graustein-Schleife an derLandesgrenze von Brandenburg und Sachsen hat die internationaleBergwerksholding Minera S.A. mit Sitz in Panama jetzt dreiProbebohrungen abgeschlossen. In Kürze will das Landesbergamt inCottbus die Abbaubewilligung erteilen - ein wichtiger Schritt auf demWegezum ersten neuen Kupfer-Untertagebaubau Deutschlands. «Das wäre wieein Sechser im Lotto», meint Hans-Georg Thiem vom Landesamt fürBergbau, Geologie und Rohstoffe. Nach 1990 war im Mansfelder Land(Sachsen-Anhalt) der letzte Kupferabbau eingestellt worden.

Wie die Fachleute der in Spremberg (Spree-Neiße) ansässigenTochterfirma KSL Kupferschiefer Lausitz GmbH schätzen, schlummern inder Lausitzer Lagerstätte etwa 200 Millionen Tonnen des rötlichenErzes. «Das dürfte für 40 Jahre Kupferbergbau reichen», sagt derKLS-Geschäftsführer Volker Spieth. Er rechnet langfristig mit 1500Arbeitsplätzen im Bergwerk und 3500 weiteren Jobs bei Zulieferern undDienstleistern.

«Erst einmal sind aber noch viele Pläne und Gutachten für eineMachbarkeitsstudie einzureichen, die nächstes Jahr vorliegen soll»,erläutert die KSL-Sprecherin Pia Verheyen. Zwei Schächte sollen dannab 2011 im Industriegebiet Spremberg-Ost (Spree-Neiße) vorgetriebenwerden. Minera will in das Kupferbergwerk etwa 700 Millionen Euroinvestieren. Wenn die Pläne aufgehen, könnte 2015 mit der Förderungdes begehrten Rohstoffes begonnen werden.

Aus dem aufbereiteten Erz ließen sich zwei Millionen Tonnen Kupfergewinnen. Das begehrte Metall, das Strom und Wärme gut leitet, wirdfür die umweltgerechte Produktion von Kabel, Schmuck, Besteck,Armaturen, Kessel und Rohrleitungen verwendet. Die Bohrleute haben inder Lagerstätte zudem 25 Spezialmetalle nachgewiesen, so 90 000Tonnen Blei, 36 000 Tonnen Zink und 4500 Tonnen Silber, die etwa fürdie Produktion von Autos und Batterien benötigt werden.

Zu den Schätzen gehören zudem größere Mengen Gold. «Wenn das Erzauf ausgeklügelte Art verarbeitet wird, dürften einige Goldbarrenherausspringen», vermutet Höding, Chef des Dezernates Rohstoff- undTiefengeologie im Landesbergamt. Als Begleitmetalle wurden in 1500Meter Tiefe zudem Indium, Germanium, Gallium, Lithium und Platinentdeckt. Sie sind wichtig für die Herstellung von Motoren fürHybrid-Autos, Solarzellen, Mobiltelefonen und Videogeräten.

Auch bei der Suche nach Erdöl und Erdgas in der Niederlausitz wirdbald mit Ergebnissen gerechnet. «Mehrere Firmen haben von unsKonzessionen für die Erkundung von Kohlenwasserstoffen erhalten»,berichtet Höding. Am weitesten sei die deutsch-kanadische FirmaCentral European Petroleum GmbH. Allerdings müssen die Vorräte anEisenerz in der Prignitz und von Steinkohle im Elbe-Elster-Kreisweiter im Boden bleiben. Höding nennt den Grund. «Diese Rohstoffegibt es anders als Kupfer auf dem Weltmarkt viel billiger.»