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Wettskandal Wettskandal: Kapitän will aussagen

Von Jens Mende und Florian Lütticke 26.11.2009, 15:50

Hamburg/dpa. - Auch DFB-Präsident Theo Zwanziger sieht deninternationalen Aspekt als größte Bedrohung an. «Neu ist die Qualitätin der internationalen Spitze», sagte Zwanziger zu denSpielmanipulationen in ganz Europa.

Der DFB-Präsident ist allerdings auch überzeugt davon, dass dernationale Verband und die Justiz in Deutschland gemeinsam erfolgreichgegen den neuen Betrug vorgehen werden: «Ich bin sicher, dass wir innaher Zukunft diese Sache geklärt werden haben.» Reinhard Rauball,Chef der Deutschen Fußball Liga (DFL), sieht in Deutschland ebenfallseine gute Chance für Aufklärung und Bestrafung: «Die absolute Härtewird diejenigen treffen, die unseren Fußball beschmutzen.»

Nach Ansicht des Präsidenten des Bundeskriminalamts, Jörg Ziercke,ist der jüngste Wettskandal ein gutes Beispiel für die zunehmendeinternationale Verflechtung der Kriminalität. «In Europa wirdbestochen, in Asien gezockt und in Berlin abkassiert», sagte Zierckebei der Herbsttagung seiner Behörde in Wiesbaden.

Bei ihren Ermittlungen kommen die Behörden scheinbar voran. Derwegen Manipulationsverdacht suspendierte Kapitän des West-Regionalligisten SC Verl, Patrick Neumann, will bei derStaatsanwaltschaft Bochum aussagen. «Er wird gegenüber den BochumerErmittlern alles sagen, was er weiß», kündigte sein Anwalt Lutz Kloseim «Westfalen-Blatt» (Donnerstag-Ausgabe) an. Dabei gebe esallerdings «nicht so viel zu gestehen». Über Hintermänner undStrukturen könne sein Mandant nichts sagen.

Eine Woche nach Bekanntwerden des Wettskandals wurden nachVereinsangaben auch zwei Spieler der Regionalliga-Mannschaft vonFortuna Düsseldorf von der Polizei vernommen und von der BochumerStaatsanwaltschaft befragt. Der Düsseldorfer Club geht aber davon,dass die Akteure als Zeugen und nicht als Beschuldigte vernommenwurden.

Nord-Regionalligist ZFC Meuselwitz verlangt wegen einerangeblichen Verstrickung in den Wettskandal schriftlicheEhrenerklärungen von seinen Spielern. «Der DFB hat uns empfohlen, inVorleistung zu gehen», sagte Präsident Hubert Wolf. Bislang hatte imdeutschen Fußball-Unterhaus nur der SSV Ulm schriftliche Erklärungenverlangt.

Die bayerische Landesregierung will wegen des Wettskandals eineBundesrats-Initiative starten. Wie die «Süddeutsche Zeitung»berichtet, hat Justizministerin Beate Merk (CSU) einen Entwurf fürein Bundes-Sportschutzgesetz ausgearbeitet. Demnach sollen Doping,Bestechung, Bestechlichkeit und sonstige betrügerische Manipulationverfolgt werden. Die Strafen reichen bis zu zehn, bei gewerbsmäßigemDoping bis zu 15 Jahren Haft. Widerspruch gab es von derSchwesterpartei CDU und vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB).Dort wünscht man sich, dass die bestehende Regelung konsequenterumgesetzt wird, «bevor nach einem neuen Gesetz gerufen wird», sagteDOSB-Generaldirektor Michael Vesper.

Bei der Regelung von Sportwetten unterstrichen die Vertreter dervier wichtigsten deutschen Profi-Ligen Fußball, Handball, Basketballund Eishockey auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in Berlin, dassauch ein Wettmonopol den aktuellen Skandal hätte nicht vermeidenkönnen. Außerdem sei der Wett- und Manipulationsskandal vorrangigkein Problem des Fußballs, sondern der organisierten Kriminalität.«Wir fordern eine Neuordnung des Wettmarktes», sagte Jan Pommer, derGeschäftsführer der Basketball-Bundesliga.

Im Kampf gegen die Fußball-Wettmafia in Asien hat die chinesischePolizei 16 Verdächtige festgenommen. Sie werden beschuldigt, Partiender chinesischen Liga manipuliert zu haben. Dies berichtetenchinesische Medien am Donnerstag. Das Ministerium für öffentlicheSicherheit habe vier frühere Spieler, Trainer und Offiziellenamentlich genannt, die in der nordöstlichen Provinz Liaoningverhaftet worden waren. Sie sollen durch Bestechung den Ausgang vonFußball-Partien beeinflusst haben.