Zwei goldene Hände in Sachen Holz
Pülzig/MZ/sho. - In diesem Herbst hat Michael Nissen seine Lehre abgeschlossen - und beim sachsen-anhaltischen Landesausscheid der Zimmerleute den ersten Platz belegt.
"Motivation, persönliche Fähigkeiten und gute Noten, insbesondere in den naturwissenschaftlichen Fächern", zählt Volker Alt seine wichtigsten Kriterien für die Auswahl eines Lehrlings auf. In seinem Betrieb, der Alt Holzbau GmbH in Pülzig, hatte sich Michael Nissen um die Lehrstelle in seinem Traumberuf beworben. Sein Zeugnis sei schon "ganz ordentlich" gewesen, räumt der erfolgreiche Geselle auf Nachfrage ein, Mathematik und Physik sind ihm nicht schwer gefallen.
Damit hatte der Bewerber schon eine wichtige Voraussetzung erfüllt. Volker Alt weiß, dass viele noch eine recht traditionelle Vorstellung mit dem Zimmermannshandwerk verbinden. "Aber das ist mittlerweile ein hoch spezialisierter Beruf, in dem Kenntnisse über Bauphysik unentbehrlich sind."
Rechenkünste und räumliches Vorstellungsvermögen brachte Nissen mit. Darüber hinaus war Alt von seinem Engagement und handwerklichen Geschick bereits überzeugt, hatte der junge Mann doch schon während seiner Schulzeit ein Praktikum im Pülziger Betrieb absolviert.
Den richtigen Riecher bei der Auswahl seiner Azubis hat sich der Unternehmer inzwischen angeeignet. Michael war der neunte Lehrling in dem seit 1993 bestehenden Unternehmen, und er ist bereits der zweite Landessieger, der hier ausgebildet wurde. Ein weiterer Lehrling hatte diese hohe Auszeichnung mit einem zweiten Platz nur knapp verpasst.
"Keine ganz schlechte Bilanz", zeigt sich Volker Alt zufrieden. Dass bei diesem Erfolg indes nicht nur die Voraussetzungen, die der Bewerber mitbringt, eine Rolle spielen, sagt Alt bescheidenerweise zwar nicht, doch Michael Nissen weiß darum. Er habe sich während seiner praktischen Ausbildung von Anfang an gefordert und gefördert gefühlt, bestätigt er. Man sieht dem leidenschaftlichen Handwerker an, dass ihm das gefallen hat. Vielfältig sei die Arbeit zudem gewesen, freut er sich.
Das Unternehmen konzentriert sich nicht allein auf klassische Bereiche, wie die Konstruktion von Dachstühlen, sondern fertigt ganze Einfamilienhäuser in Holzbauweise, beschäftigt sich mit individuellen Lösungen für Um- und Anbauten. Ein besonderes Erlebnis war - auch für den Azubi - die Konstruktion von Kulissen für eine Filmproduktion.
Zu seinen liebsten Arbeiten gehört indes etwas Klassisches. Der Abbund, das Zurichten von Holzkonstruktionen beim Dachstuhl, hat es ihm angetan. "Man gestaltet etwas für jemanden, was hinterher gut aussieht", begründet er seine Vorliebe, "und wenn der Bauherr sich über das Ergebnis freut, freut man sich mit".
Seit dem überaus erfolgreichen Abschluss seiner Ausbildung drückt Michael Nissen wieder die Schulbank. Sein nächstes Etappenziel heißt Fachabitur, danach stehen wahlweise ein Bauingenieurstudium oder ein Meisterkurs auf dem Programm. "Wer ist schon abgeneigt, seinen Meister zu machen?", findet er. Letztlich hänge sein weiterer Weg jedoch auch von den finanziellen Rahmenbedingungen ab. Zwar hat der zielstrebige Zimmerer schon Geld für die Meisterausbildung zurückgelegt, "aber das reicht bei weitem noch nicht."
Hereinriechen in die Meisterausbildung konnte er schon einmal. Während seiner Ausbildungszeit ermöglichte das Unternehmen dem begabten Lehrling eine zweiwöchige Teilnahme am praktischen Teil der Meisterausbildung. Da hat Michael Nissen Blut geleckt. Wie auch immer seine berufliche Zukunft konkret aussieht, der Zimmerer möchte auf jeden Fall seinem Fachbereich treu bleiben.
Bei so viel beruflichem Engagement bleibt wenig Platz für Hobbys. "Fahrrad fahre ich gerne", bekennt er auf Nachfrage, "aber eigentlich verbringe ich ziemlich viel Freizeit zu Hause in der Werkstatt." Damit schließt sich ein Kreis in Michael Nissens Holzwelt. Denn hier hatte schließlich auch alles begonnen.