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Schülerfirmen auf dem Vormarsch

Von Ulrike Wronski 04.07.2007, 07:09

Nürnberg/Köln/dpa. - Nach Schulschluss ruft Tim Sharp bei Kunden an oder überweist Gehälter. Der 16-jährige aus Nürnberg ist Chef der Schülerfirma «Voll im Leben!». Er und 17 Mitschüler helfen Senioren beim Einkaufen oder geben ihnen Computerkurse.

Bei Projekten wie diesem können Schüler den Start ins Geschäftsleben wagen. Das geht auch auf eigene Faust, ist dann aber unter Umständen anstrengender. Am Anfang seien nur drei Senioren zu den Computerkursen gekommen, jetzt seien es viel mehr. Jeder bekommt einen Schüler zur Seite, der seine Fragen beantwortet. Sechs Euro kostet die Stunde. «Die Senioren sind begeistert», ist sich Tim Sharp sicher. Die Aufgaben sind klar verteilt: Es gibt Abteilungen für Marketing, Finanzen, Verwaltung und Koordination.

«Junior» heißt das Projekt, in dessen Rahmen die jungen Nürnberger ihr Unternehmen gegründet haben. Organisiert wird es vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Auch die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) aus Berlin unterstützt Schüler, die Firmen auf die Beine stellen: Das Programm «Schüler unternehmen was» bietet Beratung und eine Anschubfinanzierung. Ein Planspiel zum Austesten des Schritts in die Selbstständigkeit wiederum ist der Deutsche Gründerpreis für Schüler.

Auch außerhalb von Projekten können Schüler Firmen gründen. «Die meisten machen sich im Bereich Software/IT selbstständig», sagt Bettina Schoenau von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin. «Minderjährige, die ein Gewerbe anmelden wollen, brauchen die Genehmigung der Eltern und des Vormundschaftsgerichts.» Michael Meese von der IHK Nord Westfalen in Münster rät Interessierten, den Markt genau zu studieren und sich zu fragen, wer mögliche Kunden sind. An Ideen mangelt es nicht: Manche der geschäftstüchtigen Schüler buchen Klassenfahrten, andere veranstalten Partys oder schreiben Kochbücher.

«'Junior'-Schülerfirmen unterscheiden sich kaum von anderen Firmen», sagt Jessica Steinhoff vom IW. Auch die Jungs und Mädchen treffen sich zu Sitzungen oder erarbeiten Marketingstrategien. Da kommt viel Arbeit zusammen. «Das hätte keiner von uns gedacht», sagt Marc Dietrich von der Firma amod. Der Elfklässler und seine Kollegen aus Annaberg (Sachsen) bedrucken etwa Hemden. «Im Auftrag des Lions-Clubs haben wir T-Shirts für ein Volleyballturnier bedruckt.»

Die «Junior»-Projekte sind auf den Zeitraum eines Schuljahres angelegt. Doch auch danach können die Firmen weiter bestehen. «Wir überlegen, ob wir das Projekt im nächsten Schuljahr fortführen, denn je länger wir dabei sind, desto erfolgreicher werden wir», sagt Tim Sharp.

Bastian Grubert aus Krefeld führt schon seit 1999 den Tec-Sas IT-Service. Von den elf Schülern, die die Firma gegründet haben, ist nur er dabei - dafür hat er nun vier Angestellte. «Vielleicht hätte ich mich auch ohne die Schülerfirma irgendwann selbstständig gemacht, aber so ging es schneller, der Grundstein war gelegt.»

Beim Verdienst sind den Schülerfirmen Grenzen gesetzt - oder es wird Umsatzsteuer fällig. «Eine 'Junior'-Schülerfirma ist rein formal ein nicht rechtsfähiger Verein», sagt Steinhoff über das IW-Projekt. Die Arbeit funktioniere dann auch eher auf ehrenamtlicher Basis, die Stundensätze lägen zwischen 60 und 70 Cent. Das ergibt bei meist 10 bis 15 Arbeitsstunden im Monat keine Reichtümer - aber möglicherweise zahlt sich jeder dabei verdiente Euro später einmal doppelt aus.

Junior-Schülerfirmen: www.juniorprojekt.de

Deutsche Kinder- und Jugendstiftung: www.dkjs.de

Deutscher Gründerpreis für Schüler: www.dgp-schueler.de