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Zum Tode von Max Schmeling Zum Tode von Max Schmeling: Die große Liebe von der Leinwand

Von Hartmut Scherzer 09.02.2005, 19:38

Frankfurt (Main)/MZ. - Ironie des Schicksals? Schabernack des Zufalls? Die beiden großen Leidenschaften im Leben Max Schmelings entflammten im Kino. Der Film vom WM-Kampf Dempseys gegen Carpentier machte den 17-jährigen Bürolehring zum Berufsboxer. Im Gloria Palast verliebte sich der Weltmeister in die kesse, blonde Hauptdarstellerin des Films "Die vom Rummelplatz": Anny Ondra.

Es war Liebe auf den ersten Blick, wenn auch nur auf der Leinwand. Olga Tschechowa, mit der er seit ihrem gemeinsamen Film "Liebe im Ring" eng befreundet war, hatte den Kinobesuch vorgeschlagen. Seine Nachbarin, die Ondra, würde darin eine "Bombenrolle" spielen. Tatsächlich wohnte die beliebte Schauspielerin aus Prag im Nachbarhaus seiner neuen Wohnung am Sachsenplatz im Westend. Die Nachbarin war ihm eher unangenehm aufgefallen. Weniger durch den blauen Cadillac, in dem sie sich chauffieren ließ, als durch einen Kinderwagen auf dem Balkon.

"Dort plärrte ständig ein Baby, um das sich offenbar niemand kümmerte", erzählt Schmeling in seinen "Erinnerungen". Den ersten Treff stellte ein Freund her. Paul Damski war beim ersten Verkupplungs-Versuch abgeblitzt. Beim zweiten klappte es. So begann die beständigste Liebesgeschichte zweier Stars des letzten Jahrhunderts. Sie währte 54 Jahre bis 1987. Der Tod seiner vergötterten Anny - sie wurde 85 - war der schwerste Schlag in seinem Leben.

Die Liaison war lange geheim geblieben. Schmeling hatte sich ein Anwesen auf dem Land gekauft, in Saarow-Pieskow am Scharmützelsee, wohin sie sich zurückziehen konnten. Wenn Gefahr bestand, gemeinsam von Reportern entdeckt zu werden, klebte sich Max schon mal einen Vollbart an. Bis eines Tages nach der Jagd eine völlig in Tränen aufgelöste Anny Ondra im Jagdhaus anrief. "Alles aus. Aus." Nach weit über einem Jahr hatte die Boulevardzeitung "Der Herold" das streng gehütete Geheimnis mit der Schlagzeile gelüftet: "Liebesaffaire Max Schmeling-Anny Ondra." Schmeling machte ihr sofort einen Heiratsantrag und hielt in einem Brief an ihre Mutter formell um Annys Hand an. Doch vor der Hochzeit hatte Max Schmeling noch einen Boxkampf zu bestehen, der mit der schwersten Niederlage seiner Laufbahn enden sollte. Max Baer verprügelte ihn am 6. Juni 1933 in New York derart, dass der Ringrichter nach mehreren Niederschlägen den Kampf in der zehnten Runde wegen Überlegenheit abbrach.

Nur einen Monat nach dem Debakel wurden Anny und Max in einer kleinen Dorfkirche in Saarow-Pieskow getraut. Es wurde eine Musterehe, auch ohne Kinder. Anny und Max gingen gemeinsam durch dick und dünn. Sie verloren im Krieg mit ihrem Gut im pommerschen Pomickel alles, fingen in Hamburg ganz neu an und zogen wieder aufs Land, nach Hollenstedt.

Nächste Folge: Max und Joe, Gegner und Freunde