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Wirtschaft Wirtschaft: Heisterner will einheizen

Von Christine Krüger 19.06.2001, 17:42

Sandersdorf/MZ. - Massiv erweitern will das Unternehmen Heisterner Tiefbau GmbH seine Kapazitäten im Gewerbepark Sandersdorf. Im kommenden Jahr soll ein Biomassekraftwerk des Tochterunternehmens Heisterner Holzrecycling GmbH in Zusammenarbeit mit der Eco-Strom-Plus GmbH den hiesigen Produktionsstandort komplettieren. Das erklärte Michael Tenhaeff, Handlungsbevollmächtigter der Firma Heisterner Holzrecycling. Im Biomassekraftwerk wird Altholz, das zum großen Teil heute noch deponiert wird, verbrannt und zur Energieerzeugung genutzt. Die Anlage zum Schreddern vorwiegend kontaminierter Hölzer ist auf 150000 Tonnen im Jahr ausgelegt. Bisher wird das zerkleinerte Material von Sandersdorf aus unter anderem zum Unternehmen Schwarze Pumpe in der Lausitz transportiert, wo es im Produktionsprozess verbrannt und in verschiedenen Stufen zu Methanol umgewandelt wird. Eine Zusammenarbeit mit dem in unmittelbarer Nähe liegenden Holzverbrennungskraftwerk der Howo GmbH ist bisher nicht zustande gekommen.

Eine Tatsache, die Dietrich Rohde, der als Verantwortlicher für Holzbeschaffung für die Howo erst seit kurzem im Amt ist, schnellstens ändern will. Er will das Gespräch mit dem Nachbarn Heisterner suchen. Was gewesen ist, sei kein Thema für ihn, sagt er. "Es macht für mich einfach keinen Sinn, wenn hier eine Verbrennungsanlage steht und das höchstens fünf Kilometer Luftlinie entfernte Unternehmen hunderte Kilometer das zerkleinerte Holz durch die Gegend zum Abnehmer fährt", so Rohde. Und es mache für ihn auch mit Blick auf den Holzmarkt in Sachsen-Anhalt keinen großen Sinn, in unmittelbarer Nähe noch ein Holzkraftwerk zu errichten. "Ich denke, eine vernünftige Zusammenarbeit kann und muss angestrebt werden. Aber natürlich kann niemand dem anderen in seine wirtschaftlichen Entscheidungen hineinreden." Baubeginn für das Werk von Heisterner, das auch vom Umweltministerium Sachsen-Anhalt befürwortet wird, soll Anfang des kommenden Jahres sein.

18 Monate später soll es in Betrieb gehen. Dann soll es jährlich 88 000 Megawattstunden Elektroenergie erzeugen. Ausreichend, um beispielsweise eine Stadt wie Wolfen zu versorgen. Die 55 Millionen Mark umfassende Investition, die eine optimierte Verbrennungsanlage und eine nachgeschaltete Rauchgasreinigung umfasst, soll insgesamt 15 bis 20 neue Arbeitsplätze bringen. Es ist geplant, so Tenhaeff, die Holzaufbereitung in Verbindung mit dem Kraftwerk im Vier-Schicht-System zu betreiben. Ein Großteil des Altholzes wird heute noch auf Deponien verschüttet. "Unsinniger Weise", sagt Tenhaeff. "Das ist ein Energiepotential, das verloren geht." Ab 2005, so sieht es das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz vor, darf dieser Abfall nicht mehr auf einer Deponie abgelagert werden. Allein in Deutschland fallen etwa acht Millionen Tonnen Gebrauchtholz jährlich an - etwa 100 Kilogramm je Einwohner und Jahr.