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Autohersteller Autohersteller: Bei Volkswagen droht die Eskalation des Tarifkonflikts

22.10.2004, 05:25
Bei Europas größtem Autobauer Volkswagen drohteine Eskalation des Tarifkonflikts um drastische Kostensenkungen. (Foto: dpa)
Bei Europas größtem Autobauer Volkswagen drohteine Eskalation des Tarifkonflikts um drastische Kostensenkungen. (Foto: dpa) dpa/dpaweb

Hannover/dpa. - Nach den Arbeitsniederlegungen bei Opel droht nunbei Europas größtem Autobauer Volkswagen eine Eskalation desTarifkonflikts. Die vierte Runde der Verhandlungen umdrastische Kostensenkungen, die am späten Donnerstagabend inHannover zu Ende ging, brachte keine Annäherung. Damit rückenStreiks bei VW immer näher.

Die IG Metall hatte ein Kompromiss-Paket vorgelegt, in dem dieGewerkschaft unter anderem von ihrer Forderung nach vier Prozent mehrGeld abrückt. VW lehnte das Paket aber ab. Die Gewerkschaft sei demUnternehmen beim Thema Kostensenkung nicht entgegengekommen. DieVerhandlungen für die rund 103 000 Beschäftigten in den sechswestdeutschen Werken wurden auf den 28. Oktober vertagt. An diesemTag läuft auch die Friedenspflicht bei VW aus. Sollte es dann zukeiner Einigung kommen, hat die IG Metall für Anfang NovemberWarnstreiks bei VW angekündigt. Am 28. Oktober gibt der VW-Konzernzudem seine Zahlen für das dritte Quartal bekannt.

IG Metall-Verhandlungsführer Hartmut Meine kritisierte in derNacht nach 12-stündigen Verhandlungen, VW habe die «ausgestreckteHand» der IG Metall ausgeschlagen. Meine warf VW einenVerhandlungsstil vor, der «offensichtlich auf Krawall aus ist». Erforderte VW auf, zur «Realität» zurückzukehren. Andernfallsprovoziere Volkswagen die Eskalation des Tarifkonflikts. IG Metall-Sprecher Jörg Köther sagte am Freitag: «Dass man sich ohne jedeAnnäherung trennt, ist eine starke Verschärfung.» Die Aussichten,dass es am 28. Oktober eine Einigung gebe, seien gering.

Dagegen sagte VW-Verhandlungsführer Josef-Fidelis Senn, das IGMetall-Paket würde für VW Mehrbelastungen in dreistelligerMillionenhöhe bedeuten. Dies sei eine «absolut unverständlicheReaktion». Die IG Metall habe den «Ernst der Situation» noch nichterkannt. Eine Sicherung der VW-Arbeitsplätze in Deutschland, zu dersich Volkswagen bereits grundsätzlich bereit erklärt hatte, sei nurmit einer deutlichen Senkung der Arbeitskosten zu erreichen.

Der Wolfsburger Autobauer will die Arbeitskosten bis 2011 um rundzwei Milliarden Euro oder 30 Prozent senken, um dieWettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu erhalten. Zudem verlangt VWeine zweijährige Nullrunde bei Löhnen und Gehältern. Es gebe keinenSpielraum für Einkommenserhöhungen.

Senn sagte, mit der Weigerung der Gewerkschaft, dem Unternehmenbeim Thema Kostensenkungen entgegenzukommen, werde Volkswagen von derIG Metall «systematisch schlechter behandelt als die Wettbewerber».Damit schwäche die IG Metall ausgerechnet die Position einesUnternehmens, das sich klar zu seinen Arbeitsplätzen in Deutschlandbekenne. Mit den «Rezepten von gestern» sei Industriearbeit inDeutschland nicht zu halten. Vor Beginn der Tarifrunde hatte VW-Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch bereits damit gedroht, 30 000Arbeitsplätze könnten auf dem Spiel stehen, sollte es keine Bewegungbei den Verhandlungen geben.

Unterdessen dementierte ein VW-Sprecher Spekulationen über eineanstehende Kapitalerhöhung von zwei Milliarden Euro. Gerüchte darüberhatten am Freitag die Aktie des Autobauers zeitweilig unter Druckgesetzt.