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«Arche» in Querfurt «Arche» in Querfurt: Wo Kinder gut aufgehoben sind

Von Regina Retzlaff 11.04.2008, 15:50

Querfurt/MZ. - Jessica ist acht, Jonas fünf und Jeremias zwei. Während die beiden großen Kinder von Mandy Weiser an diesem Nachmittag gleich die Spielzeugkisten durchwühlen, hat sich die Mutter mit dem kleinen Jeremias und anderen jungen Müttern am großen Tisch einen Platz gesucht. Sie schauen sich Bilderbücher an. "Ich komme mit meinen Kindern gerne hier zur Arche in Querfurt", sagt Mandy Weiser. Und Susann Böhm, die mit der kleinen Lisa gekommen ist, nickt zustimmend.

Die Kinder und auch ihre Eltern fühlen sich gut aufgehoben im Sozialen Hilfszentrum. "Man kann sich hier gut austauschen, bekommt Hilfe und vor allem Verständnis für die eigene Situation als Arbeitssuchende", so Mandy Weiser, während sich Jessica und Jonas gerade für ein Lego-Spiel entschieden haben. "Wenn man zum Beispiel ein Bewerbungsgespräch hat und nicht weiß, wohin mit den Kindern, kann man hier Hilfe finden", sagt eine andere junge Frau.

Seit 2005 gibt es das Projekt "Arche", dessen Träger die IEB Schulungsgesellschaft Querfurt ist, die dabei wiederum mit dem Verein "Anker" zusammenarbeitet. "Ansinnen war damals und ist es nach wie vor, bedürftigen Familien zu helfen, die von Arbeitslosengeld II leben müssen", so Karin Bürgel, die IEB-Geschäftsführerin. Zwischen 8 und 14 Uhr können Besucher der Arche zum Beispiel für 50 Cent frühstücken oder für einen Euro ein Mittagessen bekommen. "Bis zu 200 Portionen gehen täglich über den Tresen unserer Suppenküche", erzählt Bürgel.

Konstanze Gebauer kommt regelmäßig zum Essen in die Querfurter "Arche". "Kochen Sie mal eine Portion für einen Euro am Tag. Das geht unmöglich", sagt sie. "Aber hier bekomme ich dafür eine Mahlzeit. Das hilft mir unheimlich."

"Es geht gleich los", ruft unterdessen Gerda Knabe aus der Küche. Sie hat in der Tätigkeit die größte Erfahrung und führt Regie im Team der Ein-Euro-Jobber. Reissuppe gibt es an diesem Tag. "Wenn es Suppe gibt, kommen weniger Esser", erklärt die Mittfünfzigerin und schiebt schnell noch die Tüten mit Gebäck, Brot und Brötchen zurecht, die die "Arche" aus Geschäften der Stadt gesponsert bekommt, und die die bedürftigen Familien gerne mitnehmen.

Inzwischen hat sich der Raum gut gefüllt. Nur wenige der Gäste nehmen an den Tischen Platz und essen. Die meisten haben Töpfe dabei, in die die Frauen die Portionen füllen. "Drei heute nur", sagt einer der Männer. Der kleine Sohn möge keine Reissuppe. Aber die Tochter freue sich schon auf das Mittagessen, das sie doch lieber zu Hause essen wolle. "Die schämt sich, hierher zu gehen", winkt der Vater ab und macht sich mit den gefüllten Töpfen auf den Heimweg. Drei Euro kostet die Familie das Mittagessen an diesem Tag.

Mit dem Obolus für das Essen müsse man die Küche betreiben. Aber auch auf Spenden könne zurückgegriffen werden, so Karin Bürgel. Lebensmittel würden da ebenso gesponsert wie Geld oder Kleidung, Spielzeug und gut erhaltene Haushaltsgegenstände. Die Zusammenarbeit mit dem Eigenbetrieb für Arbeit mache es möglich, dass derzeit 34 Ein-Euro-Jobber bei der "Arche" beschäftigt sind. "Ich bin sehr froh, dass uns immer wieder neue Maßnahmen bewilligt werden, sonst müssten wir schließen", sagt Bürgel.

Neben der Küche werden noch eine Kleiderkammer betrieben, eine kleine Nähstube sowie eine Kreativwerkstatt, die auch von den Kinder genutzt wird zum Basteln und Gestalten. Etabliert hat sich inzwischen das Sommerfest der "Arche". Viele Besucher kommen, wenn Ostern, Halloween oder Weihnachten gefeiert wird. "Mit wenigen Mitteln sorgen wir so dafür, dass die bedürftigen Familien einen Zugang zum gesellschaftlichen Leben bekommen", sagt Karin Bürgel. Auch darin sieht die IEB-Geschäftsführerin ein Anliegen ihres Sozialen Hilfszentrums. Denn häufig fehle diesen Familien das Geld, um sich Eintrittskarten für Veranstaltungen zu leisten.

Die "Arche" in Querfurt ist telefonisch erreichbar unter: 034771 / 440 80.