Wett-Affäre Wett-Affäre: Keine Geldstrafe für Ex-Schiedsrichter Hoyzer
Frankfurt/Main/dpa. - Der Deutsche Fußball-Bund will die Akte desWett- und Manipulationsskandals möglichst geräuschlos schließen undlässt den Verursacher Robert Hoyzer zunächst billig davon kommen. DerDFB-Kontrollausschuss hat den Antrag auf 50 000 Euro Geldstrafe gegenden geständigen Ex-Schiedsrichter überraschend zurückgezogen unddamit vor dem Außerordentlichen DFB-Bundestag in Mainz, bei dem andiesem Donnerstag ein Schlussstrich unter die Affäre gezogen werdensoll, für brisanten Diskussionsstoff gesorgt.
Der Sportgerichts-Vorsitzende Rainer Koch habe seit längeremsignalisiert, keine Geldstrafe gegen Hoyzer aussprechen zu wollen,begründete der Verband die plötzliche Kehrtwende. «Entscheidend dafürist, dass nach seiner Meinung mit dem Ausschluss aus dem DFB schoneine harte Sanktion beantragt ist und daher eine zusätzliche Strafenicht erforderlich scheint», sagte DFB-Pressechef Harald Stenger.
Der DFB wehrte sich vehement gegen Spekulationen, er habe mit demVerzicht auf die empfindliche Geldstrafe Hoyzers Aussagen erkauft.«Mit der Rücknahme des Geldstrafe-Antrags sind keine weiterenAbsprachen mit Herrn Hoyzer oder dessen Anwalt verbunden», betonteStenger. Der Geschäftsführende DFB-Präsident Theo Zwanziger kündigtein mehreren Interviews eine Schadenersatzklage gegen Hoyzer an, weilder Verband dem Hamburger SV nach dem von Hoyzer manipuliertenPokalspiel gegen Paderborn zwei Millionen Euro Entschädigungzugestehen musste.
«Natürlich müssen wir ihn verklagen, um unsere Rechtsposition zuwahren. Das werden wir in der zweiten Jahreshälfte angehen», sagteZwanziger der «Mainzer Allgemeinen Zeitung» (Donnerstag-Ausgabe). Dem«Reutlinger Generalanzeiger» erklärte er: «Natürlich werden wir auchdann, wenn wir erfolgreich klagen, das Geld nicht schon amübernächsten Tag in der Kasse haben. Aber der junge Mann muss wissen,dass er nicht sofort wieder damit beginnen kann, in Talkshows oderanderen Veranstaltungen mit seinem Betrug Geld zu verdienen.»
Bei der Aufarbeitung des von Hoyzer ausgelösten Skandals - der 25-Jährige hat Spielmanipulationen in vier Fällen und drei weitereManipulationsversuche gestanden - hat der DFB kräftig auf das Tempogedrückt. Nach dem Rückzug von zehn Protesten sind alleSportgerichts-Verhandlungen abgeschlossen und bei vier Einsprüchendurch das Bundesgericht bestätigt worden. Der Kontrollausschuss hat64 Personen als Beschuldigte oder Zeugen vernommen.
In der Mainzer «Rheingoldhalle» wollen sich die 258 Delegiertenvor allem auch damit beschäftigen, wie eine Wiederholung einessolchen Skandals ausgeschlossen werden kann. Der DFB will in seinenStatuten den Passus verankern, dass nach dem 30. Juni keinePunktabzüge mehr verfügt oder Spielwiederholungen angeordnet werdenkönnen, sofern kein Verfahren eingeleitet wurde. Zudem sollenEinsprüche gegen Spielwertungen während der laufenden Saison mit demviertletzten Spieltag nicht mehr zulässig sein.
Nachdem ein Antrag des FC Rot-Weiß Erfurt auf Aussetzung desAbstiegs aus der 2. Bundesliga in dieser Saison von der Mehrzahl der36 Profivereine auf der DFL-Vollversammlung abgelehnt worden war,dürften die Anträge des DFB-Präsidiums die erforderliche Mehrheitfinden. Damit würden alle Ergebnisse dieser Saison sanktioniert undkönnten nicht mehr angefochten werden. Die Wiederholung derZweitligapartie LR Ahlen gegen Wacker Burghausen am Mittwochabendsoll den Schlussstrich markieren.
«Unser Ziel muss es sein, den sportlichen Wettbewerb, für den Auf-und Abstieg elementare Bestandteile sind, so umzusetzen, wie es zuSaisonbeginn festgelegt worden ist. Wir werden nicht zulassen, dassin dieser oder auch der nächsten Saison alles auf den Kopf gestelltwird», erklärte der Geschäftsführende DFB-Präsident Theo Zwanziger.
Eine Kontroverse zeichnet sich in der Frage ab, ob der DFBgemeinsam mit dem Deutschen Sportbund (DSB) ab 2006 eine eigeneSportwette anbieten soll. «Auf dem Wettmarkt werden 2,5 MilliardenEuro umgesetzt, davon aber nur 500 Millionen von unseremVertragspartner Oddset. Es kann nicht sein, dass der Fußball diePlattform bietet und nur zu einem geringen Teil profitiert»,begründete Zwanziger den Vorstoß. Diese Pläne stoßen jedoch aufteilweise heftige Gegenwehr.
«Ich kann dem DFB nur raten, diese Idee in der angedachten Formwieder zu den Akten zu legen. Zum einen fehlt jedwedeRechtsgrundlage, zum anderen wäre der DFB ja gleichzeitigVeranstalter des Sportereignisses, zu dem er die Schiedsrichterstellt und über die Festlegung der Quoten vom Ausgang der Spieleprofitiert», kritisierte Friedhelm Repnik, Geschäftsführer der Toto-Lotto-GmbH Baden-Württemberg, in einem Interview der «StuttgarterNachrichten». Auch der Bayerische Fußball-Verband hat sich bereitsgegen die DFB-Wettpläne ausgesprochen.