Vogelnest, Wasserwürfel, UFO Vogelnest, Wasserwürfel, UFO: Pekings wegweisende Olympia-Bauten

Peking/Hamburg/dpa - Neben den Wettkampfanlagen bietet Peking noch rund 60Trainingsstätten an. «Alle Bauarbeiten laufen nach Plan», versicherteder Chefingenieur und Sprecher des olympischen Baubüros, Wu Jingjun.Auch die Kosten lägen innerhalb des veranschlagten Haushalts.Allerdings machte auch er wie das offizielle China überhaupt keine Angaben über die Höhe der Bauinvestitionen.
Herzstück der Sommerspiele in Chinas Hauptstadt ist der Olympia-Park «Olympic Green». In dem 1135 Hektar großen Gelände, rund 13Kilometer nördlich vom zentralen Platz des Himmlischen Friedens(Tian'anmen) gelegen, stehen die drei wichtigsten Anlagen: DasOlympiastadion für Leichtathletik, Fußball-Finale sowie Eröffnungs-und Schlussfeier, das Nationale Schwimm-Zentrum für Schwimmen,Springen und Synchron-Schwimmen sowie das Nationale Hallenstadion fürTurnen und Handball-Finals. Dazu kommen Hockey- und Tennis-Stadion,Fecht-Halle, Bogenschieß-Anlage, Stadion und Halle des olympischenSportzentrums für Fußball, Modernen Fünfkampf und Handball sowie dieYing Tung Schwimmhalle für Wasserball.
Der markanteste Bau ist das 91 000 Zuschauer fassendeOlympiastadion, das wegen seiner einzigartigen Form «Vogelnest»genannt wird. Entworfen wurde es von den Schweizer ArchitektenJacques Herzog und Pierre des Meuron, von denen auch die Münchner«Allianz Arena» stammt. Am Entwurf war auch der renommiertechinesische Künstler und Architekt Ai Weiwei beteiligt. Der 50-Jährige hat in diesem Sommer in Deutschland Schlagzeilen gemacht, alser in einer Kunstaktion 1001 Chinesen zur Documenta nach Kasselbrachte. Und ein Unwetter ließ seinen zwölf Meter hohen Turm ausHolztüren und Fenstern alter, dem Pekinger Bauboom zum Opfergefallener Häuser einstürzen.
«Wir wollten eine Form schaffen, die große Vorstellungskraft zeigtund zu einem Stück wird, das der Freiheit gleicht», sagte Ai Weiwiezum Stadion, das angeblich nur 3,1 Milliarden Yuan (310 MillionenEuro) kosten und als letzte der Olympia-Anlagen erst Ende März 2008fertig gestellt sein soll. «Es ist gleichmäßig geschaffen, egal vonwelcher Seite sich jemand nähert. Es ist nicht nur eine Einrichtungfür den Sport, sondern steht vielmehr in einer kulturellen Beziehungzur Geschichte und dem Vorstellungsvermögen der Gegenwart.» Für denChef der Koordinierungskommission des Internationalen OlympischenKomitees (IOC), Hein Verbruggen (Belgien), wird das «Vogelnest» aufjeden Fall «künftig ein Symbol dieser Stadt, wie das Opernhaus inSydney» sein.
Das Schwimm-Stadion (Water Cube) besticht durch seineaußergewöhnliche Außenhaut. Die Membrankonstruktion aus blauleuchtenden Kunststoff-Folien garantiert hohe Lichtdurchlässigkeitund wird von ihren Architekten als «international größtes Gebäude»dieser Art angepriesen. Der «Wasser-Würfel» bietet 17 000 ZuschauernPlatz; 11 000 Plätze werden nach den Spielen wieder entfernt.
Alle Wettkampfstätten in Peking liegen nicht mehr als 35 Kilometeroder «höchstens ein halbe Stunde», so heißt es offiziell, vomOlympischen Dorf entfernt. Den weitesten Weg haben Ruderer undKanuten zurückzulegen, die ihre Besten in «ländlicher Idylle» inShunyi ermitteln. In der Nähe des Dorfes Beixiaoying ist einWassersport-Park entstanden, in den nicht nur 5000 Bäume umgepflanztworden sind, sondern in dem als einziger Anlage auf der Welt sowohldie Renn- als auch die Slalomkanuten ihre Kräfte messen können. Einbesonderes architektonisches «Schmankerl» bietet das Bootshaus,dessen Dach an eine rollende Welle erinnert.
Zu den bemerkenswerten Neubauten zählt auch das Radstadion inLaoshan, das wie ein gerade gelandetes UFO vor der eindrucksvollenKulisse der Westberge liegt. Die Schießanlage in der Nähe bestichtdurch die gelungene Kombination von Glas und Holz. «Der Stil derAnlage soll auf den Ursprung des Sports hinweisen: Jagen im Wald»,sagt Chefdesigner Zhuang Weimin.
Aus Peking ausquartiert sind Segeln und Pferdesport sowieVorrundenspiele im Fußball, die auch in Shanghai (1170 Kilometer vonPeking), Tianjin (90), Qinhuangdao (290) und Shenyang (630)ausgetragen werden. Die Segler starten ihre Regatten vommodernisierten Yachthafen in Qingdao (600) aus. Die früher Tsingtaugenannte Hafenstadt und die umliegende Kiautschou-Bucht waren von1897 bis 1914 deutsches Pachtgebiet.
Die Reiter starten nach offizieller Lesart wegenQuarantänebestimmungen im 2100 Kilometer entfernten Hongkong. Dortwerden sie beste Bedingungen in den beiden Anlagen des Hong KongJockey Clubs vorfinden. Dressur und Springreiten werden in einemneuen Stadion in unmittelbarer Nähe der berühmten Galopprennbahn vonSha Tin, die Geländeprüfung der Vielseitigkeitsreiter im Beas RiverCountry Club ausgetragen. Mit der Verlegung der Reiterspiele wolltedie Staatsführung wohl auch den Hongkongern etwas von Olympiaabgeben, um ihren Patriotismus zu stärken. Zugleich soll dadurch auchbei der größten Veranstaltung der Welt demonstriert werden, dass dieehemalige britische Kronkolonie - noch immer eigenständiges Mitglieddes IOC - fester Bestandteil der Volksrepublik ist.
Die Olympia-Anlagen sollen in diesem Jahr bei 26 Veranstaltungengetestet werden. Den Anfang machen am 8. August, genau ein Jahr vorder Eröffnungsfeier, die Junioren-Weltmeisterschaften im Rudern, eininternationales Hockey-Turnier sowie ein internationalesEinladungsturnier der Vielseitigkeitsreiter.