Weltnichtrauchertag Weltnichtrauchertag: Wenig dicke Luft im Rathaus
Bitterfeld/MZ. - Die Vernunft setzt sich in der Region durch. Die Tabakfreunde sind - wie gestern eine Umfrage im Vorfeld des Weltnichtrauchertages am Donnerstag ergab - zumindest im Arbeitsleben eine Minderheit. Eine, die trotzdem Gegenwind bekommt. "Der Qualm ist eine Belästigung für die Besucher der Stadtverwaltung", befand beispielsweise der Gräfenhainichener Hauptamtsleiter. Damit sprach Rudolf Prochotta das an, was von manchen Besuchern des Rathauses durchaus störend empfunden wird. Denn noch qualmen einige wenige Mitarbeiter auf den Fluren und im Treppenhaus.
"Auch, weil es keinen Raucherraum gibt", zeigte der Hauptamtsleiter gewisses Verständnis für die wahrscheinlich Nikotinabhängigen. Im Sinne des Slogans des Weltnichtrauchertages "Keine dicke Luft am Arbeitsplatz - auch Passivrauchen macht krank" würden sich alle sechs Damen, die noch nicht von der Zigarette weggekommen sind, zumindest in den Büros der Qualmerei enthalten, betonte Prochotta. Der einzige männliche Raucher zeige nicht immer solche Disziplin, sagte der Hauptamtsleiter. "Die übrigen Mitarbeiter fühlen sich immer durch diesen Qualm belästigt", erklärte er. Steffi Hartmann, Leiterin der Gräfenhainichener Kindertagesstätte (Kita) Sonnenblume und Vorsitzende des Personalrats der Stadtverwaltung, stellte zufrieden fest, dass es unter den 14 in der Kita Tätigen keinen einzigen Raucher gibt. Früher wurde eine kleine Raucherinsel im Keller genutzt, erzählte sie. Doch diese sei nicht mehr erforderlich. Selbst der Hausmeister wäre ein Nichtraucher. Seitens des Personalrates wird gegenwärtig aber nichts unternommen, um die im Rathaus Tätigen, die nicht von Zigarette oder Zigarre wegkommen, zu bekehren, offenbarte sie. Auch der jetzige Nichtraucher Hans Kirchhoff hält wenig vom Zwang zum gesunden Leben.
"Ich gönne jedem Raucher seine Zigarre, Zigarette oder Pfeife", sagte der Chef der Surfatec Elektroschmelze Zschornewitz. "Wenn jemandem das Rauchen Spaß macht, soll er es tun!" meinte er. Kirchhoff erwartet jedoch von den Tabak-Genießern, dass sie dann mit der Qualmerei aufhören oder erst gar nicht damit anfangen, wenn dies jemand in ihrer Nähe nicht mag. Das gebiete der Respekt vor den anderen, betonte er. Verbote würden kaum etwas bringen. In der Elektroschmelze gibt es nicht mehr sehr viele Raucher, berichtete Kirchhoff. Von den 20 im Büro Tätigen seien es gerade mal drei und im Schichtbetrieb von 80 etwa acht bis zehn. Bei der Instandhaltung würde wohl jeder zweite rauchen, schätzte er ein. Kirchhoff wertete den Rückgang des Nikotingenusses als durchaus vernünftig. Er selbst habe die Raucherentwöhnung nach einem Krankenhausaufenthalt vor acht Jahren geschafft, bei dem er zehn Tage lang die Sauerstoffmaske auf der Nase hatte. Danach traten keine Entzugserscheinungen auf. Dies, obwohl er vorher täglich 60 bis 80 Zigaretten geraucht hatte. Edelfried Schimmel, Geschäftsführer des Reudener Metallbaubetriebes, konnte wie Kirchhoff Positives berichten. Von den sechs im Unternehmen Tätigen sei nur einer Raucher, erklärte er. Dieser genieße den Tabak zwar in der großen Werkstatt, nie aber im Frühstücksraum. Solche Rücksichtnahme sei lobenswert, stellte Schimmel fest.
In der Gräfenhainichener Lindenapotheke wird selbst in Pausen nicht geraucht. Das erklärte Wolf-Dietrich Spiegel. Er habe kein Verbot erlassen müssen, erklärte der heutige Nichtraucher, der einer der Pressesprecher des Landesapothekervereins ist. Und er hatte auch einen Tipp parat, wie ein starker Raucher vom Tabak wegkommen kann. Nikotinpflaster und -kaugummi würden helfen, besitze jemand den Willen, dem Rauchen zu entsagen, erklärte Spiegel. Denn damit könne man dem Körper kontinuierlich immer weniger Nikotin zuführen. So gelingt das Aufhören mit dem Rauchen relativ gut, kann auch der Autor dieses Beitrags bestätigen.