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Weltmeisterschaft 1954 Weltmeisterschaft 1954: Horst Eckel wird am Donnerstag 75 Jahre alt

Von Jens Marx und Rolf Sperber 06.02.2007, 16:37
Horst Eckel hält in Berlin einen Fußball in den Händen. Am Donnerstag (8. Februar 2007) feiert der WM-Held seinen 75. Geburtstag. (Foto: dpa)
Horst Eckel hält in Berlin einen Fußball in den Händen. Am Donnerstag (8. Februar 2007) feiert der WM-Held seinen 75. Geburtstag. (Foto: dpa) dpa

Vogelbach/dpa. - Im Endspiel schaltete er den ungarischen Fußball-Star Nandór Hidegkuti aus, er absolvierte neben Fritz Walter als einziger alle sechs Partien von der ersten bis zur letzten Minute. Jahrzehnte danach verfasste Eckel ein Buch über die Minuten, die sein Leben veränderten. An diesem Donnerstag feiert der WM-Held seinen 75. Geburtstag. «Mit meinem Alter habe ich überhaupt keine Probleme, weil ich immer noch topfit bin. Ich bin immer noch am Ball», sagte der passionierte Tennis- und Tischtennisspieler.

Eine gute Kondition wird Eckel, dessen Telefon bereits in denvergangenen Wochen wegen unzähliger Interview-Anfragen nicht mehr still stand, auch an seinem Ehrentag haben müssen, die Liste der Gratulanten ist lang. Der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Theo Zwanziger, Landesvater sowie bekennender FCK-Fan Kurt Beck und Ehrenspielführer Uwe Seeler wollen den Mit-Garanten des ersten deutschen WM-Triumphs im Fußball bei einem großen Empfang im Fritz-Walter-Stadion würdigen. «Das ist für mich kein Pflichttermin, dafür hätte ich jeden anderen abgesagt», sagte der mit Eckel «sehr,sehr gut befreundete» DFB-Boss Zwanziger: «Es freut mich vor allem,dass Horst Eckel Mensch geblieben ist. Er bleibt auch in heutigerZeit die Verkörperung deutscher Tugenden.»

Man müsse einfach nur normal bleiben und so weiterleben wiebisher, lautet Eckels Credo. Der zweifache Familienvater, der nachder WM ein lukratives Angebot aus England ausschlug, erwies sichdabei beruflich wie sportlich als Universaltalent. Technisch versiertund läuferisch stark war der Pfälzer auf dem Fußballfeld. SeineStatur und Schnelligkeit brachten ihm erst Schmährufe auf demBetzenberg - «Ach Gott, schickt des verhungerte Kerlche wieder hääm»-, dann aber rasch den Spitznamen «Windhund» ein. Beruflich wurde ausdem einstigen Werkzeugmacher schließlich ein Lehrer für Kunst undSport, ehe er 1996 in den Ruhestand ging.

Doch von Rast auch heute noch keine Spur. «Ich habe in denzurückliegenden Jahren viele Aufgaben gerne übernommen, weil ichetwas tun und nicht die Hände in den Schoß legen möchte», betonteEckel, der nach dem Rücktritt von Fritz Walter - «uns hat eine tiefeFreundschaft verbunden» - 1997 die Nachfolge als Repräsentant derSepp-Herberger-Stiftung antrat, die sich auch um die sozialeEingliederung jugendlicher Straftäter kümmert. «Ich will helfen, wennes Not tut», sagte Eckel.

Der Träger des Bundesverdienstkreuzes half der StadtKaiserslautern bei der Bewerbung um die WM 2006 und machte sich alsRatgeber für Sönke Wortmanns Film über das «Wunder von Bern»verdient. 2004 kam sein Buch (Titel: Die 84. Minute) über dieErlebnisse im Wankdorfstadion und die Auswirkungen für den vomStürmer zum Verteidiger umgeschulten Jungspund im Team von «Chef»Herberger auf den Markt.

Der «ballbesessene Alleskönner», wie einst die «FrankfurterAllgemeine Zeitung» über Eckel schrieb, trug aber auch zu einigensportlich erfolgreichen Kapiteln des 1. FC Kaiserslautern maßgeblichbei. Auf den «Betze» wechselte er 1949, initiiert von Fritz Walter.Dort holte er zwei deutsche Meistertitel unter anderem mit Fritz undauch Ottmar Walter, der neben Hans Schäfer und Eckel zu den letztendrei lebenden Spielern des 54er Triumphs zählt.

Im Gegensatz zu seiner Nationalmannschaftskarriere, die am 9.November 1952 in Augsburg mit einem 5:1-Sieg über die Schweiz begannund nach dem vierten WM-Platz 1958 im selben Jahr in Berlin am 19.November mit einem 2:2 gegen Österreich endete, trug sich Eckel imVerein auch in die Oberliga-Torschützenlisten mit 64 Treffern in 214Partien ein. Seine Karriere ausklingen ließ Eckel beimRegionalligisten Röchling Völklingen, den er auch kurzzeitigtrainierte. Die Fußball-Stiefel schnürt Eckel aber noch immer. Zusozialen Zwecken spielt er in der Lotto-Elf von Rheinland-Pfalz undbei Benefizspielen. «Wenn ich andere 75-Jährige sehe, freue ich mich,dass ich noch so fit bin», sagte Eckel. «Das kann und wirdhoffentlich auch so weitergehen.»