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Wanderritt im französischen Jura Wanderritt im französischen Jura: Mit jedem Hufschlag der Natur näher

Von Daniela David 13.06.2003, 09:33
Entspannung hoch zu Ross - die Pferde, auf denen der französische Jura «erritten» werden kann sind an das Auf und Ab zwischen Berg und Tal sowie an schwierige Böden gewöhnt. (Foto: Daniela David/dpa/gms)
Entspannung hoch zu Ross - die Pferde, auf denen der französische Jura «erritten» werden kann sind an das Auf und Ab zwischen Berg und Tal sowie an schwierige Böden gewöhnt. (Foto: Daniela David/dpa/gms) Daniela David

Besancon/dpa. - Es geht steil den Hügel hinauf, die Pferde klettern wie Gämsen. Von einem Plateau aus eröffnet sich der Blick auf die Landschaft des französischen Jura: Berge und Täler, so weit das Auge reicht. Dieser dünn besiedelte Teil der Region Franche-Comté nahe der Grenze zur Schweiz ist sehr ursprünglich und vom Tourismus noch kaum entdeckt. «Dort drüben, das ist der Crêt de Chalame», sagt Wanderreitführer Jean-Yves Comby und deutet auf einen 1545 Meter hohen Berg. «Er wird uns auf dem Ritt die nächsten Tage begleiten.»

Gleich am ersten Tag stellen die Pferde - eine Kreuzung aus Araber und Highland-Pony - ihre Fähigkeiten unter Beweis: Auf schwierigem, steinigem Untergrund finden sie sich mühelos zurecht. Sie klettern stundenlang über Felsen und waten durch sumpfigen Morast. Die Tiere sind an die Bergwelt gewöhnt - ganz anders als die Freizeitreiter.

Jeden Tag wird eine ausgedehnte Mittagspause eingelegt. Während die Pferde abgesattelt vor sich hin dösen, können die Reiter ihr Picknick aus der Satteltasche genießen: typisch französisch mit Baguette, Käse und Wein. Danach geht es in entspannter Atmosphäre weiter: Viel Schritt, immer wieder Trab und ab und zu ein rasanter Galopp. Die Seele kann bei diesem Reisetempo gut mithalten.

Die vier bis sechs Stunden täglich im Sattel machen auch wenig trainierten Reitern kaum etwas aus. Und mit jedem Hufschlag entschwindet die Hektik des Alltags ein Stückchen weiter in der Ferne. Jeden Abend trifft die Reitergruppe bei einer Herberge ein. Dort heißt es dann: Pferde absatteln, putzen, füttern und tränken. Die Tiere verbringen die Nacht auf einer nahe gelegenen Koppel.

Insgesamt gibt es im Jura mehr als 2000 Kilometer gekennzeichnete Reitwege. Die Unterkünfte bieten einfachen Standard: Geschlafen wird im eigenen Schlafsack meist in Doppelstockbetten in Schlafsälen. Doch zählt weniger der Komfort als die Atmosphäre des Hauses: «Die Herbergsfamilie kocht für alle und teilt den Tisch mit den Gästen», erklärt Jean-Yves Comby am ersten Abend seinen Begleitern. Bei gutem Essen und einem Glas Wein lernen sich die Menschen schneller kennen.

Bei ihren Touren sollen die Reit-Urlauber den Hochjura in seiner ganzen Vielfalt kennen lernen. Dazu gehört auch ein Besuch in einer Käserei. Am zweiten Tag reitet die Gruppe dazu nach Les Moussières. Die Pferde werden vor dem Gebäude angebunden. Während sie Pause haben, lassen sich die Reiter die Kunst der Käseproduktion zeigen, die hier eine mehr als 800-jährige Tradition besitzt. «Bleu du Haut-Jura», «Morbier» und «Compté» heißen die Käsesorten der Region.

Am Tag darauf geht es lange durch einen lichten Buchenwald, der smaragdgrün leuchtet. Die Hufe rascheln im Laub, das Licht fällt sanft durch die Baumkronen. Weit und breit sind weder Menschen noch Häuser oder Autos zu sehen. Pferde und Reiter sind wie in einem Kokon der Ruhe eingesponnen - und alle genießen diese Zeit zum Träumen.

Am letzten Tag bietet Jean-Yves den Reitern noch einmal einen Höhepunkt. Er führt die Gruppe auf einen steilen Hügel. Der Ausblick ist dort faszinierend. Und wie am Anfang, so steht er auch am Ende: der Crêt de Chalame als felsiger Orientierungspunkt im Hochjura.

Informationen: Maison de la France, Westendstraße 47, 60325 Frankfurt (Tel.: 0190/51 00 25, Fax: 0190/59 90 61 für jeweils 62 Cent pro Minute). Die Broschüre «Vacances à cheval» («Ferien zu Pferde») gibt es bei: Comité Régional du Tourisme de Franche-Compté, La City, 4 Rue Gabriel Plancon, 25044 Besancon (Tel. von Deutschland: 0033/3/81 25 08 08, Fax: 0033/3/81 83 35 82). Ein sechstägiger Ritt inklusive Vollpension und Gepäcktransport kostet etwa 650 Euro.