1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Wo mitten in Rosen ein «Jüngling» hilft

Wo mitten in Rosen ein «Jüngling» hilft

Von Heidi Thiemann 12.08.2005, 20:15

Ragösen/MZ. - Mittlerweile ist es 25 Jahre her, dass die gelernte Gärtnerin den Spaten und der gelernte Maler den Pinsel aus der Hand gelegt haben, um in Ragösen den "Rosenhof" zum Leben zu erwecken. "Das war sein Traum", neigt Irene Klausnitzer den Kopf in die Richtung ihres Mannes - und der nickt zufrieden. Ob die beiden den Schritt mittlerweile bereut haben? "Am Tag dreimal", lacht Klausnitzer, "aber siebenmal freuen wir uns darüber."

Das Kochen hatte Irene Klausnitzer von ihrer Schwiegermutter gelernt, und Erika Klausnitzer war es auch, die dem jungen Paar bis zur Wende-Zeit tatkräftig unter die Arme griff. Gutbürgerlich ist die Küche - damals wie heute, wenngleich sich in den 25 Jahren natürlich einiges veränderte. "Mittagstisch gab es früher in der Woche nicht, denn wir waren eine Land- und keine Speisegaststätte. Nur abends und am Wochenende war geöffnet", so Wirt Klausnitzer. Das ist ebenso Geschichte wie die Ruhetage und auch die berühmten Kontingente. Für Jugendweihen oder Hochzeiten gab es Extra-Zuteilungen, damit gut aufgetischt werden konnte...

"Heutzutage können wir theoretisch alles zubereiten, was der Gast wünscht", so Irene Klausnitzer. Zu Festlichkeiten wird der Gaumen schon mal mit gebratenen Wachteln an Rosenkohlpüree oder mit gebratenem Fasan auf Winzerkraut verwöhnt. Alleine bewerkstelligt das Ehepaar die Arbeit freilich nicht. Wurde die gastliche Stätte anfangs zu dritt bewirtschaftet, so hat der Rosenhof heute sieben fest angestellte Mitarbeiter und bildet zur Zeit sechs Lehrlinge aus, drei eigene und drei vom Ausbildungsring.

Die erste Zeit nach der Wende, erzählen Klausnitzers, war freilich nicht leicht. Und doch hat es das Paar geschafft, dass auch in den vergangenen 15 Jahren die Kundschaft gern einkehrte in den "Rosenhof", der seinen Namen übrigens Krankenschwester Lippmann aus Jeber-Bergfrieden zu verdanken hat. Sie hatte dem jungen Wirt einst den Namens-Tipp gegeben.

Rosen gibt es freilich seitdem am Rosenhof einige, auch wenn sie in diesem Sommer nicht so recht blühen wollen. Doch die Gäste können mehr als nur die Blumenpracht erleben. Denn gebaut und ausgebaut haben Klausnitzers praktisch ständig. Im Laufe der Zeit wurde das Haus aufgestockt, entstanden erst fünf Fremdenzimmer, später drei weitere, ein Hochzeitszimmer und eine Ferienwohnung. Der Hof wurde ebenso umgestaltet wie der Saal, der ländliches Begegnungszentrum ist. Geholfen haben dabei Fördermittel aus dem Leader-Programm. Auch die alte Scheune hat mittlerweile ein neues Aussehen, ist quasi zum Museum geworden, in dem es sich gut feiern lässt. Altes, landwirtschaftliches Gerät ziert Decke und Wände.

Doch auch Museumszimmer gibt es. In Vitrinen, zeigt Hans-Peter Klausnitzer stolz, liegen die Chroniken des Bauernverbandes von 1949 bis heute. Auch eine ländliche Stube ist eingerichtet. Die Gäste schauen sich das gern an, verweist das Ehepaar aber auch drauf, ständig neue Ideen zu entwickeln, um ständig neugierig auf den Rosenhof zu machen. Seit 2004 wird Brot gebacken, gibt es den Backofenverein. Und damit nicht nur das Brot, sondern auch alles andere Deftige aus Pfanne und Topf gut verdaut werden kann, hilft ein Tropfen "Ragösener Jüngling".

Am Montag wird sicher so mancher "Jüngling" munden, wenn auf das Jubiläum angestoßen wird und das Ehepaar mit den wohl zahlreichen Gästen die 25 Jahre Revue passieren lässt. Vor dem Haus schon macht eine blumige 25 auf das Jubiläum aufmerksam, und im Saal haben Klausnitzers zwei Wände voller Fotos gestaltet. Da leben alte Konsum-Zeiten ebenso auf wie Ereignisse aus jüngster Zeit. Und auch vor der Zukunft ist Irene und Hans-Peter Klausnitzer nicht bange. Denn ihre Tochter wolle mal das Geschäft übernehmen. Aber das hat wohl noch etwas Zeit.