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WISL WISL: Zwei auf dem Weg nach Oben

Von Steffen Drenkelfuß 25.08.2003, 12:02

Halle/iposa. - Damals in der Mitte der neunziger Jahre büffelten beide für ihre Prüfungen. Spiegel wollte Diplom-Kaufmann werden, während Markus Tittel als angehender Politologe über verwaltungstheoretische Probleme sinnierte. Und parallel beschäftigte sie die Frage aller Fragen: Was wird nach unserem Abschluss? Was können wir mit den Abschlüssen überhaupt anfangen? “Auf Taxifahren oder Imbissbude als gescheiterte Akademiker hatten wir keinen Bock. Also musste eine Idee her“, spöttelt Spiegel in Anspielung auf einen bekannten Uni-Witz. Am Ende ihrer Überlegungen stand die Erkenntnis, dass man sich zusammentun, eigene Kompetenzen bündeln und dabei nach Möglichkeit sich ein modernes, aufstrebendes Geschäftsfeld erobern sollte. “Technologiehandel, das sollte unser Geschäft werden“, erklärt der heutige Politikwissenschaftler Markus Tittel.

1996 gründeten die beiden ihre Firma und setzten auf den Handel mit der boomenden Soft- und Hardware im PC-Markt. “Wir betrieben unser Geschäft eher nebenbei. Wollten erste praktische Erfahrungen sammeln.“ Dabei fuhren die beiden Geschäftspartner zweigleisig. Während Tittel sich nebenher um wissenschaftliche Arbeitspraxis kümmerte – er erstellte empirische Analysen für eine große Krankenkasse – ging Spiegel nach Köln und arbeitete für eine renommierte Unternehmensberatung. “Dort bekam ich den wesentlichen Schliff, der sich heute bei der Führung des eigenen Unternehmens mehr als auszahlt. Eine derartige praktische Erfahrung ist jedem Jungunternehmer dringend anzuraten.“

Im Jahr 1999 war es dann soweit. Die beiden intensivierten ihr Geschäft. Nicht mehr der Handel mit PC-Technik stand jetzt im Vordergrund sondern die Vermarktung von komplett digitalisierten, branchenbezogenen Workflows - zusammengefasst im Slogan des Unternehmens: “technologieorientierte Wirtschaftsberatung mit Umsetzungskompetenz“. Die Firma WiSL – jetzt auch zur GmbH gewandelt – stieg ins Geschäft mit Arbeitsprozessanalysen, Workflowplanung, Imagekampagnen und digitalisierten Vermarktungsstrategien per Content-Managementsystem und Online-Shop ein. Mit einem Coup wurden sie überregional in den Medien bekannt. Als erste in Halle boten sie einen Online-Bestellservice für Supermarktprodukte inklusive Bringedienst an. “Um jedoch dahin zu kommen, wo wir heute stehen, bedurfte es neben einigen innovativen Ideen und der Investition eines beträchtlichen Teils der privaten Reserven zur Gründung der Kapitalgesellschaft, regelrechter Selbstausbeutung. 10-12 Stunden am Tag waren normal“, erzählt Tittel.

Dass es sich gelohnt hat, zeigt ein Blick auf die Referenzliste der Firmen-Homepage. Zu den Kunden der beiden Studienfreunde gehören heute etwa solche großen Unternehmen wie Kathi, Sparkasse Halle, Mitteldeutsche Zeitung und die Halloren Schokoladenfabrik. Gerade schrauben sie an einem SAP-Softwareprojekt für die Bauerfeind Gruppe. Darüber hinaus sind die beiden 31-jährigen Wirtschaftsexperten auch zertifizierte Berater für das “Mittelstandsberatungsprogramm“ des Landes Sachsen-Anhalt. In Seminaren geben sie Auskunft über darin enthaltene Fördermöglichkeiten.

Trotz oder gerade wegen ihres unternehmerischen Erfolges, jährlich erzielte die WiSL GmbH bisher zweistellige Umsatzzuwächse, verlieren die beiden Unternehmer auch gesellschaftliche Belange der Region nicht aus den Augen.

“Es gibt ein Engagement von jungen, unter 40 Jahre alten Unternehmern, die sich unter dem Dach des traditionsreichen Round Table zusammengeschlossen haben. Für Halle bedeutet das, die Stadt und ihre Umgebung in Image- und Wirtschaftsfragen nach vorn zu bringen“, so Mark Spiegel. Und das sie sich bei der Bürgerinitiative “Halle für Olympia“ engagieren, um die Leipziger Olympiabewerbung zu unterstützen – sie verantworten die Internetpräsenz – ist für Tittel und Spiegel selbstverständlich: “Nur einen “Halle spielt mit“ - Aufkleber auf’s Auto pappen reicht einfach nicht. Kommen die Olympischen Spiele 2012 nach Leipzig, dann profitiert die ganze Region. Und deshalb tun wir was.“

Und dieses Tun lässt sich auch konkretisieren: Derzeit entwickelt ihr Unternehmen mit dem Vorstand des Bürgervereins ein Konzept für nationale Sponsoren, das es erlaubt, planbaren und abrechenbaren Benefit aus einem Olympia-Engagement zu ziehen.