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Weiter Wirbel um Polanski-Festnahme

01.10.2009, 15:44

Paris/Köln/Zürich/New York/dpa. - Die Festnahme von Star-Regisseur Roman Polanski sorgt weiter für heftigen Wirbel. Auch zum Auftakt des Filmfestivals Cologne Conference gab es böse Worte in Richtung der Schweizer Behörden.

In den USA löste Talkmasterin und Schauspielerin Whoopi Goldberg mit einer Solidaritätsbekundung eine Welle der Empörung aus. In der Fernsehshow «The View» sagte Goldberg (53) Medienberichten zufolge, das Polanski zur Last gelegte Sexualdelikt sei keine «gewaltsame Vergewaltigung» gewesen. Später ruderte sie zurück. Auf ihrer Twitter-Seite betonte Goldberg, ein 45-Jähriger, der mit einer 13-Jährigen gegen deren Willen Sex habe, sei ein Vergewaltiger. «Wir müssen unsere Kinder schützen.»

Beim Filmfestival in Köln gab es erneut heftige Kritik am Vorgehen der Schweiz in dem Fall. Das Land sei nun wirklich nicht dafür bekannt, dass es zum Beispiel jeden Wirtschaftskriminellen rigoros ausweise, kritisierte Gründungsdirektor Lutz Hachmeister. Nun wolle es mit der Verhaftung des 76-jährigen Regisseurs offenbar ein Exempel statuieren, um seine Rechtsstaatlichkeit unter Beweis zu stellen.

«Hier geht es um die Art und Weise, wie Polanski in Zürich festgenommen worden ist», sagte Hachmeister am Mittwochabend in Köln. Erst sei er in die Stadt eingeladen worden, um einen Preis in Empfang zu nehmen, dann sei der Zugriff erfolgt. «Hier geht es nicht um so eine Prominentensolidarität», versicherte Hachmeister. Das Handeln der schweizerischen Behörden sei einfach nicht in Ordnung. Polanski sollte bei der Cologne Conference eigentlich mit dem Filmpreis Köln ausgezeichnet werden.

Die Behörden in der Schweiz hatten Polanski am Samstag auf Bitten der USA hin verhaftet. Der Oscarpreisträger hatte dort vor 32 Jahren Sex mit einer 13-Jährigen - was in Kalifornien als Vergewaltigung gilt. Er soll nun an die US-Behörden ausgeliefert werden.

In der Schweiz wurde unterdessen bekannt, dass Polanski dort in der Vergangenheit Steuern zahlte. Das bestätigte die Gemeinde Saanen dem «Tages-Anzeiger». Polanskis Wohnung in einem luxuriösen Chalet in Gstaad habe einen Wert von 1,6 Millionen Franken (1 Million Euro). Somit bezahle der französisch-polnische Doppelbürger eine Grundsteuer von 2392 Franken (1576 Euro).

Dass Polanski nicht früher verhaftet wurde, obwohl er in der Schweiz gemeldet war, wurde mit dem fehlenden Niederlassungsausweis begründet. Ein Abgleich mit dem internationalen Fahndungssystem finde so nicht statt, sagte eine Sprecherin der Steuerverwaltung in Bern «Blick.ch».

Polanski hat angekündigt, mit allen Mitteln gegen seine Auslieferung kämpfen zu wollen. Helfen soll ihm dabei der US-Star-Anwalt Reid Weingarten. Der Jurist gilt als Strippenzieher in Washington und ist ein enger Freund von Generalstaatsanwalt Eric Holder. Unterstützung erhält Polanski zudem von zahlreichen Freunden, Kollegen und auch von Politikern. Viele von ihnen fordern eine bedingungslose Freilassung des 76-Jährigen.