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Absolventenehrung Absolventenehrung: Handwerk mit frischer Kraft

Von ECKHARD JÄCKEL 30.10.2009, 18:42

HALLE/MZ. - Nicht nur wegen des jungen Publikums. Sondern auch dadurch, dass die Frauen und Männer freche, eingängige Botschaften mit auf den weiteren Weg mitgegeben bekamen. Denn mit ihrem neuen Abschnitt als Meister - ob nun selbstständig oder angestellt - beginnt auch das Handwerk ein Stück von seiner bodenständischen Langeweile abzulegen.

Mit 20 im Kreis der Meister

Wann hat man schon die "kurze Geschichte des Handwerks" so geschrieben: Rad erfunden, Pyramiden gebaut, Mars erkundet, Abfluss repariert. Oder künftige Lehrlinge mit dem Slogan geworben: Mit 16 baust du noch Scheiße. Mit 20 schon Hochseeyachten. So etwas kam an bei den Jungmeistern und -meisterinnen, von denen die jüngste mit gerade 20 Jahren die Friseurin Beatrice Bergmann ist.

Die flotten Sprüche sind Teil der neuen Imagekampagne, mit der das Handwerk ab Mitte Januar bundesweit überraschen will. Denn die Werte, die Handwerkspräsident Thomas Keindorf, in seiner Rede mit Vertrauen, Sicherheit, Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit vom Berufsnachwuchs einforderte, haben in der Wahrnehmung der Kundschaft nicht unbedingt Erfolg. Deshalb haben sich alle 53 Handwerkskammern in Deutschland gemeinsam mit ihrem Zentralverband ZDH in eine 50-Millionen-Euro teure Öffentlichkeits-Frischzellenkur gewagt.

Mathias Bucksteeg, renommierter Berater von Spitzenpolitikern, hat sie entwickelt, um - wie er sagte - die "Wirtschaftsmacht von nebenan" in den Blickpunkt zurücken. Diese werde weithin unterschätzt. Dabei sei das Handwerk mit gut einer Million Unternehmen und mehr als fünf Millionen Beschäftigten eine der Säulen der deutschen Wirtschaft.

Gute Bewerber im Blick

Im Hintergrund steht dabei auch der demografische Wandel, der sich in einer drastisch verringerten Zahl der Schulabgänger und damit der potenziellen Lehrstellenbewerber zeigt. Und von denen findet laut Bucksteeg nur jeder Fünfte eine Ausbildung im Handwerk attraktiv. Dabei sei das Handwerk modern und vielseitig, es bringe es nur nicht rüber. Deshalb impft er den traditionsbewussten Berufsstand mit Selbstvertrauen. So wird es auf einem Plakat heißen: Am Anfang waren Himmel und Erde. Den Rest haben wir gemacht.

Ganz so dick tragen die Jungmeister nicht auf. Aber was aus sich gemacht haben sie allemal. So wie Daniel Torma, der als Bester aller Gewerke ausgezeichnet wurde. Der 31-jährige Hallenser, der in der GTS Grube Teutschenthal arbeitet, darf sich nun Elektromeister nennen. Und er hat wieder mehr Zeit für seine Frau und die beiden Kinder, die ihn während der zweieinhalbjährigen Ausbildung oft entbehren mussten.