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Werder Bremen Werder Bremen: Schaaf schottet sich ab

Von FRANK HELLMANN 25.02.2011, 20:38

BREMEN/MZ. - Wer verstehen will, wie Thomas Schaaf tickt, erinnert sich gern an die Begebenheit aus einer Zeit, in der der Cheftrainer des SV Werder Bremen einige Haare mehr und einige Falten weniger hatte. Am 8. Mai 2004 war sein Klub gerade nach einem Sieg beim Erzfeind FC Bayern zum ersten und bislang einzigem Male unter seiner Obhut Deutscher Meister geworden. Schaaf hatte sich nach der Ankunft der Chartermaschine aus dem Cockpit gereckt und die feiernden Fans am Flughafen gefilmt. Als ein Kamerateam den Erfolgstrainer am nächsten Tag, einem Sonntag, aufsuchen wollte, fand es Schaaf tatsächlich - in einer Bremer Sporthalle beim Korbballturnier seiner Tochter Valeska. Er stand nur da und schaute zu. Wie ein Jedermann in Jeansjacke. Ein launiges Interview gab es auch.

Schaaf hat sich seitdem nicht nur äußerlich stark verändert. Und schon seit Monaten, ja seit mehr als einem Jahr spricht Schaaf, der am 30. April seinen 50. Geburtstag feiert, nur noch das Nötigste. Allein, wenn es das Protokoll verlangt. Bei Pressekonferenzen vor und nach den Spielen. Wie vor dem Heimspiel am Sonntag gegen Bayer Leverkusen. Wenn es dumm läuft, steht Schaafs Mannschaft bei Anpfiff erstmals auf dem Relegationsplatz 16. Und nach Abpfiff auch. Damit wäre der nächste Tiefpunkt erreicht. Tritt er dann zurück?

Schaaf saß am Freitag im braunen Pullover ungerührt auf dem Podium und brummte für die Öffentlichkeit Sätze wie diese: "Ich habe eine Aufgabe, und der widme ich meine ganze Kraft. Es bringt nichts, nach rechts und links zu schauen." Und wie so oft kam zigfach die Formulierung, "die Dinge besser umzusetzen und besser verwirklichen" zu wollen. Ob der Fußballlehrer seinen Spielern dieselben Dinge sagt, dringt nicht nach draußen. Wie in Zeiten seines Ziehvaters Otto Rehhagel versucht der Mann, um sich herum eine Trutzburg zu bauen. Innen das Gute, außen das Böse. Nun wundern sich viele, wie wenige Menschen er wirklich mitnimmt im Abstiegskampf, der ihm ja nicht fremd ist. Als der in der Nähe des Weserstadions aufgewachsene Schaaf im Mai 1999 vom Trainer der Amateure zu den Profis aufstieg, war gerade Felix Magath an der Weser gescheitert. Die Bremer beschäftigten eine viel schlechtere und viel, viel billigere Mannschaft, aber der Novize schaffte es, den Abstieg zu vermeiden, Pokalsieger zu werden.

Ist das übertragbar auf heute? Auf solche Fragen gibt es typische Schaaf-Antworten: "Die Arbeit ist mit heute nicht mehr zu vergleichen." Auch der für die Vereinsbelange zuständige Geschäftsführer Klaus-Dieter Fischer, neben Vorstandsboss Klaus Allofs der mächtigste Grün-Weiße, behauptet dies: "1999 war das Verhältnis zwischen Magath und der Mannschaft komplett zerstört." Aktuell aber soll es zumindest zu Teilen des Teams angespannt sein. Fischer hat diesem Vorwurf widersprochen. "Wir nehmen natürlich wahr, dass Thomas Schaaf sich gegenüber der Presse abgeschottet hat, das müsste so nicht sein. Wir wissen aber, dass der die Spieler mitnimmt und ihnen sagt, was sie richtig machen."

Dummerweise ist das derzeit herzlich wenig. Fischer, 70, ist "felsenfest" davon überzeugt, dass Schaaf noch der richtige Mann ist. Und auch Allofs, 54, beteuert unentwegt, dass eine Trennung kein Thema sei. "Ich sehe keinen Grund, beim Trainer Veränderungen vorzunehmen." Einerseits. Andererseits gebe es auch "keinen automatischen Entlassungsschutz".