Wohlfahrtsverbände fordern Konsequenzen aus Awo-Affäre

Frankfurt/Wiesbaden/Berlin - Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege befürchtet wegen der Berichte über Unregelmäßigkeiten bei der Frankfurter Arbeiterwohlfahrt (Awo) einen Imageschaden für alle Wohlfahrtsverbände. „Das beschäftigt uns sehr”, sagte Gerhard Timm, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. „Das ist absolut ein Thema und auch sehr rufschädigend - nicht nur für die Awo sondern für die Freie Wohlfahrtspflege insgesamt.” Unterdessen setzte der Awo-Bezirksverband Hessen-Süd eine eigene Arbeitsgruppe ein, um die Vorwürfe sowohl gegen den Frankfurter als auch den Wiesbadener Kreisverband „restlos aufzuklären”.
Die „Task-Force” genannte Arbeitsgruppe „soll neben der weiteren Aufklärung der einzelnen Vorwürfe gegen die Kreisverbände Frankfurt und Wiesbaden auch Empfehlungen für mögliche Konsequenzen erarbeiten”, teilte der Verband am Freitag mit. „Das bezieht mögliche Veränderungen unserer Verbandsstruktur mit ein.” Die Arbeitsgruppe soll die frühere SPD-Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin leiten und parallel zu den Prüfungen durch den Bundesverband tätig sein, berichtete ein Sprecher.
„Es ist völlig klar, dass wir das, soweit die Vorfälle zutreffen, natürlich auf das Schärfste verurteilen”, sagte Gerhard Timm von der Arbeitsgemeinschaft zu den Vorwürfen. „Das muss jetzt Konsequenzen haben.” Er plädierte allerdings auch dafür, „die Kirche im Dorf zu lassen”: In den freien Wohlfahrtsverbänden in Deutschland - zu denen neben der Awo zum Beispiel auch die Caritas oder die Diakonie gehören - arbeiten Timm zufolge bundesweit 1,7 Millionen Menschen. In Relation dazu seien eine Handvoll Personen, „die sich vielleicht verantwortungslos verhalten haben”, Einzelfälle.
Alle Verbände würden aber jetzt bei sich genau hinsehen: „Wo kann ich meine eigenen Regeln nachschärfen, mit denen ich Kontrolle ausübe, mit denen ich Aufsicht organisiere, mit denen ich eine Kultur der Transparenz schaffe.” Eine neue übergeordnete Aufsicht hält Timm nicht für nötig: „Es reicht völlig aus, wenn man die vorhandenen Instrumentarien konsequent anwendet.”
Der Frankfurter Awo-Kreisverband steht seit Wochen in der Kritik. Es laufen staatsanwaltschaftliche Ermittlungen wegen Betruges und der Untreue mit Geldern der Stadt. Hinzu kommen Medienberichte über Luxus-Dienstwagen, teure Hotelübernachtungen und ungewöhnlich hohe Gehälter für einige Mitarbeiter. Der langjährige Geschäftsführer Jürgen Richter war am Donnerstag zurückgetreten. Am kommenden Dienstag (17. Dezember) will der Awo-Bundesverband in Frankfurt Stellung nehmen zu den Prüfungen durch den Bundesverband.
Auch in Wiesbaden gibt es Kritik an der Awo wegen ungewöhnlich hohen Gehältern einiger Mitarbeiter. Hier sind ebenfalls Sonderprüfungen anberaumt. (dpa/lhe)