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Wandern auf den Kämmen des Teutoburger Walds

Von Thorsten Wiese 27.06.2007, 12:37

Bielefeld/dpa. - «Und das ist unser Strand» - mitten im Wald tut sich neben dem Wanderweg eine Sandgrube auf. Ganz ernst meint es Silke Erdmann vom Wanderwegenetz Hermannshöhen mit ihrer Bemerkung nicht - in Ostwestfalen-Lippe ist das Meer schließlich weit weg.

Doch tektonische Verschiebungen haben über die Jahrhunderte hinweg Vorkommen von feinem Sand hinterlassen: die Senne. Wer hierher in den «Fernen Osten» von Nordrhein-Westfalen kommt, will allerdings wandern und nicht baden. Denn für ausgedehnte Touren zu Fuß bietet die Region zwischen Münsterland und Sauerland zahlreiche Möglichkeiten.

Auf dem Hermannsweg und dem Eggeweg sind 220 Kilometer Strecke ausgeschildert. Vor allem Wald, Moor, Heide und Bachläufe gibt es im Teutoburger Wald zu sehen, dem Mittelgebirge, auf dessen Kamm die Wege verlaufen. Rechts und links der Routen fällt das Gelände ab und eröffnet an den Aussichtspunkten den Blick nach Norden auf das Wiehengebirge. Nach Süden blicken Wanderer in die Senne.

Der Hermannsweg im Westen der Region ist mit dem Buchstaben «H» an den Bäumen gekennzeichnet, der Eggeweg im Osten mit einem «X». Oben angekommen, ist der Kammweg auch für wenig Trainierte gut zu begehen. Die gut 300 Meter Höhe müssen Spaziergänger aber erst erklimmen. Die bekannteste Sehenswürdigkeit der Region, das Hermannsdenkmal bei Detmold, steht sogar 386 Meter über dem Meer. Das Abbild des Cheruskerfürsten Arminius erinnert an die Schlacht am Teutoburger Wald, in der die Germanen im Jahr 9 nach Christus die Römer schlugen.

Die höchste Erhebung auf dem «Teuto» ist der Velmerstot. Die höhere seiner beiden Kuppen erreicht 486 Meter und ist erst seit wenigen Jahren wieder für jedermann zugänglich: 1995 baute die NATO ihre Raketenbasis ab. Auf dem «Preußischen Velmerstot» blühen gelber Ginster, Margeriten und Fingerhut. Vom Aussichtsturm aus können Besucher bis zur Weser, den Kasseler Bergen und zum 12 Kilometer entfernten Hermannsdenkmal blicken. «Bei gutem Sommerwetter kann man hier auch bis zum Brocken sehen», sagt Jan Preller vom Forstamt Paderborn.

Über den Berg verlief einst die Landesgrenze zwischen Preußen und dem Freistaat Lippe. Auf einem eigenen Namen für die zweite der beiden Kuppen haben die Lipper bis heute bestanden: Der «Lippische Velmerstot» ist keine zehn Gehminuten entfernt, etwas flacher und hat den höchsten Punkt auf Sandstein, auf dem sich prima klettern lässt.

An rund 50 Stellen am Fuß des Kammwegs ist der Einstieg möglich, ein weißes, liegendes «V» auf schwarzem Grund markiert jeweils den Zugang. Das Auto können Wanderer auf «Wanderparkplätzen» abstellen, zwischen einem und 9,5 Kilometer lang sind die Zugangswege zum Kamm. Für alle, die abends noch etwas unternehmen wollen, bieten sich Bielefeld und Detmold zum Übernachten an. Weitere Sehenswürdigkeiten sind die Sparrenburg und die Altstadt von Bielefeld, Deutschlands größtes Freilichtmuseum in Detmold und die Sandstein-Formation Externsteine in Holzhausen ein Stück westlich von Horn-Bad Meinberg.

An vielen Stellen gibt es auch Rundwanderwege, die schnell zu bewältigen sind. Einer von ihnen ist der Tönsbergwanderweg, der von Oerlinghausen auf die Höhenlage führt. Hier können Wanderer am Ende des Tages ihre Füße entspannen - im Sennesand. Denn ein bisschen Strandgefühl kann im Sommer dann doch aufkommen, sagt Silke Erdmann: «Im Sommer sitzen hier die Jugendlichen und grillen.»

Informationen: Teutoburger Wald Tourismusmarketing, Jahnplatz 5, 33602 Bielefeld, Telefon: 0521/967 33 25

Teutoburger Wald: www.teutoburgerwald.de

Hermannshöhen: www.hermannshoehen.de