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Porträt Porträt: Die fünf Angeklagten im La Belle-Prozess

13.11.2001, 10:43

Berlin/dpa. - Im Prozess um den Terroranschlag auf dieBerliner Discothek La Belle 1986 waren fünf Personen angeklagt.

   Verena Chanaa (42) - Die frühere Ehefrau des Mitangeklagten AliChanaa hatte laut Urteil die Bombe in der Discothek gelegt. Die 1959in Ost-Berlin geborene und später nach West-Berlin ausgereiste Frauschwieg vor Gericht. Im Vorfeld des Prozesses gestand sie, die Taschemit dem Sprengsatz in der Discothek deponiert zu haben, ohne dengefährlichen Inhalt genau zu kennen. In den 80er Jahren arbeitete siemit der Stasi zusammen. Die Sekretärin und Gelegenheitsprostituierteverriet unter anderem Adressen ihrer Freier. Sie wurde vom Gericht zu14 Jahre Haft wegen dreifachen Mordes und 104-fachen Mordversuchsverurteilt.

Yasser Chraidi (42) - Der staatenlose Palästinenser wurde 1959 ineinem Flüchtlingslager in der Nähe von Beirut geboren. 1992 wurde erin Libanon festgenommen und im Mai 1996 nach Berlin ausgeliefert. ZuDDR-Zeiten soll Chraidi seit 1984 im libyschen Volksbüro in Ost-Berlin tätig gewesen sein. Laut Anklage organisierte Chraidi dasAttentat im Auftrag des libyschen Geheimdienstes. Er erhielt 14 JahreHaft wegen Beihilfe zum dreifachen Mord und 104-fachen Mordversuchs.

   Musbah Abulgasem Eter (44) - Der 1957 in Tripolis geborene Libyergalt als Kronzeuge der Anklage. Laut Staatsanwaltschaft war er ab1984 Mitarbeiter der libyschen Botschaft in Bonn, danach in Ost-Berlin. Er hatte den Ermittlungen zufolge die Bedienungsanleitung fürden Bau der Bombe überbracht. Seine Aussagen vor einem BerlinerStaatsanwalt auf der Insel Malta im Sommer 1996 halfen maßgeblich beider Aufklärung des Attentats. Vor Gericht widerrief er seinGeständnis und legte später ein neues Teilgeständnis ab. Er wurde zu12 Jahren Haft wegen Beihilfe verurteilt.

   Ali Chanaa (42) - Der 1959 in einem Flüchtlingslager bei Beirutgeborene Palästinenser kam im April 1976 als Asylbewerber nachDeutschland. Seit 1981 spitzelte er für die DDR-Stasi unter dem Namen«Alba». Chanaa soll laut Anklage den Zünder in den Sprengsatz gebauthaben, er selbst stellte sich nur als beobachtender Informant dar. Erwill die Stasi vor dem Anschlag unterrichtet haben. Chanaa legte vorGericht ein Teilgeständnis ab. Auch Chanaa erhielt 12 Jahre Haftwegen Beihilfe.

   Andrea Häusler (36) - Die Schwester von Verena Chanaa wurde 1965in Ost-Berlin geboren und reiste später ebenfalls in den Westteilaus. Sie soll ihre Schwester in die Discothek begleitet haben und warwegen Beihilfe zum Mord angeklagt. Vor Gericht schwieg sie. Nachdreieinhalb Jahren Untersuchungshaft wurde die Mutter eines kleinesSohnes im Januar 2000 unter Meldeauflagen auf freien Fuß gesetzt. Siewurde als einzige Angeklagte mangels Beweisen freigesprochen.