»Zeitung in der Schule« »Zeitung in der Schule«: Stimmen aus dem Nichts
Halle/MZ. - Im Rahmen des Projekts "Zeitung in der Schule" haben Schüler der zwölften Klasse der halleschen Integrierten Gesamtschule hinter die Kulissen des Hauptbahnhofs geblickt. Anschließend verfassten sie unter anderem die folgenden Berichte: "Jetzt gehen wir durch die Schleuse", sagt Christian Schulz, als wir in einen Raum eintreten. Schleuse, so wird von den Mitarbeitern hier die 3-S-Zentrale genannt. 3-S steht für Service, Sicherheit, Sauberkeit.
Für knapp 1,5 Millionen Mark wurde die Zentrale 1996 gebaut. Im Brandfall ist der Zentralraum feuersicher und bietet Menschen etwas 90 Minuten Schutz. Alle Mitarbeiter der Bahn, die für Betreuung, Bahnreinigung und Bahnschutz zuständig sind, werden von der Zentrale aus koordiniert. Zugverspätungen und Änderungen werden hier weitergeleitet. Der Bahnhof ist insgesamt durch 30 Kameras und vier Notrufsäulen gesichert. Auf zehn Monitoren wird das Bahnhofsgelände Tag und Nacht überwacht. Das Kamerasystem besteht aus feststehenden Kameras und Domkameras. Letztere lassen sich um 360 Grad drehen, horizontal verstellen und können Personen und Gegenstände ganz nah heran zoomen.
Fast jeder kennt das Problem: Man stellt sein Fahrrad vor einem Geschäft ab, geht fünf Minuten hinein und beim Wiederkommen ist es einfach weg. Aber dieses Problem gibt es beim Bahnhof Halle schon seit 1997 nicht mehr. Durch die Kameras ist die Sicherheit der Reisenden gewährleistet. Kommt es dennoch zu kriminellen Delikten, wird die Tat vom Bundesgrenzschutz (BGS) aufgezeichnet. Dieses Recht, Vorgänge im Notfall aufzuzeichnen, hat einzig und allein der BGS. Aber der Service geht noch weiter.
Wenn auf dem Bahnhofsgelände Schmutz entsteht, wird das durch eine der Kameras beobachtet und der Reinigungsdienst sofort dorthin geschickt. Des weiteren wird darauf geachtet, dass Personen, die offensichtlich orientierungslos dastehen, vom Service angesprochen werden, damit sie sich zurechtfinden und rechtzeitig den Zug bekommen können. Nicole Bienert, Marco Brandt "Einfahrt hat der Zug von Halle nach Leipzig auf Gleis 7", sagt die Zugansagerin, während wir uns erstaunt an ihrem Arbeitsplatz umsehen. Denn den hatten wir uns ganz anders vorgestellt, viel spektakulärer.
Zwei Ansagerinnen, die durch eine Glasscheibe getrennt sind, sitzen jeweils an ihrem einfach ausgestatteten Arbeitsplatz. Wir schauen fasziniert auf die Anzeigetafel mitten an der Wand, auf der sich Zugnummer, Ankunftsziel, Abfahrtszeit und Zugart gerade verändern und auf der man lesen kann, ob ein Zuschlag zum Fahrpreis notwendig ist. Das wirklich Verwunderliche an diesem Raum ist jedoch die Einfachheit der technischen Mittel. Wo sind die hoch modernen Computer und Geräte? Nichts davon ist vorhanden, nur ein paar Monitore, zwei Mikrofone und andere einfache Geräte. Selbst die Anzeigetafeln werden per Hand bedient.
Für jeden Zug existiert eine Lochkarte, die in ein Gerät geschoben werden muss, damit die Anzeigetafeln die Daten des Zugs richtig anzeigt. Dieses Reinschieben erfordert eine ganz schöne Kraftanstrengung, wie wir beim Ausprobieren feststellen konnten. "Das muss manchmal auch blitzschnell gehen", sagt eine der beiden Frauen, "wenn sich zum Beispiel bei einem Anschlusszug die Abfahrtszeit verändert. "Die Anlage stammt noch aus der Tschechoslowakei", erzählt Bahnsprecher Holger Auferkamp. Doch schon bald soll die Zugansage mit modernen Geräten ausgestattet werden. Die Anzeigetafel wird dann durch Computer gesteuert. Auch die Bahn passt sich dem modernen Leben an.