VfL Bochum
Realität und Anspruch machen Bochum schwer zu schaffen. Zu Beginn der vierten Erstliga-Saison in Folge hatte das für Trainer Marcel Koller Konsequenzen. Der schon länger umstrittene Schweizer wurde nach vier Punkten aus sechs Spielen als Buhmann bloßgestellt und gefeuert. Obwohl der Kader wegen knapper Finanzen nicht auf jeder Position bundesligatauglich besetzt ist, erwartete man von Kollers Mannen mehr. Mit dem Rausschmiss hoffen die Verantwortlichen zumindest auf einen Stimmungsumschwung bei Team und Fans. Viele hatten sich im heimischen Stadion lautstark von Koller abgewendet.
Auch der mächtige Aufsichtsratschef Werner Altegoer, der in zahlreichen kritischen Situationen stets zum Schweizer gehalten und dessen Weiterbeschäftigung durchgesetzt hatte, war nun zu dem Schluss gekommen, dass die Atmosphäre in Bochum zu vergiftet und eine gedeihliche Zusammenarbeit nicht mehr möglich war. «Wir sind unter Berücksichtigung aller Umstände zu der Erkenntnis gelangt, dass es keinen Zweck mehr hatte, so weiterzumachen. Auch Marcel Koller, den ich nach wie vor sehr schätze und für einen hervorragenden Trainer halte», sagte Altegoer.
Doch der Druck von außen soll es es nicht allein gewesen sein, der Koller den Job gekostet hat. Trotz aller Teambuilding-Maßnahmen in der Saison-Vorbereitung wie der gemeinsamen Besteigung eines Schweizer Berggipfels gelang es dem 48-Jährigen nicht mehr, seine Kritiker zu überzeugen und Feuer im Team zu entfachen. «Nur beim 1:0 gegen Hertha haben wir leidenschaftlich gekämpft. Diese Basics haben zuletzt gefehlt», analysierte Sportvorstand Thomas Ernst.
Beim Unternehmen Klassenverbleib setzte man bei der Zusammenstellung des Kaders notgedrungen auf Altbewährtes. Für teure Neuverpflichtungen fehlten dem Revierclub schon fast traditionell die finanziellen Mittel. 400 000 Euro kostete Mittelfeldspieler Andreas Johansson. Der Schwede kam von Halmstads BK. Doppelt so teuer war der slowenische Nationalspieler Zlatko Dedics. Der Stürmer, der zuletzt in der italienischen Serie B spielte, unterstützt den Bochumer Angriff um Stanislav Sestak, der mit neun Treffern in der vergangenen Saison bester VfL-Torschütze war.
Eine große Hoffnung der Bochumer ist, dass Ex-Nationalspieler Paul Freier wieder zu alter Stärke zurückfindet. Der Mittelfeldspieler konnte nach seiner herbeigesehnten Rückkehr aus Leverkusen in seiner alten Heimat Bochum noch nicht komplett überzeugen. «Ich weiß, dass von mir mehr kommen muss», sagte Freier, der zuletzt im März 2007 das DFB-Trikot trug.
Das Aufgebot:
Tor: 1* Daniel Fernandes, 18 Philipp Heerwagen, 26 Andreas Luthe, 31 René Renno
Abwehr: 2 Matias Concha, 4 Marcel Maltritz 6 Christian Fuchs, 20 Mergim Mavraj, 21 Marc Pfertzel, 24 Philipp Bönig, 25 Anthar Yahia, 30 Patrick Fabian
Mittelfeld: 5 Christoph Dabrowski, 7 Paul Freier, 8 Andreas Johansson, 15 Daniel Imhof, 19 Dennis Grote, 22 Mimoun Azaouagh, 23 Shinji Ono, 27 Kevin Vogt
Angriff: 9 Stanislav Sestak, 10 Joël Epallé, 11 Zlatko Dedic, 14 Diego Fernando Klimowicz, 16 Vahid Hashemian
* Zahl ist jeweils die Rückennummer
(Stand: September 2009)