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«Zerbrechliche Schönheit» in Düsseldorf

Von Gerd Korinthenberg 18.04.2008, 12:45

Düsseldorf/dpa. - Mit stolzem Kinderblick reckt der dralle, geflügelte Nackedei dem Betrachter eine schimmernde Glaskugel entgegen, sein Füßchen ruht lässig auf einem Totenschädel.

Wahre Liebe, so signalisiert der kleine Amor auf dem Barockgemälde, ist zwar zerbrechlich, aber auch siegreich und unsterblich. Das Glas als vielschichtiges Symbol, als Inspiration und auch malerische Herausforderung für Künstler aller Zeiten ist Thema der Ausstellung «Zerbrechliche Schönheit», die in Düsseldorf zu sehen ist.

Im museum kunst palast sind vom 19. April bis zum 31. August dazu rund 250 Kunstwerke aus 2000 Jahren präsentiert. Anregung für die Schau war die europaweit bedeutende eigene Glas-Sammlung des Museums, die Stücke von der ägyptischen Antike über Barock und Jugendstil bis zur Gegenwart umfasst. Die Palette der Werke reicht vom römischen Fresko über Barock-Stillleben bis zu Werken von Monet, Dalí oder Richter. Überraschende Erkenntnis der intelligenten und gründlich recherchierten Themen-Schau: Glas wie Malerei verbindet innig die Grundelemente Licht und Farbe.

So steht in frühen Werken wie dem Heiland des «Meisters der Darmstädter Passion» (um 1460) die Glaskugel in der Hand Jesu für die ganze Welt, nimmt Maria Roose in der Raum-Installation «Roter Rosenkranz» (2008) das Glas als Symbol der Jungfernschaft Mariens noch einmal auf. Richtig «emanzipiert» hat sich der Werkstoff, der Stabilität und Fragilität vereint, aber bereits in den magisch-schönen Malereien des Straßburgers Sebastian Stoskopf: Sein «Gläserkorb und Pastete», um 1630 entstanden, ist eindrucksvoller Ausweis malerischer Meisterschaft.

Wie die atemraubenden Barock-Stillleben Willem Kalfs, auf denen seit Jahrhunderten nicht nur Glas und kostbares Silber, sondern auch die Safttropfen frischgeschälter Zitronen schimmern, führt der Weg von hier direkt in die Moderne zu den ausgewogenen Kompositionen Claude Monets («Das Pfirsichglas»/1866) oder dem noch impressionistischen Frühwerk «Blühen und Vergehen» (1911) von Otto Dix mit Schädel und Blütenvase. Felix Vallotton nutzte 1920 spiegelndes Fensterglas zum Blick in eine idyllische provenzalische Landschaft, für Max Beckmann stand beim Blick aus dem Zugfenster wenig später die Welt schräg («Golden Arrow»/1930) und Gerhard Richter gestaltet das klassische Fenstermotiv 1968 als grau-weiß gerahmten Blick ins Nichts.

Nicht nur der italienische Arte-Povera-Meister Mario Merz nutzte in den vergangenen Jahrzehnten zerschellte Glasplatten zum Bau seiner auch in Düsseldorf zu sehenden «Iglus». Schon Architektur-Pionier Bruno Taut erdachte für die Kölner Werkbund-Ausstellung 1914 ein utopisch anmutendes, bienenkorbförmiges «Glashaus», das nach fast einem Jahrhundert zumindest als Modell wieder ins Rheinland zurückgekehrt ist.

www.museum-kunst-palast.de