VfL Bochum VfL Bochum: Die «Zaubermaus» setzt auf Gute-Laune-Effekt

BOCHUM/MZ. - Jeder muss für den anderen in die Bresche springen", sagt er. Es sind Sätze aus dem Standard-Rhetorik-Handbuch für Fußball-Lehrer, obwohl er eigentlich den taktischen General-Plan für das entscheidende Spiel des Jahres preis geben soll.
Es geht um nicht mehr und weniger als um den Verbleib in der Fußball-Bundesliga. Vom Endspiel reden sie dieser Tage viel im Revier. Das scheint angebracht, um die Konstellation vor dem samstäglichen Duell des Tabellen-17., VfL Bochum, gegen den 15., Hannover 96, zu beschreiben. Wosz, der Hallenser, der als Spieler beim VfL schon Heldenstatus erlangte, kann sich endgültig ein Denkmal verdienen, sollte er nun als verantwortlicher Trainer den zähen Klassenkampf zu einem glücklichen Ende führen.
Das Vertrauen in den 1,69 Meter großen Spieler, einst Zaubermaus getauft, scheint grenzenlos. Marcel Koller, der drei Mal den Klassenerhalt schaffte, haben sie in dieser Saison verschlissen, einen wirklichen Fachmann, weil er ratlos wirkte. Ebenso Heiko Herrlich, der als Neuling im Vereinsgeschäft die Profis zwar kurzzeitig zusammenfügte, sie dann aber wegen beleidigenden Ansprachen gegen sich aufbrachte. Nun soll Wosz, A-Jugend-Trainer im Hauptberuf, das Kunststück gelingen. Mit welchen Mitteln? "Ich kann nichts probieren, was lange nicht gemacht wurde. Plötzlich Pressing kann ich zum Beispiel nicht spielen lassen. Ich kann nur den Druck von der Mannschaft nehmen. Die Jungs müssen den Rasen umpflügen", sagt Wosz. Und er zitiert ein altes VfL-Idol: "Ich halte es da mit Ata Lameck, der in dieser Woche sagte, dass Fußball einfach ist: elf Männer und auf jeder Seite eine Kiste, in die der Ball rein muss." Das klingt plausibel und doch banal.
Der 40-Jährige setzt auf die scheinbar einfachen Dinge, um die Serie von elf sieglosen Spielen aus den Köpfen der schlechtesten Rückrunden-Mannschaft zu bekommen: Zusammengehörigkeits-Gefühl und gute Laune. "Im Training wurde zuletzt viel gelacht", hat Sportchef Thomas Ernst beobachtet. Er glaubt: "Die Mannschaft wird sich zerreißen." Für sich selbst, für Wosz und für die Fans, die gerade den späten Schulterschluss mit dem Team inszenieren. Hunderte strömten am Freitag um 17 Uhr zum Abschlusstraining. 10 000 bekommen am Sonnabend ein T-Shirt im Stadion: "Gestern, heute, morgen", steht darauf, was auch nicht besonders originell wirkt.
Was ist Sonntag? Da möchten sie alle einen Kater von der Klassenerhalt-Sause haben. Torwart Philipp Heerwagen: "Ich träume davon, mit einem riesigen Bierfass in der Hand im Stadion zu stehen und mir den Inhalt selbst über den Kopf zu kippen." Oder Ernst und Wosz müssen sich mit der Relegation beschäftigen. Der Fall träte ein, würde der VfL siegen und ebenso die Nürnberger gegen Köln. Diese haben aktuell die um einen Treffer bessere Tordifferenz. Oder gibt es den sechsten Abstieg der Vereinsgeschichte? Dann ist das Experiment mit Wosz gescheitert. "Mit dem Misserfolg beschäftige ich mich jetzt nicht", sagt er. Leise und besonnen.
Sky und Liga-Total übertragen alle Partien des letzten Spieltags live.