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Weltmeisterschaft 2006 Weltmeisterschaft 2006: Öko-Institut plant saubere WM

Von Ingo Senft-Werner 09.11.2004, 15:04
Das Stuttgarter Gottlieb-Daimler-Stadion (Archivfoto von 2001) ist eines der Fußballstadien, in denen 2006 Fußball-WM-Spiele stattfinden. (Foto: dpa)
Das Stuttgarter Gottlieb-Daimler-Stadion (Archivfoto von 2001) ist eines der Fußballstadien, in denen 2006 Fußball-WM-Spiele stattfinden. (Foto: dpa) OK FIFA WM 2006

Darmstadt/dpa. - Wenn Hartmut Stahl von «sauberen Spielen» beider Fußball-Weltmeisterschaft 2006 spricht, geht es ihm nicht umDoping oder Fouls. Der Chemiker vom Öko-Institut in Darmstadt hat dasKlima im Blick, das unter derartigen Großveranstaltungen leidet: 64Spiele in zwölf Städten mit mindestens 3,2 Millionen Zuschauernbedeuten jede Menge Autoverkehr, Müll, Abwasser und Stromverbrauch.Umgerechnet in die Währung der Umweltschützer fallen dadurch rund120 000 Tonnen Kohlendioxid an.

Diesen Wert will das WM-Organisationskomitee um mindestens 20Prozent verringern. Dafür hat es das Projekt «green goal» (grünesTor) ins Leben gerufen. Mit der Umsetzung wurde das Öko-Institut mitSitz in Darmstadt, Freiburg und Berlin beauftragt. Dessen Fachleutesuchen jetzt mit den Betreibern der Stadien in den WM-Städten nachMöglichkeiten, Energie und Wasser zu sparen sowie Müll mitPfandsystemen zu verhindern oder umweltfreundlich zu entsorgen.Daneben laufen Programme zum Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs(ÖPNV) damit Fans ihre Autos zu Hause stehen lassen.

«Das ist das erste Mal, dass eine Fußball-Weltmeisterschaftmöglichst klimaneutral organisiert wird», sagt Stahl. Vorbild dafürseien die Olympischen Spiele in Sydney im Jahr 2000. «Allerdingswaren dort die Bedingungen günstiger, da viele Gebäude neu und aneinem zentralen Platz gebaut wurden», erläutert der gelernteChemiker. Bei der WM sind dagegen viele Partner mit im Spiel, und diemeisten Stadien stehen bereits.

Das Engagement kann aber über eine Regel nicht hinweg täuschen:Erst kommt die Show, dann die Umwelt. «Natürlich wäre esenergiepolitisch am sinnvollsten, die Spiele tagsüber auszutragen,aber das ist nicht durchsetzbar», weiß Stahl. Selbst die Verhandlungüber Energie sparende Flutlichtanlagen wird erschwert, weil dieFernsehsender mehr Licht fordern. Dennoch hat hier schon neue Technikzur Stromsenkung beigetragen. Innerhalb der neuen Stadien inGelsenkirchen oder München setzen die Planer auf Energiesparleuchten.

Daneben versucht er, die Stadienbetreiber für den Bezug von Stromaus erneuerbaren Energien zu begeistern, der rund 10 bis 20 Prozentteurer ist, aber die Umweltbilanz aufbessert. Den Einbau vonSolarzellen hält der Fachmann für problematisch: «Viele Stadiondächersind dafür statisch nicht ausgelegt. Außerdem ist die Lage oft nichtoptimal.»

Beim Wasserverbrauch kann das Öko-Institut bereits erste Erfolgenachweisen. So wurde im Gottlieb-Daimler-Stadion in Stuttgart eineRegenwasserzisterne für den Rasen und die Toiletten eingebaut -eine Ersparnis von 4000 Kubikmeter Wasser. «In Dortmund wird zurzeitebenfalls ein solches Projekt geprüft», sagt Stahl.

Beim Müll, der bei der vergangenen WM in Südkorea und Japan fürgroße Probleme gesorgt hatte, stehen noch harte Verhandlungen bevor.Zwar hat Deutschland mit seinem Pfandsystem in den Stadien guteErfahrungen gemacht, aber die Sponsoren aus den USA müssen nochüberzeugt werden. Nach Angaben von Annette Arndt vomOrganisationskomitee wird derzeit ein Generaltunternehmer für dieStadienbewirtschaftung nach Vorgaben von «green goal» gesucht: «Dannmüssen wir sehen, ob sich Pfand durchsetzt.»

Trotz aller Bemühungen wird die Umwelt belasten. Allein 80 000Tonnen Kohlendioxid wird der Autoverkehr in die Luft pusten. Fürdiese Verschmutzung wollen die Organisatoren Entschädigung leisten:zehn Euro pro Tonne. Mit dem Geld - Stahl rechnet mit rund einerMillionen Euro - sollen Umweltprojekte in aller Welt unterstütztwerden. Die Spanne reicht von energietechnischer Optimierungdeutscher Sportstätten bis zu Solardächern auf WM-2010-Stadien inSüdafrika. Genaue Pläne liegen nach Angaben von Arndt noch nicht vor:«Aber wir sind am Ball.»