WM-Qualifikation WM-Qualifikation: Brasilien startet mit magerem 0:0
Bogotá/Rio de Janeiro/dpa. - Zeitlupenfußball statt Sambazauber,Rückpässe statt Traumkombinationen: Die brasilianische Fußball-Nationalmannschaft ist zum Auftakt der WM-Qualifikation in Südamerika nur knapp an einer Blamage vorbeigeschrammt. In Kolumbien zittertesich die «Seleção» am Sonntagabend (Ortszeit) zu einem 0:0 undglänzte nur mit Ausreden nach dem Schlusspfiff: «Die Höhe von Bogotáhat doch gestört. Wir konnten die gewohnten Spielzüge nichtdurchführen, weil sich die Geschwindigkeit des Balles verändert»,meinte AC Mailand-Goalgetter Kaká. Die kolumbianische Hauptstadtliegt 2640 Meter über dem Meeresspiegel.
Zudem kritisierten die Brasilianer den Zustand des Rasens. DasSpiel war wegen starken Regens mit 45-minütiger Verspätungangepfiffen worden. Mehr Realitätssinn bewiesen die Medien im Landdes fünffachen Weltmeisters. «Das war eine sehr schlechte Leistung,die Kolumbianer waren von der ersten bis zur 90. Minute überlegen»,klagte die Onlineausgabe der brasilianischen Tageszeitung «Folha deSão Paulo». Der angesehene brasilianische Sportjournalist Juca Kfourisprach von «Zeitlupenfußball».
Dass der Auftakt in die Qualifikation für die WM in Südafrika 2010nicht komplett daneben ging, hatten die Brasilianer einzig ihremTorhüter Julio César zu verdanken. Der Torwart von Inter Mailandverhinderte mit zahlreichen Glanzparade eine völlige Blamage für dasTeam von Trainer Carlos Dunga. Von den Weltstars Kaká (AC Mailand),Ronaldinho (FC Barcelona) und Robinho (Real Madrid) war dagegen vor60 000 Zuschauern im Stadion El Campín ebenso wenig zu sehen wie vonden Bundesliga-Legionären Mineiro, Gilberto (beide Hertha BSC) undLucio (Bayern München).
Statt Zauberfußball des großen Favoriten bekamen die Zuschauereinen starken Auftritt ihres letztmals 1998 für eine WMqualifizierten Teams zu sehen. «Wenn die immer so spielen, dann sindsie bei der nächsten WM bestimmt dabei», lobte Brasiliens CoachDunga. Auch die kolumbianischen Medien waren zufrieden. «Das machtHoffnung für die Zukunft», schrieb die Zeitung «El Tiempo».
Aufatmen konnte Kolumbiens Nationalcoach Jorge Pinto. WegenMeinungsverschiedenheiten hatte er vor der Begegnung einigeRoutiniers wie die Abwehrspieler Ivan Córdoba und Mario Yepesausgeschlossen und so ein riskantes Manöver gewagt. Seine Mannschaftdankte es ihm mit einer bravourösen Leistung. Für den brasilianischenNationalverband CBF war unterdessen der Wunsch Vater des Gedankens.Auf seiner Internetseite berichtete der CBF noch lange nach demAbpfiff von einem 2:1-Sieg Brasiliens.
Erzrivale Argentinien hatte am Samstag in Buenos Aires mit Chiledagegen keine Probleme und kam zu einem verdienten 2:0-Sieg.Tabellenführer nach dem ersten Spieltag in der Zehner-Gruppe, dienach dem System «Jeder gegen Jeden» mit Hin- und Rückspielenausgespielt wird, ist dank der besseren Tordifferenz Uruguay. DerWeltmeister von 1930 besiegte Bolivien in Montevideo mit 5:0. Für diegroße Überraschung des ersten Spieltags sorgte der AußenseiterVenezuela, der mit einem 1:0-Auswärtssieg gegen Ecuador debütierte.
Der zweite Spieltag findet bereits an diesem Dienstag und Mittwochstatt. Dabei muss Argentinien in Venezuela antreten, währendBrasilien in Rio de Janeiro Ecuador empfängt. Es wird das ersteLänderspiel im legendären Maracaná-Stadion seit dem Jahr 2000 sein.In Südamerika qualifizieren sich die ersten Vier direkt, derFünftplatzierte bekommt noch eine Chance im Relegations-Duell mit demViertplatzierten der Ausscheidung des Verbandes von Mittel- undNordamerika sowie der Karibik.