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Weiterbildung Weiterbildung: Leichtathleten werden an der Starter-Pistole geschult

Von DETLEF ANDERS 22.12.2009, 16:06

QUEDLINBURG/MZ. - "Das ist eine gekrümmte Startlinie", erklärt Wilfried Schütze, und im Hintergrund stöhnt ein Mann mittleren Alters, "da bin ich nicht drauf gekommen." Der Hallenser Wilfried Schütze ist zusammen mit Theo Schwanke Ausbilder für Starter in der Leichtathletik. Erstmals führen sie in der Quedlinburger Regenbogen-Herberge einen Starterlehrgang durch, um für die Leichtathletikvereine des Landes frisch ausgebildeten Nachwuchs zu bekommen.

Aus Wernigerode, Blankenburg, Quedlinburg, Halle und sogar aus Leipzig sind Sportler gekommen. Zwar konnten am Ende nicht alle die Prüfungsfragen vollständig richtig beantworten, doch Wilfried Schütze ist zufrieden. "Wenn die Leute das in der Praxis so bringen, wie sie es in der Theorie gezeigt haben, dann sieht es in Sachsen-Anhalt recht gut aus."

Seit 37 Jahren ist der heute 69-Jährige Leichtathletik-Kampfrichter. Ausgebildete Starter, die mit den Startrevolvern hantieren dürfen, gibt es nicht sehr viele im Land. "Nicht jeder Kampfrichter ist als Starter geeignet", betont Schütze. Ein Starter müsse Ruhe ausstrahlen, alle Regeln beherrschen, ein gutes Auge und Reaktionsvermögen haben, aber auch Einfühlungsvermögen. Schließlich könne bei Sechs- bis Achtjährigen nicht derselbe Maßstab angelegt werden, wie bei Jugendlichen. "Es gibt alte Starter, die das Gespür nicht mehr haben."

Mit 30 Jahren ist der Quedlinburger Oliver Rosplesch einer der Jüngsten im Lehrgang. Bislang mussten für Wettkämpfe in Quedlinburg Starter aus der Umgebung geholt werden. "Jetzt haben wir mal einen im Verein, wenn Meisterschaften sind", meint der Ingenieur, der in der ersten Klasse zur Leichtathletik kam und seit sieben Jahren schon als Trainer bei den Leichtathleten der TSG GutsMuths arbeitet.

Als früherer Berufssoldat und Sportschütze ist Michael Kendzia (53) den Umgang mit Waffen gewöhnt. "Aber das kann man nicht vergleichen. Beim Sportschießen schieße ich auf Scheiben - da kommen Löcher rein - und hier schieße ich mit Platzpatronen." Für den Sportler aus Salzmünde ist die Ausbildung Neuland. "Ich bin jetzt im Ruhestand und wollte mich ein bisschen beschäftigen. Um nicht einzurosten, habe ich mich für die Kampfrichterausbildung bei der Leichtathletik entschieden." Der frühere Läufer des Sportvereins Hallensia zeigte sich von den Fachkenntnissen des Ausbilders und den Erfahrungen der anderen Lehrgangsteilnehmer beeindruckt. Als Fast-Hallenser lobte Kendzia aber auch das schönen Ambiente des Quedlinburger Weihnachtsmarktes, über den die Teilnehmer zogen. Nur die Beleuchtung des Weihnachtsbaumes wäre in Halle viel schöner.

Lothar Fricke, der Quedlinburger Abteilungsleiter, hatte den Lehrgang erstmals in die "Provinz" geholt. "Warum soll ein Lothar Fricke als Kampfrichter immer reisen, wenn es vor der Haustür auch Ausbildungsräumlichkeiten gibt." Und mit dem Weihnachtsmarkt kann man ebenfalls locken.