Weitsprung Weitsprung: Alptraum-WM für Traumpaar
Berlin/dpa. - Sebastian Bayer schüttelte frustriert den Kopf,Carolin Nytra stand das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Aus,vorbei: Für das deutsche Traumpaar ist die Leichtathletik-WM inBerlin endgültig zum Alptraum geworden. Am Donnerstag scheiterte derVierte der Weltjahresbestenliste in der Qualifikation derWeitspringer, nachdem tags zuvor auch Freundin «Caro» über 100 Meter-Hürden das angestrebte Finale verpasst hatte. Gequält von einerakuten Kapselentzündung im Fuß, die ihn schon im Trainingzurückgeworfen hatte, musste Bayer mit 7,98 Metern vorfristig dieSegel streichen und schied als 19. aus.
«Ich bin schon sehr enttäuscht. Aber so überraschend kommt dasAusscheiden nicht, ich habe Schmerzen bei jedem Schritt», erklärteBayer mit blassem Gesicht. «Ich hatte so viele Schmerztabletten drinund auch eine Spritze bekommen. Trotzdem hab ich es versucht», fügteer hinzu, nachdem er erst fünf Minuten vor dem Wettkampf entschiedenhatte, überhaupt zu starten. «Jetzt komme ich nicht umhin, michnächste Woche operieren zu lassen», meinte er deprimiert.
Da halfen auch die Anfeuerungen der 60 000 Zuschauer und diemoralische Unterstützung seiner Liebsten nichts mehr, die auf denRängen unmittelbar an der Weitsprunggrube mitzitterte. Seit ihremHalbfinal-Aus am Vortag hatte sie sich ganz in seinen Dienstgestellt. «Sie hat mir die Entscheidung frei gestellt, da habe ichganz allein entschieden», sagte Bayer und machte deutlich, wie sehrihn die Verletzung handicapte. «Nur Krafttraining und Tischtennis.Nicht die optimale WM-Vorbereitung.»
Tags zuvor hatte der Hallen-Europarekordler den WM-Abschied seiner«Caro» nicht live im Stadion verfolgt, da er sich auf seinenWettkampf vorbereiten musste. Eine «Lovestory» wie bei den deutschenTitelkämpfen war dem Paar in Berlin schon wegen des Zeitplans nichtvergönnt. In Ulm hatten sich beide innerhalb von 116 Sekunden für dieWM qualifiziert.
Trainer Joachim Schulz, der erst in dieser Woche aussprach, dasser Bayer zutraue, als erster Mensch die neun Meter zu knacken, konnteden WM-Auftritt seines Athleten nur mit einem fassungslosenKopfschütteln quittieren. Durch die Entzündung war nichts mehr da vonder Form, die Bayer noch bei den deutschen Meisterschaftenauszeichnete, als er sich mit 8,49 Meter in die Weltspitzekatapultierte.
Der erste gemeinsame Auftritt war in Berlin für das Paar schon imVorfeld zu einer argen Belastungsprobe für die Beziehung geworden.«Es gibt kaum eine Chance, sich viel zu sagen. Man ist so angespannt,da keifen wir uns eher an», hatte Nytra eingeräumt. Im Trainingslagerhatte sie ihm aber bereits über manch schwere Stunden geholfen. «Siehat mich aufgebaut, wenn ich nicht gerade Freudensprünge gemachthatte, weil der Fuß wehtat», verriet Bayer.
